0498 - Die Totentänzerin
sowieso.«
Ich ging in unser Büro, zog meine leichte Jacke aus und hängte sie über die Stuhllehne. Dann starrte ich das Telefon an. Wenn sich die Gegenseite mit mir in Verbindung setzen würde, bestimmt über diese Schiene. Suko kam mit den Getränken. In den beiden hellen Pappbechern schwappte Mineralwasser.
Mein Freund und Kollege saß mir gegenüber. »Noch immer nichts?« fragte er.
»Nein.«
»Die wissen, wie, es in dir aussieht. Die lassen uns auch schmoren, sage ich dir.«
Das taten sie tatsächlich. Die folgenden beiden Stunden verrannen, ohne daß sich etwas getan hätte.
Wir wurden beide immer nervöser. Dann, es war schon fast Mittag, meldete sich der Apparat. Ich hob ab, Suko hörte durch einen Nebenanschluß mit, und beide vernahmen wir das leise, leicht krächzend klingende Lachen. »Na Sinclair, gut geschlafen?«
»Ja, sehr gut.«
Suko drückte die Alarmtaste. Jetzt wußten die Techniker Bescheid, daß wir wissen wollten, woher der Anruf kam. Unsere Kollegen würden alles tun, und hoffentlich reichte die Zeit.
»Deiner Kleinen geht es übrigens gut. Sie hat die Nacht ohne Schwierigkeiten überstanden und wartet auf dich.«
»Was sollen wir machen?«
Er lachte wieder. »Das erkläre ich euch beim nächsten Anruf. Bis später dann.«
»Aufgelegt!« flüsterte Suko. »Verdammt, ich befürchte, daß die Zeit nicht gereicht hat.«
»Die hat bestimmt nicht gereicht.«
Bald darauf bekamen wir die Bestätigung. Ein Kollege aus der technischen Abteilung meldete sich telefonisch und erklärte uns, daß die Zeit des Anrufs viel zu kurz gewesen war. »Da haben wir nichts machen können.«
»Das Gebiet auch nicht?«
»Nein, wir konnten nichts einkreisen.«
»Danke. Ach, noch etwas. Wir erwarten einen weiteren Anruf und geben euch Bescheid.«
»Gut.«
»Der wird auch beim zweiten Mal nicht länger reden, fürchte ich. John, das sind Typen, die genau wissen, wo es angeht. Die haben alles sorgfältig geplant.«
»Das scheint mir auch so zu sein. Aber was sollen wir tun? Wir können einfach nur warten.«
»Und später für sie die Kastanien aus dem Feuer holen. Ein großer Mist ist das, ein ganz großer.«
Ich leerte meinen Becher. Das Zeug war inzwischen warm geworden. Es schmeckte nach nichts mehr. »Wenn ich nur wüßte, in welche Falle sie uns schicken, wäre mir schon wohler. Was sollen wir für die tun? Was können wir für sie tun?«
»Keine Ahnung. Ich will auch nicht spekulieren. Jedenfalls steht uns ein heißer Job bevor.«
»Und Glenda ist das Druckmittel.« Ich atmete tief durch. Die Kerle müssen sie kalt erwischt haben.
Leise sprach ich weiter und über den Schreibtisch hinweg. »Sie konnte sich nicht einmal wehren. Wahrscheinlich wurde sie ebenfalls unter Drogen gesetzt. Bestimmt sogar«, korrigierte ich mich.
»Glenda kam mir vor wie eine Puppe. Sie tat rein gar nichts, um sich den Kerlen in den Weg zu stellen.«
»Sollen wir nicht doch die Friedhöfe in London und Umgebung absuchen lassen?«
»Das werden sie merken. Dann detoniert die Bombe. Es waren keine leeren Drohungen.«
»Sicher. Außerdem gibt es verdammt viele Grabstätten in London.« Suko verzog das Gesicht.
»Vielleicht befindet sie sich auch außerhalb der Stadt. Wer kann das alles wissen?«
Wieder meldete sich das Telefon. Ich ließ es dreimal klingeln, bevor ich abhob. Durch den Alarmknopf wußten die Kollegen von der Technik bereits Bescheid.
»Ja…«, meldete ich mich.
»Sinclair, wir sind es wieder.«
»Damit habe ich gerechnet.«
Der Sprecher lachte. »Jetzt kochst du fast über, wie?«
»Es hält sich in Grenzen.«
»Hör zu. Du bist es, der es schaffen kann. Ich sage nur zwei Begriffe: Crystal Power und Totentänzerin. Hol sie dir. Hol dir die Tänzerin und schaff sie da weg.«
»Moment mal, wie…«
»Hol sie dir. Wir werden wieder voneinander hören, Sinclair. Ganz bestimmt sogar.«
Damit legte er auf. Suko und ich starrten uns an. Mein Freund hob die Schultern. »Das verstehe, wer will, John, ich jedenfalls nicht. Was hat das zu bedeuten?«
»Keine Ahnung, noch nicht.«
»Totentänzerin und Crystal Power. Kristall Kraft, also. Wo gibt es da einen Zusammenhang?«
Ich dache schon nach. »Ägypten?« sinniere ich laut.
»Wie meinst du?«
»Ich kann mir vorstellen, daß diese Totentänzerin irgend etwas mit Ägypten zu tun haben muß.«
»Das möchte ich auch nicht von der Hand weisen.«
»Bleibt noch Crystal Power.«
Suko hob bedauernd die Schultern. »Da hänge ich tatsächlich im
Weitere Kostenlose Bücher