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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ließ beide los und stieß sie von sich. Rasch zog Nicole ihren Overall wieder hoch, schlüpfte in die Ärmel und schloß den Reißverschluß bis zum Hals. Zamorra hatte da weit weniger Möglichkeiten…
    Aber wie Nicole fühlte er sich von einem Moment zum anderen frei von dem Bann. Er rief das Amulett zu sich. Nur eine Sekunde später erschien es in seiner Hand, aber auch diesmal reagierte es nicht auf Steel.
    Wie sollte es auch. Er war kein Schwarzblütiger, und auch die Magie, die er benutzt hatte, war ebensowenig schwarz, wie es die Götter waren, die er mißbrauchte. Es war eine ganz andere Kraft, auf die Merlins Stern einfach nicht reagieren konnte.
    Aber das wußte Zamorra nicht.
    Er sah nur, daß Tawaret und Steel sich gegenüberstanden. »Du zwingst uns, wider unsere Natur zu handeln«, fauchte Tawaret den Journalisten an. »Du zwingst uns, das Leben zu vernichten, das wir eigentlich schützen wollten. Du bist ein schlechter Herr. Du bist abgrundtief böse, und ich weigere mich, dir weiterhin zu Willen zu sein.«
    Steel schüttelte grinsend den Kopf. »Es wird dir nichts anderes übrigbleiben, Flußpferd«, sagte er abfällig. »Du bist und bleibst mir untertan.« Er ließ einen alltäglichen Zauberspruch folgen.
    Zamorra sah, wie die Göttin erschauerte. Aber sie widerstand der uralten Aton-Magie - noch!
    »Du hast dir in mir die falsche Dienerin ausgesucht«, grollte Tawaret »Meine eigentliche Bestimmung ist stärker als Atons Zauber. Seit ich erkannt habe, wie falsch mein Tun ist, hast du keine Macht mehr über mich.«
    Abermals lachte Steel, aber Zamorra spürte eine schwache Unsicherheit in dem Hexer. Steel sah Nicole und Zamorra an. »Da Sie nun schon mal hier sind, werde ich Ihnen zeigen, wie ich mit dieser Art von Palastrevolution fertig werde«, sagte er. »Sie können es dann Ihrem Freund Tendyke erzählen. Vielleicht beschleunigt das seine Entscheidung.«
    Abermals sagte er einen Zauberspruch auf.
    Tawaret kreischte unglaublich schrill auf und wand sich unter unsichtbaren Qualen. Langsam sank sie in die Knie. Ihr Krokodilschwanz peitschte; Zamorra und Nicole konnten sich mühsam in Sicherheit bringen. Einrichtungsgegenstände des Hotelzimmers wurden zertrümmert.
    Dann beruhigte Tawart sich langsam wieder. Steel lächelte. »Erkennst du jetzt, daß es besser ist, mir zu gehorchen, Tawaret?«
    Die Flußpferdköpfige nickte. »Du hast Macht über mich«, gestand sie heiser.
    »Dann«, sagte Steel, »töte diesen Menschen hier. Seine Gefährtin wird Tendyke erzählen, was mit dir und mit ihm geschah.« Er deutete auf Zamorra.
    Tawarets Widerstand war gebrochen. Wortlos wandte sie sich dem Dämonenjäger zu, um ihn zu töten und sein Blut zu trinken.
    ***
    Anubis sah Robert Tendyke lange und nachdenklich an. Er blickte in die Seele dieses Menschen und sah den Gewissenskonflikt, die Qual, die Angst. Er sah, daß dieser Mensch bereit war, alles zu opfern, was sein Selbst ausmachte, um seinem Ideal zu folgen.
    Und er war doch nur ein Mensch.
    Sollte Gott Anubis sich von diesem Menschen beschämen lassen?
    Anubis traf seine Entscheidung.
    Er verließ diesen Ort.
    Er benutzte die mentale Brücke zu Steel. Im nächsten Moment materialisierte der Schakalgott in Steels Hotelzimmer. Wild aufheulend warf er sich auf Steel und biß ihm die Kehle durch.
    ***
    Anubis hatte in seinem Stolz nicht zulassen können, daß ein Mensch selbstloser und göttlicher handelte als ein Gott. So hatte er all seine Kraft zusammengenommen und das fast Unmögliche versucht: Er hatte jenen getötet, der Kontrolle über ihn ausübte.
    Seine eigene Existenz erlosch im gleichen Moment. Noch während Steel starb, löste Anubis sich in Nichts auf. Mit ihm verging Tawaret. Zur gleichen Zeit hörten in der Tempelruine auch Sobek, Horus und Toth auf zu existieren. Der, der sie gerufen hatte, konnte sie mit seiner Macht nicht mehr halten, und ihre Existenz verlor sich wieder im Dunkel.
    Es wurde ein wenig kompliziert, den Behörden Steels Tod zu erklären. Ein Mann, der sich Odinsson nennen ließ, bekam eine weitere offene Akte über einen rätselhaften Todesfall zugespielt, bei dem Professor Zamorra eine Rolle spielte. Noch sammelte er, aber eines Tages würde er zuschlagen. Der richtige Zeitpunkt war noch nicht gekommen.
    Wesentlich unproblematischer war es, Zamorras Kleidung aus dem Tempel zurückzuholen. Die Polizei, von verwirrten Touristen informiert, hatte erst einmal alles beschlagnahmt, was sie vorfand. Auf diese Weise erfuhren

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