Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0498 - Die Totentänzerin

0498 - Die Totentänzerin

Titel: 0498 - Die Totentänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Diesmal allerdings im Nacken.
    »Genickschüsse sind nicht schön!« sagte der Jackenträger flüsternd.
    »Weiß ich.«
    »Ich wollte Sie auch nur daran erinnern. Bleiben Sie sitzen, Sinclair, und schauen Sie gleich nach vorn.«
    Das tat ich jetzt schon und hatte mich auch an die Düsternis gewöhnt, so daß ich die Einzelheiten ausmachen konnte.
    Der Behaarte hatte zu tun. Er bewegte sich hinter einem viereckigen Gegenstand, der auf einem kleinen Tisch stand und aussah wie ein TV-Apparat. Es war auch einer, wie ich Sekunden später sah, als das Licht einer Taschenlampe über den Schirm geisterte. Gekoppelt war der Apparat mit einem Video-Recorder. Er stand neben der Flimmerkiste. Der Behaarte hatte nicht nur die technischen Geräte überprüft, er hatte auch eine Kassette in den Schlitz geschoben. In der Hand hielt er jetzt das flache Gerät der Fernbedienung.
    Noch hatte er den Apparat nicht eingeschaltet. Er wartete den Kommentar seines Kumpanen ab, der hinter mir stand und mich auch weiterhin mit seiner Kanone bedrohte. »Schauen Sie gleich genau hin, Sinclair«, verlangte er. »Sie werden einen Film zu sehen bekommen, der sehr interessant ist und dessen Hauptdarsteller Sie bestimmt kennen. Wir haben uns Mühe gegeben, wirklich. Sie sollten den Film genießen.« Der Jackenträger gab seinem Kumpan ein Zeichen.
    Der Mann verstand und nickte. Fernseher und Video-Apparat standen beide unter Power. Die entsprechenden Kontrollampen strahlten auf. Der Behaarte hatte sich rechts neben mir an der Wand aufgebaut. Er drückte die schmale Taste der Fernbedienung.
    Auf dem Schirm entstand ein Lichtblitz, seine Farbe änderte sich. Nach einem Schneetreiben begleitet von einem Rauschen, begann wenig später der Film.
    Ich wahr sehr gespannt, was sie mir zeigen wollten. Wer die Mühe einer Entführung auf sich nahm, mußte schon etwas Besonderes zu bieten haben. Daß es unmittelbar mit mir und meinen Freunden zu tun hatte, war mir klar, nur fragte ich mich, womit sie mich überraschen wollten.
    »Sieh hin, sieh nur hin«, wiederholte der Jackenträger hinter mir. »Eine wunderschöne Landschaft, nicht wahr?«
    Da konnte man geteilter Meinung sein. Jedenfalls sah ich viel Natur. Ein weites Feld, darüber der Himmel, blau, fast ohne Wolken, lag er wie angestrichen über dem Land, über das die Kamera schwenkte und endlich ihr Ziel erfaßte.
    »Wie gefällt dir denn der Friedhof?« wurde ich gefragt.
    Ich atmete durch die Nase. Es war einer dieser alten ungepflegten Friedhöfe, die nur von Fans oder Freaks besucht wurden, aber nicht von Menschen, die an den Gräbern ihrer Angehörigen stehen wollten. Dieser Totenplatz war leer, trotzdem verwildert. Grabsteine wirkten wie graue Klötze, manchmal, wenn sie im Schutze der Büsche standen, sahen sie schon unheimlich aus, als hätten Menschen damit begonnen, sie zu formen, um sich bei den Toten in Erinnerung zu bringen.
    »Ich habe gehört, daß Sie Friedhöfe lieben, Sinclair«, kommentierte der Jackenträger.
    »Nicht unbedingt.«
    »Aber dieser hier wird, Ihnen in Erinnerung bleiben, darauf gehe ich jede Wette ein.«
    »Meinen Sie?«
    »Aber sicher doch, Sinclair. Der Friedhof ist eigentlich normal. Kennen Sie ihn?«
    »Nein, nie gesehen.«
    »Er ist auch alt, Sinclair. Die Gräber sind längst vergessen. Niemand besucht sie mehr. Wer in dieser Erde liegt, der ist längst vermodert. Selbst seine Knochen sind bereits zu Staub zerfallen. Aber weshalb erzähle ich Ihnen das eigentlich alles? Sie werden es ja selbst bald sehen. Schauen Sie mal auf diese Gruft. Uralt, von Efeu und anderen Rankengewächsen überdeckt…«
    »Ich sehe es.«
    Er lachte meckernd und schlug mit der Mündung zweimal leicht gegen meinen Hinterkopf. »Spaßvogel, wie?«
    Ich gab keine Antwort. Der Film war nicht sehr profihaft gemacht. Hin und wieder tanzten die Bilder, aber die Rundsuche der Kamera stoppte sehr bald, denn sie konzentrierte sich auf einen Grabstein, der so ziemlich in der dunkelsten Ecke des Friedhofs lag und aussah, als wäre er in eine Mulde hineingerutscht, denn er befand sich unterhalb des normalen Bodenniveaus.
    Mich berührte wieder die Mündung im Nacken. Der Jackenträger flüsterte mir zu: »Jetzt müssen Sie achtgeben, Sinclair, aber wirklich sehr genau aufpassen.«
    »Ich sehe.«
    »Der Grabstein ist ungemein wichtig. Er spielt die zweite Hauptrolle in diesem Streifen.«
    »Und wer spielt die erste?«
    Der Jackenträger hinter mir lachte. »Du nicht, Bulle!« Jetzt wurde er endlich

Weitere Kostenlose Bücher