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0487 - Griff aus dem Nichts

0487 - Griff aus dem Nichts

Titel: 0487 - Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vom Stein jemals gesprochen hatten!
    Landaron griff nach der kleinen, so unscheinbar aussehenden Waffe. Er wußte, wie er damit umzugehen hatte, aber er hatte sie noch nie benutzt. Er besaß sie, um sich wehren zu können, falls die Brüder vom Stein seine Absichten, seine Identität, jemals durchschauen und ihm jene Kuttenträger auf den Hals schicken würden. Vielleicht vermißten sein Vater oder ein anderer Priester diese kleine Waffe seit Landarons Verschwinden, vielleicht hatte auch deswegen jemand Schwierigkeiten bekommen. Doch das war etwas, was Nik Landaron allenfalls als wünschenswert empfinden konnte!
    Er zielte sorgfältig und drückte den Kontakt.
    Ein silberheller Blitz zuckte aus der Waffe. Schnell wie ein Gedanke, weit schneller als jeder Pfeil oder Armbrustbolzen, auch schneller als jede Kugel, raste er an dem hintersten der Kuttenträger vorbei und zersprühte funkenwirbelnd an einem Baumstamm. Verfehlt!
    Die Kuttenträger reagierten unheimlich schnell. Die beiden Träger ließen die nackte Sula fallen. Die beiden anderen richteten ihre Arme dorthin, wo sie Landaron vermuteten.
    Er schoß abermals. Diesmal traf er. Der silberhelle Blitz berührte eine der Kutten. Für etwa eine Sekunde loderte sie grell auf und fiel dann als ausglühende Asche in sich zusammen. Von dem, was sich im Innern der Kutte befunden hatte, gab es keine Spur…
    Etwas Leuchtendes wand sich aus den Ärmeln der beiden anderen. Zwei glühende Lichtschlangen, sich krümmend, zuckend, Funken versprühend und sich verästelnd wie Blitze, tasteten sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf Landaron zu. Er warf sich entsetzt zur Seite, überschlug sich, schnellte sich jetzt ohne Rücksicht auf Lärm und Zerstörung davon. Dort, wo er eben noch gewesen war, vereinigten sich die beiden Leuchterscheinungen und trafen das, was hinter ihm war - ein mächtiger Baum, der schon mehr als siebzig Sommer alt war und zu jeder Erntezeit die Lieblingsfrüchte Brick Solonys’ trug. Der Baum glühte wie von innen heraus auf - war im nächsten Moment nur noch ein schwarzer Schattenriß am Morgenhimmel - und verschwand, als hätte es ihn nie gegeben.
    Landaron hielt den Atem an.
    Die beiden Kuttengestalten schienen zu wachsen. Sie drehten sich, wie eine Radar-Antenne! Ganz kurz nur glaubte er ein eigenartiges Leuchten unter den Kapuzen zu sehen, aber es mußte eine Täuschung sein. Licht in einer Farbe, wie er sie zu sehen geglaubt hatte, gab es nicht; er konnte sie später nicht einmal annähernd beschreiben.
    Wieder löste sich das zuckende Leuchten aus den leer scheinenden Ärmeln der Kuttenträger und zuckte auf ihn zu. Sie wußten, wo er war! Er sprang auf, und im Springen löste er die Schließe seines Schultermantels. Er fiel; die unfaßbare Energie streifte seinen Mantel, ließ ihn aufglühen und dann verschwinden wie den alten Obstbaum.
    Landaron preßte sich flach auf den Boden. Er atmete kaum; er bemühte sich, sogar seine Gedanken auszuschalten. Wenn sie ein drittes Mal zuschlugen, konnte er nicht entkommen, soviel war klar. Sie lernten nur zu gut aus ihren Fehlern. Er besaß eine Waffe, mit denen er die Unheimlichen vernichten konnte, aber wenn er sie anwandte, würde er höchstens noch einen von ihnen unschädlich machen können. Die beiden anderen würden ihn mit absoluter Sicherheit auslöschen.
    Einige Zeit verharrten sie noch und drehten sich, gerade so, als wollten sie sichergehen, daß sie ihn erwischt hatten und er keine Gefahr mehr für sie darstellte. Dann endlich nahmen sie ihre Last wieder auf und verschwanden in der türkis schimmernden Morgendämmerung.
    Es dauerte lange, bis Landaron es wagte, sich wieder zu erheben. Als er endlich glaubte, sicher zu sein, war es zu spät, der Spur zu folgen.
    Sie hatten das Mädchen entführt, das er liebte, und er hatte nichts dagegen tun können!
    Er dachte an seinen Signalgeber, den er vorher aktiviert hatte.
    Selbst wenn er damit Alarm gegeben hätte, selbst wenn Krieger gekommen wären - was hätten sie tun können? Sie alle wären ins Nichts geschleudert worden. Ihre Waffen waren gegen die Kuttenträger wirkungslos. Wenn es etwas gab, dann der kleine Blaster, der die silberhellen Blitze verstrahlte. Aber wer außer den Priestern und Nik Landaron besaß schon so eine Waffe?
    Seine Seele brannte.
    Aber er war jetzt sicher zu wissen, was mit jenen Menschen geschah, die hin und wieder spurlos verschwanden… !
    ***
    »Narren!« zischte Robor wütend. »Hirnlose Narren seid ihr!

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