0487 - Im Tempel des Drachen
nächsten Sekunden vor unserer Augen zu Staub, während Shimada mit langen Sätzen durch die Höhle des Drachen jagte und uns zu entkommen versuchte.
Und wieder einmal war es Pandora, die ihm Schutz gab, so daß ihn die geschleuderten Wurfsterne verfehlten.
Sie sorgte für die Sperre zwischen uns und ihm, die keiner überwinden konnte.
Verzweifelt mußten wir mit ansehen, wie sich das blaue Licht verstärkte und Shimada wie einen Schutzmantel umhüllte.
Er schwang den Fächer wie eine kostbare Beute. Ihn hatten wir nicht bekommen, so würde Shao weiterhin als Erbe der Sonnengöttin durch die Dimensionen ziehen.
»Ich hole mir die Handschuhe!« schrie Shimada. »Irgendwann komme ich und holte sie mir zurück.«
Yakup sagte nichts.
Auch wir anderen schwiegen und sahen plötzlich ein gewaltiges, blaues Gebäude über unseren Köpfen schweben.
Die Festung!
Kein Fels mehr, keine Wände, die etwas trennten, hier hatten sich die Dimensionen verschoben.
Vorbei und aus…
Suko lief taumelnd auf Shao zu, Yakup kam zu mir. Er blutete an der rechten Seite und schwankte, weil ihn der Blutverlust geschwächt hatte. »Haben wir gewonnen, John?«
»Zum Teil, du hast die Handschuhe!«
»Ja, sie können auch heilen.«
»Probiere es bei dir selbst aus.«
»Das wollte ich gerade.« Mit dem Handrücken strich er über seine Wunde. Ich schaute ihm dabei zu und sah, daß sie tatsächlich verkrustete und sich vor meinen Augen schloß.
Yakup lächelte. »Sie sind doch etwas Wunderbares«, sagte er. »Heilen ist besser als töten…«
»Da hast du recht.«
Von unserem eigentlichen Helfer sahen wir nichts mehr. Nur noch feinen Staub. Ein Toter war erwacht, um danach endgültig zu sterben. Er war zerrieben worden im großen Kampf zwischen Gut und Böse, der immer weiter andauern würde.
Suko und Shao standen beisammen. »Es gibt Hoffnung«, hörte ich Shaos Stimme. »Es muß uns nur gelingen, Shimada den Fächer abzunehmen. Dann kann ich es schaffen.«
Mein Freund nickte. »Ja, das gibt mir auch Mut. Ich jedenfalls werde alles daransetzen, um den Fächer in die Hand zu bekommen.«
»Und ich helfe dir«, sagte ich. »Yakup sicherlich auch.«
»Das ist Ehrensache«, meldete sich unser türkischer Freund.
»Und wie kommen wir von hier weg?« fragte ich.
Shao lächelte mich an. »Ganz einfach, John. So, wie wir hergekommen sind. Schließlich bin ich noch Amaterasus Erbin…«
Wieder strahlte die Sonne, und wieder veränderte sich die Welt um uns herum.
Magie machte es möglich, daß wir den Tempel des Drachen verließen und eintauchten in unsere europäische Welt.
Sogar nach London und in meine Wohnung.
Wir schauten uns an, sahen die vertrauten Gegenstände, doch eine Person fehlte.
Shao!
»Sie wird zurückkommen«, flüsterte Suko, »davon bin ich fest überzeugt.« Er wandte sich ab. Keiner von uns sollte sehen, daß er sich verstohlen über die Augen wischte…
ENDE des Zweiteilers
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