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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dazu kam die in jedem bewohnten Raum befindliche Sprechanlage; bei der Weitläufigkeit des Châteaus hatte es sich als nützlich erwiesen, überall eine Kommunikationseinrichtung für den Notfall präsent zu haben.
    »Laß es klingeln«, seufzte Nicole. »Raffael wird rangehen und den Anrufer abwimmeln.«
    In der Tat wurde es nach dem siebten Durchläuten wieder still. Raffael Bois, der alte Diener, hatte das Gespräch also wie erwartet abgefangen.
    Nicole hatte gerade Zamorras Hemd geöffnet, als die nächste Störung hörbar wurde. Raffael meldete sich über die Sprechanlage.
    »Monsieur Zamorra, es ist wichtig. Der Earl of Pembroke ist am Apparat, und er ist ebenso ungeduldig wie ungehalten.«
    »Ich bin beschäftigt. Richten Sie ihm einen herzlichen Gruß aus - ich rufe in etwa einer Stunde zurück.«
    »In etwa drei Stunden - frühestens!« flüsterte Nicole und zupfte an seinem Hemd.
    »Monsieur, es tut mir leid, aber der Earl läßt sich nicht vertrösten, hat er gleich zu Anfang gesagt. Wenn Sie nicht sofort mit ihm sprechen wollten, läßt er ausrichten, träfe Sie die Katastrophe eben unvorbereitet; für die etwaigen Folgen könne er keinesfalls aufkommen.«
    Zamorra stöhnte auf. »Himmel, macht der es dramatisch. Hat er nicht wenigstens eine Andeutung gemacht, worum es sich handelt, Raffael?«
    »Ich bedaure zutiefst.«
    »Also schön«, sagte Nicole und ließ sich malerisch auf das Fell zurücksinken. »Da es der Earl of Pembroke ist, solltest du ihm den Gefallen tun, cheri. Ich warte hier vorm Kamin. In der Zwischenzeit werde ich herauszufinden versuchen«, sie deutete auf die Modemagazine, »was ich im nächsten Sommer nicht anziehe.«
    »Ich komme, Raffael«, ächzte der Parapsychologe; mit wehendem Hemd enteilte er zum nächsten Apparat in einem der benachbarten Zimmer. Derweil fragte Nicole sich, was geschehen sein mochte, daß der Earl so drängte. Bei ihm und seinem Gespenster-Asyl hatte es doch noch nie Probleme irgendeiner Art gegeben!
    Nach einer Weile kam Zamorra zurück. Kopfschüttelnd und das Hemd wieder zuknöpfend, blieb er vor Nicole stehen.
    »Ich fürchte, cherie, wir haben ein sehr ernstes Problem!«
    ***
    Nik Landaron zog sich wieder an. Er schlang sich den schweren Ledergürtel um die Taille und klinkte die samtüberzogene Metallscheide mit dem handgearbeiteten Degen in die Halteösen ein. Dann griff er nach dem Schultermantel, aber bevor er ihn sich überwarf, beugte er sich über die blonde Sula und küßte sie noch einmal zum Abschied. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und versuchte, ihn zu sich auf das Bett zurückzuziehen. Aber er befreite sich.
    Es tat ihm ja selbst weh, aber es mußte sein. »In ein paar Minuten erwacht dein Vater, und dann sollte ich nicht mehr in Sichtweite des Hauses sein«, sagte er. »Ich will den Streit nicht.«
    »Ich doch auch nicht«, sagte das blonde Mädchen leise. »Wenn ich ihn doch nur überzeugen könnte.«
    Landaron lächelte. »Versuche es einfach weiter«, bat er. »Oder - überlege dir, ob du nicht doch lieber mit ihm brechen solltest. Du kannst ohnehin nicht ewig bei ihm bleiben, und er nicht bei dir. In zehn oder zwanzig Sommern stirbt er. Und dann ist dein Leben fast vorbei, das du ihm geopfert hast. Ich kann und will dich zu nichts zwingen, dafür liebe ich dich zu sehr. Aber irgendwann muß eine Entscheidung fallen. Ich kann nicht jede Nacht heimlich hier aufkreuzen und heimlich wieder verschwinden.«
    »Das sehe ich ja ein«, klagte sie leise. »Aber ich kann ihn doch nicht einfach so verlassen - nicht ausgerechnet jetzt, wo er krank ist!«
    So krank, daß er mich vor drei Tagen anrempelte und fast verprügelt hätte -auf offener Straße, dachte Landaron. Der alte Mann haßte die Krieger. Er haßte sie, weil er den Krieg haßte. Der hatte ihn drei Söhne gekostet. Drei, die zur Miliz gepreßt worden waren, weil der König Soldaten brauchte. Und da kam dieser junge Schnösel herbei, der sich zu allem Überfluß auch noch freiwillig gemeldet hatte, um Offizier zu werden, und wollte ihm seine einzige Tochter, sein letztes Kind, nehmen!
    Liebend gern hätte Nik Landaron ihm den Grund verraten, weshalb er Krieger und Offizier geworden war. Aber das war zu gefährlich. Vielleicht würde er es dem alten Mann auf dem Sterbebett verraten können. Aber das dauerte hoffentlich noch viele Jahre. Nik Landaron respektierte den alten Brick Solonys im gleichen Maße, wie jener den jungen Krieger verabscheute. Nik wollte nicht die Hand gegen den

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