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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und uns. Wir sind davon abgewichen. Über die andere Sache können wir reden, wenn es an der Zeit dafür ist. Steel hat es fertiggebracht, telefonisch bis in mein Büro vorzudringen. Ich war eher zufällig gerade in El Paso, um Riker wieder einmal etwas zurechtzustutzen, als der Anruf kam. Normalerweise werden Journalisten sofort an die Presseabteilung weitergeleitet, und wer sonst auch immer etwas will, muß erst einmal alle Instanzen durchlaufen, ehe man ihn mit mir oder mit Riker reden läßt. Aber irgendwie muß er an die Durchwahl meines Schreibtischs gekommen sein. Wohlgemerkt, meines, nicht Rikers. Und dann hat er mir etwas Undurchschaubares erzählt, das mit der Vergangenheit Ägyptens zu tun hat. Auf jeden Fall war es interessant genug, um mich hierher zu bringen. Er nannte die Sache ›Projekt Suchos‹.«
    »Was heißt das?« fragte Nicole.
    »Suchos«, überlegte Zamorra laut. »Wenn ich mich recht entsinne, ist das ein anderer Name für Sobek.«
    »Der Krokodilgott?«
    »Bingo«, sagte Tendyke. »Sobek oder Suchos, der Beschirmer des Niltals, der für die Fruchtbarkeit desselben sorgt. Dargestellt in Gestalt eines Menschen mit Krokodilkopf. Allerdings ist über den guten alten Sobek in unseren Breiten herzlich wenig bekannt; vermutlich haben wir alle zu viel Angst vor Krokodilen und deshalb unsere Vorurteile. Wenn du einen Schüler nach ägyptischen Göttern fragst, zählt der dir auf: Horus, Anubis, Isis, Osiris, und vielleicht noch Re, den er natürlich falsch ausspricht und Ra nennt, weil er in Milliarden von Kreuzworträtseln grundsätzlich verkehrt abgefragt wird.«
    Die beiden ägyptischen Mitreisenden horchten schon bei der ersten Erwähnung des Namens Suchos auf, und jetzt, da immer mehr antike Götternamen fielen, konnten oder wollten sie sich nicht mehr zurückhalten und versuchten sich in das ihnen nahezu unverständliche Gespräch einzumischen. Dabei wäre es ihnen fast gelungen, die drei Freunde aus dem Konzept zu bringen. Zamorra hatte den Verdacht, daß das Tendyke gar nicht unlieb war - je chaotischer die Unterhaltung wurde, desto weniger Chancen gab es für Zamorra, auf eine Frage bezüglich Don Christoferos und Tendykes Vergangenheit zurückzukommen.
    Irgendwann schafften sie es aber, in ihr eigenes »kodiertes« Gespräch zurückzufinden, ohne unhöflich zu erscheinen. »Was bedeutet dieses Projekt Suchos?«
    »Um das herauszufinden, bin ich hier«, gab Tendyke zurück. »Der Mann hat es geschah mich neugierig zu machen. Angeblich geht es um Macht, Geld, Einfluß in einem unerhöhten, nie dagewesenen Maße.«
    Zamorra rieb sich nachdenklich das Kinn. Normalerweise konnte man einen Mann wie Robert Tendyke mit solchen Schlagworten nicht aus der Reserve locken. Macht und Einfluß interessierten ihn nicht, und Geld hatte er im Überfluß. Im Laufe vieler Jahrzehnte - vielleicht Jahrhunderte -hatte er ein weltumspannendes Wirtschaftsimperium aufgebaut. Tendyke Industries, Inc., mit einer Unmenge von Tochterfirmen in allen möglichen und unmöglichen Branchen. »Ich will über Sicherheiten verfügen«, hatte er einmal gesagt. »Ich will nie wieder arm sein.« Um die Konzernführung kümmerte er sich schon sehr, sehr lange nicht mehr; dafür hatte er seine Leute. Es reichte ihm, stets über das Geld zu verfügen, das der Konzerngewinn für ihn abwarf. So konnte er seinen Neigungen nachgehen und weltweit die haarsträubendsten Abenteuer suchen; vorzugsweise verdingte er sich als Führer oder Beschützer bei Forschungsexpeditionen in die Wildnis. Wer diesen Mann sah, der nie anders anzutreffen war als in Lederhose, fransenbesetztem Lederhemd, Cowboystiefeln und einem ledernen breitrandigen Cowboyhut, konnte sich nicht vorstellen, daß der »Operettencowboy«, wie ihn einmal jemand spöttisch genannt hatte, der Boß eines milliardenschweren Firmenimperiums war. Sich ihn bei einer Vorstandsitzung vorzustellen, war fast unmöglich.
    Er verließ sich auf seine Leute. Momentan war Rhet Riker der maßgebliche Mann. Tendyke war es durchaus bewußt, daß Riker seine eigenen Fäden spann und sogar mit der DYNASTIE DER EWIGEN zusammenarbeitete. Einige Male hatte Zamorra ihm schon ernsthaft geraten, Riker abzulösen. Aber Tendyke wußte, daß es derzeit keinen Ersatz für Rikers Genie gab. Nicht jetzt in einer Zeit der weltweiten Rezession. Also nahm er ihn sich nur hin und wieder mal zur Brust, ließ ihn aber ansonsten agieren. Es gab keinen besseren. Auch wenn Tendyke mit seinem Vorgehen nicht in allen

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