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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Allein in der Cheops-Pyramide betragen die bisher entdeckten Gänge und Kammern nur gerade ein Prozent des Gesamtvolumens. Vor ein paar Jahren nun hat ein Team der Waseda-Universität von Tokio die Pyramide durchleuchtet und dabei festgestellt, daß mindestens drei Prozent aus Hohlräumen bestehen muß. Die Kollegen aus Frankreich sind sogar auf sage und schreibe fünfzehn Prozent gekommen.«
    »Und das willlst du jetzt überbieten?«
    »Ich will mit einem technisch ausgereifteren Gerät und auch mit Magie daran arbeiten«, sagte Zamorra. »Mich interessiert nicht nur, wieviel Hohlräume es gibt, sondern auch, was sich darin befindet.«
    »Allein der Nachweis, daß es größere Hohlräume gibt, als man bisher vermutet hat, könnte viele Berechnungen über den Haufen werfen, wie lange und mit wieviel Steinmasse man beim Bau gearbeitet hat«, ergänzte Nicole.
    »Nur deshalb sind wir deiner Einladung überhaupt gefolgt«, fuhr Zamorra fort. »Normalerweise hätten wir sicher etwas Besseres zu tun - zumal du uns ja noch nicht einmal verraten hast, worum es eigentlich geht.«
    »Das verrate ich euch, wenn wir im Zug nach Luxor sitzen«, sagte Tendyke. »Um die Pyramiden könnt ihr euch später kümmern. Die laufen euch ganz bestimmt nicht davon. Abgesehen davon werdet ihr eine Menge behördlicher Genehmigungen brauchen, um dort Messungen vornehmen zu dürfen. Außerdem, solange ihr nicht klarlegen könnt, auf welcher Meßbasis euer Apparat funktioniert, wird die Weltwissenschaft euch nichts glauben. Mein Geschäftspartner wartet aber nicht. Also sollten wir langsam an Aufbruch denken. Der Zug fährt planmäßig um achtzehn Uhr ab.« Zamorra zuckte zusammen. »Das ist ja schon in einer halben Stunde!« Nicole sprang von der Tischkante auf, auf der sie sich malerisch mit übereinandergeschlagenen Beinen niedergelassen hatte.
    »Nur mit der Ruhe«, mahnte Tendyke. »Allah schuf die Zeit, aber nicht die Hektik. Ich sprach von planmäßiger Abfahrt. Aber in der Praxis ist in ganz Ägypten noch nie ein Zug planmäßig abgefahren. Rechne ruhig zwei bis vier Stunden dazu. Du kannst Zamorra und mich also ruhig noch eine Weile deine textilfreie Schönheit genießen lassen, Nicole.«
    »Männer!« fauchte sie. »Typisch! Nur an Mädchenhaut interessiert! - Es wird also eine kühle Nachtfahrt?«
    »Ja und nein«, erwiderte Tendydke. »Du wirst es erleben.«
    ***
    Du sprichst von einer Veränderung. Du willst, daß das Blut der Sterblichen fließt? sagte der Flußpferdköpfige. Warum?
    Es wird uns unsterblich machen, erwiderte der Krokodilkopf.
    Der andere lachte dumpf. Narr! Wir sind Götter! Wir leben, solange Sterbliche an uns glauben.
    Und doch sind wir schon einmal gestorben, weil wir in Vergessenheit gerieten, versetzte das Krokodil. Die Menschen sind haltloser geworden. Sie denken an andere Götter. Dem müssen wir begegnen.
    Indem wir Krieg gegen die neuen Götter führen, gegen unsere Rivalen? Der Ibis kicherte schrill. Ihr Narren! Wir waren zu lange vergessen, wir sind in der absolut schwächeren Position.
    Aber das Blut, das fließt, macht uns wieder stark. Es macht uns stärker als alle anderen. Spürt ihr es denn immer noch nicht? erregte sich das Krokodil.
    Der Schakal wand sich und zog die Lefzen hoch. Ich bin verwirrt. In mir schwingt etwas, wenn ich an das Blut der Sterblichen denke. Doch warum ist das so?
    Zu fünft suchten sie nach einer Erklärung.
    Es gab so vieles, das für sie rätselhaft war.
    ***
    Es war kein Problem, das Zimmer aufzugeben und das Reisegepäck auf den Weg zum Bahnhof zu bringen. Der Fahrer des traditionell orangerot lackierten Wagens legte für ein ordentliches Bakschisch eifrig Hand an und vergaß dabei nicht, seinen Fahrgästen für ihren nächsten Aufenthalt in Kairo anstelle dieses zwar modernen, aber nüchternen und atmosphärelosen Hotels die Herberge seines Vetters anzupreisen, wo Ägypten noch Ägypten und nicht von abendländlicher Hektik überrollt sei. Im Klartext bedeutete es wohl, daß der Taxifahrer eine hübsche Provision erhalten würde, wenn die neuen Gäste sich auf ihn beriefen, und daß der Aufenthalt dadurch entsprechend teurer würde - Kakerlaken, Spinnen und anderes Kleingetier inbegriffen. Nebenbei bestätigte er durch seine Fahrweise das Gerücht, zum Führerscheinerwerb in Ägypten reiche es, fünfzehn Meter vorwärts und fünfzehn Meter rückwärts fahren zu können, ohne den Motor abzuwürgen. Dieses Prachtexemplar von Chauffeur konnte sogar noch mehr, nämlich

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