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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erst, der zu einem in der Finsternis leuchtenden Schädel wurde und mit einem geradezu unwahrscheinlichen Tempo heranjagte. Grell glühte es in den Augen auf, und als der Unterkiefer abwärts klappte, schoß ein Feuerstrom aus diesem zu überdimensionaler Größe angewachsenen Schädel hervor und ergoß sich über die Grabstätten. Im gleichen Moment glühten auch die Inschriften an den Steinen auf.
    Sie alle gehörten zu Gräbern des Llewellyn-Clans!
    Und wieder sah der Besucher den letzten Stein besonders deutlich.
     
    R.I.P.
    Sir Bryont Saris ap Llewellyn
    *1.8.1728
    t 20.7.1993
     
    Das war elf Tage zu früh!
    Die grelle Feuerglut, die aus dem Schädel floß, wurde immer stärker und tilgte alles aus - die Inschrift, den Totenacker - und den Besucher.
    ***
    Nach dem zweiten Traum, der noch wesentlich deutlicher war als der erste, schaffte Zamorra es nicht mehr, wieder einzuschlafen. Und das, obgleich er mit Meditationstechnik wieder zur Ruhe zu kommen versuchte.
    Deshalb war er schon ziemlich früh wieder auf den Beinen. Prompt lief ihm Don Cristofero über den Weg. »Parbleu, deMontagne, wie seht Ihr aus mit diesen tiefen Ringen unter den Augen? Mich dünkt, andersherum hätte es seine Richtigkeit und das Beisammensein mit Eurer Mätresse möcht’ Euch arg zusetzen. Doch als sie noch hier in Castillo Montego weilte, saht Ihr stets gesünder und ausgeschlafener aus.«
    »Das ist ja wohl nicht Ihr Problem, Señor Fuego«, brummte Zamorra und schob sich an dem beleibten Zeitreisenden vorbei. Er hatte es sich mittlerweile abgewöhnt, auf Cristoferos sprachliche Eigenheiten einzugehen und redete so mit ihm, wie es im 20. Jahrhundert üblich war. Cristofero sollte sich gefälligst anpassen. Schließlich hätte sich Zamorra, in die Vergangenheit verschlagen, auch nicht wie ein Neuzeitmensch benehmen dürfen.
    »Hach, welch garstige Erwiderung«, seufzte der Grande laut und schlug Zamorra mit seiner breiten Pranke kräftig zwischen die Schulterblätter. »Sagt mir doch Euren Kummer, geschätzter Gastgeber, und denket daran: Cristofero am Morgen heilt Kummer und Sorgen!«
    »Wo hat dieser Vogel denn den Spruch her?« übte Zamorra sich im Selbstgespräch und brachte es fertig, Cristofero abzuschütteln. Statt in den Frühstücksraum ging er ins Arbeitszimmer, und diesmal drehte er den Schlüssel von innen herum. Sein Frühstück konnte er besser genießen, wenn Cristofero sich wieder zurückgezogen hatte. Statt dessen versuchte er es noch einmal, Sir Bryont anzurufen.
    Diesmal bekam er ihn an den Apparat.
    »Nett, auch mal wieder etwas von dir zu hören«, hörte er die Stimme des schottischen Adligen aus dem Hörer. »Kündigst du uns etwa deinen Besuch an?«
    Die Frage brachte Zamorra etwas aus dem Konzept. »Bryont, ich würde liebend gern kommen, bloß habe ich hier einen Verrückten zu beaufsichtigen, der den Weg in seine Zeit nicht mehr findet.«
    »Du meinst deinen vorsintflutlichen Ahnherrn, der dank seines cholerischen Temperaments jedem mit dem Degen unter der Nase herumfuchtelt, der ihm ein paar Takte ansagt?«
    »Woher weißt du denn von dem?«
    Lord Saris lachte leise. »Ja, Zamorra, das Alter… da rieselt schon mal der Kalk, und das Gedächtnis läßt nach, nicht wahr? Du hast mir bei eurem letzten Besuch selbst von diesem komischen Vogel erzählt. Hattest du ihn nicht dem Earl of Pembroke aufs Auge gedrückt?«
    »Der hat ihn wieder rausgeschmissen, und nun habe ich ihn hier.«
    »Ist sicher strapaziös. Weißt du was, Zamorra? Bring diesen Clown einfach mal mit. Vielleicht freunden wir uns an, und ich nehme ihn hier als Gast auf.«
    »Der stellt dir das ganze Llewellyn-Castle auf den Kopf!« warnte Zamorra. »Und wenn du nicht selbst ausflippst, dann deine Lebensgefährtin! Besser nicht…«
    »Ach was«, sagte Saris. »Bring ihn mit. Und den Zauberer auch, den er sich als zweibeinigen Schoßhund hält. Vielleicht klappt’s ja hier bei uns, daß er sich und seinen Herrn zurückversetzt.«
    »Du weißt nicht, was du dir da aufhalst«, warnte Zamorra. »Na schön, du willst es nicht anders. Allerdings hatte mein Anruf einen anderen Grund.«
    »Sprich.«
    Zamorra erzählte. Saris hörte zu und sagte dann: »Schade, daß wir keine BildTelefonverbindung haben, sonst könntest du jetzt sehen, mit welch markanten Bewegungen ich mein greises Haupt schüttele. Hier droht keine Gefahr, ich habe auch keine Vorahnungen. Die hatte ich mal, sind jetzt aber wie mit dem nassen Lappen weggewischt. Trotzdem wäre ich

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