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0492 - Dem Henker gestohlen

0492 - Dem Henker gestohlen

Titel: 0492 - Dem Henker gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
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stand schon bereit, den Platz des gerade aussteigenden Fahrgastes einzunehmen. Höhnisch winkte er Touchney zu.
    Webster Touchney aber faßte blitzschnell einen Entschluß.
    ***
    »Wieso vermuten Sie das, Rechtsanwalt Nicholson?« fragte Phil scharf.
    Der Anwalt legte sorgfältig seine verschiedenen Aktenordner aufeinander. Er achtete peinlichst darauf, daß alle Kanten in einer geraden Linie lagen.
    Es war deutlich, daß er sich für seine Antwort Zeit lassen wollte.
    »Mr. Nicholson!« mahnte ich.
    Mit einem entschlossenen Ruck schob er den Aktenberg von sich. »Wer von Ihnen, meine Herren, bearbeitet den Fall Touchney?« fragte er dann.
    »Ich denke, Sie sehen es nicht mehr als Fall an?« fuhr ich ihm sofort in die Parade.
    »Der Mordprozeß gegen Touchney ist abgeschlossen«, gab Nicholson leise zurück. »Der Fall Touchney noch lange nicht. Das haben Sie selbst gesagt.«
    »Erklären Sie es genauer«, forderte Phil.
    Nicholson tat so, als hörte er es nicht. »Vielleicht ist auch der Mordprozeß gegen Webster Touchney noch nicht erledigt. Eines Tages wird er wieder aktuell sein. Ich hoffe, daß ich es nicht mehr erleben werde.«
    »Wollen Sie damit sagen«, schaltete ich mich sofort wieder ein, »daß der Freispruch nicht in Ordnung geht?« Nicholson hob den Kopf. »Glauben Sie etwa, daß die Alibis, die von den acht Zeugen geliefert wurden, in Ordnung waren?«
    Mir verschlug es die Sprache. Phil drückte aufgeregt seine gerade angerauchte Zigarette im Aschenbecher aus.
    »Sie wußten das, Rechtsanwalt Nicholson?« fragte ich. Er mußte aus meiner Stimme den ungeheuerlichen Vorwurf heraushören.
    »Touchney ist des vierfachen Mordes schuldig, meine Herren«, sagte Nicholson entschlossen. »Daß er freigesprochen wurde, verdankt er seiner letzten Tat. Sie wissen, daß er diesen Pedro Gonzales, einen Gangster, erschoß. Das heißt, Sie selbst, das FBI, haben das nachgewiesen, nachdem Touchney in Untersuchungshaft saß. Kann ich ein Glas Wasser haben?«
    Nicholson schien völlig ermattet. Phil stand schnell auf und holte ein Glas Wasser. Der Rechtsanwalt trank nur einen kleinen Schluck davon.
    »Gonzales muß in gewissen Unterweltskreisen ein wichtiger Mann gewesen sein. Jedenfalls schworen diese Unterweltskreise, mit Touchney abzurechnen. Sie wollten es nicht der Justiz überlassen. Sie fanden, daß der Elektrische Stuhl für Touchney keine ausreichende Strafe sei. Sie wollten ihn dem Henker stehlen.« Der Anwalt zog ein blütenweißes Taschentuch aus seiner Anzugtasche und wischte sich über seine schweißbedeckte Stirn. Er atmete erregt.
    »Woher wissen Sie das alles?« fragte ich in die Stille hinein.
    »Ich bin schließlich sein Verteidiger!« antwortete Nicholson.
    »Das wundert uns nicht wenig, besonders nach dem, was Sie jetzt gesagt haben«, warf Phil ein.
    »Es würde Sie nicht mehr wundern, wenn…« flüsterte der Anwalt und trank wieder einen Schluck des eiskalten Wassers.
    »Wenn?« fragte ich gespannt.
    »Ich habe die Verteidigung nicht freiwillig übernommen«, sagte Nicholson fast flüsternd.
    Erregt beugte ich mich nach vorne und schaute dem Anwalt fast beschwörend ins Gesicht. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie gezwungen worden sind?«
    »Ich wurde erpreßt«, sagte er leise. Und dann brüllte er es noch einmal heraus: »Erpreßt, Cotton!«
    »Seit wann?. Warum haben Sie niemandem etwas davon gesagt?« fragte Phil erstaunt.
    Rechtsanwalt Nicholson streifte uns beide mit einem unsagbar traurigen Blick. »Ich habe ein Enkelkind, meine Herren«, sagte er dann. »Evelyn. Vier Jahre alt. Evelyn befand sich fast vier Monate in der Gewalt unbekannter Verbrecher! Als Geisel dafür, daß ,ich Touchney unter allen Umständen heraushaue!«
    »Befand?« fragte ich schnell.
    »Ja, befand«, sagte er und atmete tief durch. »Evelyn befindet sich seit heute nacht wieder bei ihrer Mutter.« Phil schlug jetzt fest mit der flachen Hand auf den Tisch. »Jetzt ist es unser Fall. Wir werden selbstverständlich Touchney sofort wieder verhaften und…«
    Rechtsanwalt Nicholson stand auf. »Nein, meine Herren«, sagte er. »Es ist nicht Ihr Fall, und Sie werden auch nicht Touchney verhaften. Ich erstatte keine Anzeige, und ich verweigere jede weitere Aussage!«
    ***
    »Hm…« brummte Staatsanwalt Gregor Intosh, der Mann, der im Namen der Bevölkerung des Staates New York die Anklage gegen Webster Touchney vertreten hatte. Intosh spielte nachdenklich mit einem Kugelschreiber. »Interessant, was Sie mir da erzählen. Es

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