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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Vater seiner Geliebten erheben müssen — nicht einmal, um sich zu wehren.
    Aber er liebte auch Sula und hatte sie gern geheiratet. Er wünschte sich, das Mädchen würde sich tatsächlich entscheiden und der nicht nur schützenden, sondern auch kontrollierenden Hand ihres Vaters entweichen. Landaron hatte es satt, sich immer wieder wie ein Dieb in das Haus zu schleichen, wenn er mit Sula allein sein wollte - um mit ihr zu schlafen, oder auch einfach nur, um mit ihr zu reden. Tagsüber stieß das auf Schwierigkeiten, weil er Dienst hatte. Als Vizehauptmann besaß er zwar erhebliche Privilegien, aber einem Teil der militärischen Disziplin war er trotzdem unterworfen - vor allem, wenn er auf der Karriereleiter weiter emporsteigen wollte, und das so rasch wie möglich. Sich abends mit Sula zu treffen, war auch fast unmöglich; ihr alter Vater pflegte ein reiches gesellschaftliches Leben und nahm seine Tochter praktisch überallhin mit, teilweise als bildhübsches Aushängeschild, teilweise auch als Ersatz für seine zu früh verstorbene Frau. Da er niemals eine andere Partnerin hatte erwählen wollen, in den gesellschaftlichen Kreisen, in welchen er sich bewegte, aber ein Mann allein, ohne weibliche Begleitung, nicht viel galt, nahm er eben seine Tochter mit. Er brauchte sie, und er hatte ihr über viele Jahre auch das Gefühl eingeimpft, daß sie ihn nicht allein lassen durfte. So zumindest kam es Landaron vor.
    Und nachts - war es unmöglich, daß Sula ihrerseits zu Nik kam. Niemand hätte sie auf das Kasernengelände gelassen. Damenbesuch im Quartier der unverheirateten Offiziere war für alle unverheirateten Offiziere da. Und Nik wollte sie nicht zu einem Wanderpokal für die Kameraden herabwürdigen, nur um anschließend auch noch mit ihr Zusammensein zu können. Also mußte er zu ihr gehen. Wären Sie miteinander verheiratet, wäre alles viel einfacher: Er bekäme eine Einzelbaracke, und mit dem Zeichen der Offiziersgattin ausgestattet, würde sich kein anderer mehr an ihr vergreifen, wenn er nicht auf der Stelle hingerichtet werden wollte.
    »Nik!« sagte sie und streckte die Arme nach ihm aus. Er sah sie an, wie sie wunderschön und unbekleidet da vor ihm lag, und sekundenlang keimte der Gedanke in ihm auf, die Tür von innen verriegelt zu lassen und sich noch einmal zu ihr zu gesellen, um ihre Wärme und ihre Liebe zu spüren. Sie war unglaublich schön, und nicht nur, weil sie sich ihm nackt zeigte - er hatte genug nackte Frauen gesehen, die ihn nicht im mindesten gereizt hatten. Es war viel mehr, was ihn immer wieder fesselte. Es war das, was sich unter ihrer schönen Haut befand. Ihre Seele, ihr Sein.
    Aber dann siegte die Vernunft. Er winkte ihr zu, schloß die Tür auf und verließ das Zimmer. Lautlos huschte er über den Korridor und aus dem Haus -er wußte genau, welche Fußbodenbretter er zu meiden hatte, weil sie knarrten.
    Draußen war es noch dunkel. Am Horizont zeigte sich ein türkisfarbener Streifen; die Sonne würde bald aufgehen. Landaron betrat die Straße.
    Und hatte das Gefühl, daß etwas nicht stimmte.
    Von einem Moment zum anderen war er wieder voll da. Schwelgte nicht mehr in Erinnerungen an Sulas warmen, weichen Körper, dachte nicht mehr an die vier oder fünf Stunden Schlaf, die er sich als Vizehauptmann gleich im Quartier leisten konnte, während die einfachen Krieger mit Aufräum-, Putz- und Flickarbeiten oder Waffenübungen beschäftigt waren. Er war plötzlich hellwach und lauschte in die Dunkelheit.
    Da waren Geräusche.
    Hinter dem Haus.
    Diebe? Einbrecher?
    Ein fast ironischer Gedanke durchzuckte Landaron; vielleicht würde der alte Brick Solonys seine Vorurteile gegen den freiwilligen Offizier endlich begraben, wenn der verhinderte, daß dem Alten seine im Laufe eines langen, erfolgreichen politischen Lebens durch Intrigen oder Bestechlichkeit angehäuften Schätze praktisch unter dem Hintern weggestohlen wurden.
    Der Vizehauptmann sah sich um; die Straße war weit und breit leer. Die schlechtbezahlten Wächter pflegten in solchen Fällen seltsamerweise immer gerade am anderen Ende der Stadt zu sein. Immerhin - vielleicht lag’s daran, daß seit gut zehn Sommern kein Wächter mehr in Ausübung seiner Pflicht erschlagen oder auch nur verwundet worden war.
    Landaron tastete nach dem Signalgeber und schaltete ihn vorsichtshalber in Bereitschaft. Dann zog er lautlos den Degen aus der Scheide.
    Es konnte nicht schaden, wenn er mal hinter dem Haus nach dem Rechten sah.
    ***
    »Das

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