0492 - Der Zug aus der Hölle
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Einst war er Asmodis gewesen, der Fürst der Finsternis. Von allen seinen Vorgängern und Nachfolgern hatte er es am längsten in der Rolle des Oberhauptes der Schwarzen Familie ausgehalten. Andere waren in Ungnade gefallen, einer dankte freiwillig ab, die anderen fielen Feinden wie Professor Zamorra zum Opfer. Aber Asmodis, der der Hölle den Rücken gekehrt hatte nach einem längeren, geheimen Gespräch mit dem dreigestalten LUZIFER hinter der Flammenwand persönlich, er, Asmodis, lebte immer noch und nannte sich jetzt Sid Amos. Es lag nun schon geraume Zeit zurück, daß er die Schwefelklüfte verlassen hatte, doch immer noch gab es viele, die ihm nicht trauten. Er sei eine Art »James Bond der Hölle«, ein Agent, der sich als bekehrter Partner ausgab und so in aller Ruhe die Schwächen der Gegner ausforschen konnte, um sie später in einem einzigen großen Schlag ausschalten zu können. Nur sein Bruder, der Zauberer Merlin, sowie Professor Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval verteidigten ihn. Denn durch sein manchmal recht eigenwilliges und eigensüchtiges Vorgehen bei vielen Aktionen brachte er sich immer wieder selbst ins Zwielicht. Er konnte eben nicht aus seiner Haut. »Die Katze läßt das Mausen nicht«, behaupteten einige. »Teufel bleibt Teufel«, war der Standardspruch des Silbermond-Druiden Gryf ap Llandrysgryf, der wie kaum ein anderer eine herzliche Abneigung gegen den Ex-Fürsten hegte und pflegte.
Wie es wirklich aussah, wer schlußendlich recht behalten würde, das wußte wohl nur Sid Amos selbst.
Und der schwieg zu sämtlichen Vorwürfen, ließ sie einfach von sich abgleiten.
Auch wenn die sieben Kreise der Hölle nicht mehr sein Zuhause waren, so hatte sich doch in vielen Punkten nichts verändert. Nach wie vor hatte er überall seine Spitzel. Wenn schon Lucifuge Rofocale glaubte, recht gut informiert zu sein, so standen Sid Amos noch ganz andere Möglichkleiten zur Verfügung. Wenn seine Spione ihm nichts berichteten, schaute er durch das Fingerdreieck. Zudem verfügte er nach wie vor über zahlreiche Tarnexistenzen überall auf der Welt, in die er jederzeit schlüpfen konnte, um unerkannt zu agieren, sei es als reicher Geschäftsmann, gerissener Verbrecher, Politiker oder auch in weiblicher Gestalt als Verführerin.
Ähnlich wie Merlin war Sid Amos stets ein Sammler von Wissen und Informationen. Ob sich auf der Erde, in anderen Dimensionen, die für ihn erreichbar waren, oder in der Hölle selbst wichtige Dinge ereigneten - er mußte sie in Erfahrung bringen. Deshalb war es für ihn längst Routine, in regelmäßigen Abständen überall nach dem Rechten oder dem Unrechten zu sehen.
Er hob seine Hand und spreizte die Finger. Die Spitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger bildeten die Eckpunkte eines imaginären gleichschenkligen Dreiecks. Eine magische, schillernde Fläche entstand daraus, wurde zu einem kleinen, aber deutlichen Bild.
Sid Amos vertiefte sich darin.
Er sah vertraute Gefilde, er spürte einen starken schwarzen Zauber. Ein mächtiger Dämon war in den Höllentiefen aktiv geworden: Lucifuge Rofocale selbst!
»He«, entfuhr es Amos, der eigentlich selten Selbstgespräche führte. »Wenn der Alte persönlich loslegt, dann ist doch der Teufel los!« Und dabei grinste er spöttisch, wurde aber schnell wieder ernst.
Den Erzdämon sah er deutlich, aber den Bereich der Hölle, in dem sich Lucifuge Rofocale aufhielt, erkannte er im ersten Moment nicht. Schließlich konnte man selbst nach Jahrtausenden nicht jeden verstaubten Winkel besucht und auch noch in Erinnerung behalten haben.
In solche entlegenen Gegenden sandte man normalerweise Untergebene. Aber dann erinnerte er sich plötzlich.
Der Geisterzug.
War es Belial gewesen, der ihn einst hatte benutzen wollen? Aber dann war er in Vergessenheit geraten, und heute war Belial selbst längst tot, vernichtet von Professor Zamorra. Was, bei allen Ungeistern, hatte Lucifuge Rofocale mit dem alten Klapperkasten vor? Warum sollte er ihn reaktivieren?
Sid Amos Neugierde war geweckt. Jetzt blieb er am Ball!
Es war unwahrscheinlich, daß Lucifuge Rofocale bemerkte, daß ihn jemand unter Beobachtung hielt. Amos war sich seiner Magie sicher. Und der Erzdämon war beschäftigt. Er hatte anderes zu tun, als sich ständig umzudrehen, und nachzusehen, ob ihm ein Zuschauer im Nacken saß!
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Es gab noch jemanden, der sich für alles interessierte und Informationen sammelte, wo immer er sie erhalten konnte. Wissen
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