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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aber wenn schon hin und wieder der Laird ap Llewellyn persönlich hier in Kilt und Bauernstiefeln hereinpolterte, um Ulluquarts Schwarzgebrannten zu genießen, warum sollte dann sein Butler nicht auch hin und wieder einen zur Brust nehmen dürfen, wenn er seinen freien Abend hatte?
    Thurso zuckte mit den Schultern. »Er kam oben vom Caer herunter, glaube ich. Um die Kapelle hat er wie immer einen weiten Bogen gemacht, aber trotzdem müßte er gleich hier hereinstürmen, falls er es sich nicht anders überlegt. Möchte bloß wissen, was er da oben gewollt hat.«
    »Da treibt er sich in letzter Zeit öfters herum«, mischte ein anderer Mann sich ein. »In den letzten Monaten habe ich ihn dreimal zwischen Caer Llewellyn und dem Ben Attow gesehen. Vielleicht solltest du deinem Laird mal einen Tip geben, William!«
    William, der Butler, zuckte mit den Schultern. »Und dann? Meinst du, Sir Bryont sollte ihm verbieten, da herumzuspuken? Vor hundert Jahren wäre das vielleicht noch gegangen, aber schottisches Recht gilt hier ja schon lange nicht mehr, weil die verdammten Engländer uns ihre sogenannten liberalen Gesetze aufzwingen…«
    »Aber die ganze Gegend ist doch Llewellyn-Besitz, oder nicht?« begehrte der Sprecher auf. »Der Laird müßte ihm deshalb doch verbieten können, sich auf seinem Land aufzuhalten.«
    »Der Laird hält Mhôrven für harmlos«, behauptete William. »Und er muß es ja wohl am besten wissen. Warum also regt ihr euch künstlich auf? Wenn euch Rhu Mhôrvens Gesicht nicht gefällt, dann geht ihm aus dem Weg. Irgendwann wird auch er sterben. Keiner ist unsterblich, erst recht nicht Rhu Mhôrven.«
    »Aber der Vogel war schon alt, als ich ein Kind war!« entfuhr es einem weiteren Mann. »Wie lange will er denn noch leben?«
    »Altweibergeschwätz«, murmelte William, um im gleichen Moment zu verstummen, weil Rhu Mhôrven eintrat.
    Augenblicklich wurde es in Keith Ulluquarts Pub ungemütlich!
    Mhôrven sah sich nicht um. Er schwebte auf die Theke zu. Gehen konnte man seine Art, sich fortzubewegen, kaum nennen. Die lange, weit fallende Kutte, die er trug, verbarg die Bewegung seiner Beine und Füße. Seltsamerweise befand sich weder auf seiner Kutte, noch auf seiner Fellmütze, die er jetzt abnahm, auch nur eine einzige Schneeflocke. Dabei war das Schneetreiben draußen in den letzten zwei Stunden noch dichter geworden!
    Thurso fand noch etwas anderes bemerkenswert.
    Seine eigenen Stiefel hatten Spuren hinterlassen. Wasserflecke auf dem Holzfußboden, wo der noch an den Stiefeln klebende Schneerest weggetaut war.
    Rhu Mhôrven hinterließ keine Fußspur!
    ***
    Professor Zamorra fuhr hoch. Er brauchte einige Sekunden, um sich in der Finsternis zu orientieren. Er konnte keine Grabsteine mehr erkennen, und er hielt auch nicht sein Amulett in der Hand, das ihn durch Erwärmung und Vibration vor der Nähe Schwarzer Magie warnte.
    Automatisch schnipste er mit den Fingern. Der Clapcom reagierte auf das typische Geräusch und schaltete die Zimmerbeleuchtung ein. Behutsam wurde das Licht heraufgedimmt.
    Zamorra atmete tief durch. Die digitalen Leuchtziffern der Uhr zeigten an, daß es noch nicht einmal Mitternacht war. »Kein Wunder«, murmelte er. »Kein halbwegs normaler Mensch kann um diese Zeit schlafen!«
    Das war leicht übertrieben. Normalerweise war er ein Nachtmensch. Sein Tag-und Nacht-Rhythmus hatte sich der Lebensweise jener angepaßt, die er jagte -Geschöpfe der Nacht, Vampire, Werwölfe, Geister, Dämonen. Folglich pflegte er wann immer es ging, bis in den Mittag hinein zu schlafen, dafür aber abends und nachts bis in die frühen Morgenstunden hinein wach und aktiv zu sein. Seine Lebensgefährtin, Partnerin und Sekretärin, Nicole Duval, hatte sich diesem Rhythmus ebenfalls angepaßt. Derzeit war aber alles aus dem Lot.
    Nicole war nach Rom »geflüchtet«, und hatte ihren gemeinsamen Freund Ted Ewigk »um Asyl gebeten«. Denn im Château Montagne trieb wieder einmal ein gewisser Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego sein Unwesen, der Mann aus der Vergangenheit. Nicole war nicht länger bereit, dessen Launen zu tolerieren, und hatte Zamorra klar gemacht, daß sie erst dann wieder ins Château zurückzukehren gedachte, wenn Don Cristofero sich dort nicht mehr aufhielt.
    Das allerdings war ein nicht geringes Problem.
    Solange Cristofers Famulus, der namenlose, schwarzhäutige Gnom, es nicht schaffte, seinen exzentrischen Herrn und sich in das Jahr 1673 zurückzuzaubern, mußten die beiden

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