0487 - Im Tempel des Drachen
verzweifelt nach einem Ausweg.
Das spürte Shimada. »Was willst du noch?« fragte er. »Es mit anderen Waffen versuchen lassen? Wer aus den Hölle kommt, lacht über menschliche Dinge. Ich will nur eines. Den Plan.«
Kerenga schüttelte den Kopf.
Shimada hatte die Geste genau erkannt. Sein Kopf bewegte sich nickend nach vorn. Als er ging, sah es so aus, als würde er schweben. »Wenn ich den Plan besitze, werde ich mich in meine Festung zurückziehen und mit ihr in das Land enteilen, das auch für dich wichtig ist. Aber du willst mir den Plan nicht geben. Es ist schade, daß du so handelst. Aber ich habe keine Geduld.«
Er hatte das Wort noch nicht richtig ausgesprochen, als einer den Männer plötzlich aufgurgelte, die Hände hochriß und sie gegen die untere Hälfte seines Gesichts preßte, vor allen Dingen da, wo sich das Kinn zum Hals hin senkte.
Niemand hatte die schnelle Bewegung des Dämons mitbekommen, aber sein Schwert war zielsicher und tödlich.
Kerengas Leibwächter taumelte durch den Raum. Er stieß gegen einen Sessel, schob diesen weiten und fiel dann rücklings über ihn, so daß jeder auf den Mann schauen konnte.
Er lebte nicht mehr.
An seinem Hals befand sich ein hauchdünner, roter Streifen, den ausgereicht hatte, ihn vom Leben in den Tod zu befördern.
Das war Shimadas Stunde. En stand mitten im Raum, diesmal nicht starr. Sein Schwert beschrieb permanent einen Halbkreis. Innerhalb kurzer Zeit wies die Spitze jeweils auf die Brust einer den drei Männer. »Wen möchte als nächsten an den Reihe sein?«
Schweigen breitete sich aus.
»Dann her mit dem Plan!« Shimada drehte sich. Plötzlich wies die Klinge wie ein verlängerter Arm auf Kerenga, der schweratmend auf der Stelle stand und seine zur Schau getragene Selbstsicherheit längst verloren hatte. »Ich warte nicht mehr lange«, sagte Shimada.
»Aber du hast doch zwei Teile. Ich will nur…«
Die Schwertspitze zirkulierte wie ein huschendes Etwas in der Luft. Sie baute sich vor den Augen des Asiaten wie eine schattenhafte Figur auf, die dann auch ihn erwischte.
Mit einem Schnitt schlitzte die Klinge seine Jacke von oben bis unten auf. Und sie drang auch durch das Hemd, wobei sie auf der Haut einen roten Streifen hinterließ.
Der mächtige Asiate winkte in diesem Augenblick lächerlich, wenn nicht der feine Blutstreifen gewesen wäre, der sich auf seiner Haut von oben nach unten abgezeichnet hatte.
»Es war eine Warnung«, erklärte Shimada. Seine Stimme klang wie das Flüstern eines rauhen Bergwinds. »Und zwar die letzte Warnung. Beim nächstenmal ergeht es dir wie dem Toten. Ich will den Plan!« verlangte Shimada. »Her damit!«
Niemand half Kerenga. Er senkte den Kopf und schaute senkrecht an dem Blutstreifen entlang.
Dann atmete en ein. Er saugte die Luft in seine Lungen. Auf seiner Haut lag ein Schauer. Manchmal zuckten auch seine Lippen, dann sah er aus, als würde er lächeln.
Shimada streckte die Schwertspitze wieder vor, so daß sie die Stirnmitte des Asiaten berührte. »Ich kann ihn mir auch einfach nehmen und dich töten!« sagte er. »Aber das will ich nicht. Bei vielen anderen hätte ich es getan, nicht bei dir. Du stehst der Hölle näher als den anderen Seite. So etwas ist immer wichtig. Nur hier sind wir auf verschiedenen Seiten.«
»Ja!« keuchte Kerenga, den bereits die Feuchtigkeit des Blutes auf seiner Stirn spürte. »Du kannst ihn haben. Ich werde ihn dir geben.« Er hatte den flachen Glaskasten in seine Innentasche gesteckt.
Mit zitternden Fingern griff er hinein und holte das Teil, für das er 5 000 Pfund bezahlt hatte, hervor.
Die Schwertklinge sank nach unten. »Leg ihn auf das Schwert!« befahl Shimada.
Kerenga gehorchte. Der kleine Kasten lag sehr bald auf der flachen Seite der Klinge, die Shimada kippte, so daß der Kasten zu ihm hinunterrutschte.
Geschickt fing er ihn auf und ließ ihn irgendwo in seinen Kleidung verschwinden.
Dann nickte er Kerenga zu.
Der Asiate stand unbeweglich auf dem Fleck. Er wagte nicht einmal, sich den Blutstropfen von der Stirn zu wischen. »Aber dir fehlt noch ein Stück des Plans«, flüsterte er. »Um das Versteck zu finden, brauchst du vier Teile, nicht nur drei.«
»Das weiß ich.«
»Dann weißt du auch bestimmt, wer den vierten Teil besitzt, den ich hatte haben wollen.«
»John Sinclair!« sagte Shimada.
»Willst du ihn auch holen?«
»Ich brauche ihn nicht.«
»Du bist feige?«
Shimada lachte. »Selbst ich muß zugeben, daß Sinclair und seine
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