0499 - Die Hexe von Stonehenge
sie sich umsah. Die Firma, die nach der Bombenexplosion das Haus wieder instandgesetzt hatte, schien die Außenanlagen als nicht ihrem Auftrag zugehörig angesehen zu haben. Überall waren Spuren von Fahrzeugen und Baugerät. Rasenflächen waren von Reifen aufgewühlt und Sträucher rücksichtlos niedergefahren worden. Der Flurschaden war beträchtlich.
»Hoffentlich haben sie drinnen nicht genauso rabiat restauriert!« entfuhr es Nicole. »Und hoffentlich ist die Rechnung noch nicht bezahlt. Denn diese Mondlandschaft brauchen wir uns nicht bieten lassen. Die haben sie wieder aufzuarbeiten, was eine Menge Geld kosten wird, die wir von der Rechnung abziehen sollten.«
»Leider schon bezahlt. Wir waren eben lange nicht hier. Ob eine Reklamation jetzt noch was nützt?« In den bis zu fünfzehn Zentimeter tiefen Reifenspuren im Zierrasen wucherte bereits Unkraut.
Zamorra seufzte. »Sekretärin, du darfst ein entsprechendes Schreiben aufsetzen, mit dem ich morgen die Rechtsabteilung der Möbius-Niederlassung anfaxe. Möbius hat hier Nutzungsrecht, also ist die Sache in der Hand der Möbius-Anwälte bestens aufgehoben, und der Konzern dürfte groß genug sein, auch entsprechend Druck hinter die Schadenersatzforderung zu machen. Warum sollen wir armen Ausländer uns damit herumstreiten, zumal wir auch noch Franzosen sind? Aber wechseln wir das Thema und beziehen wir erst mal das Haus. Hoffentlich hat die Handwerkerzunft wenigstens so gründlich restauriert, wie sie draußen alles zerwühlt hat.«
Nicole schloß bereits die Haustür auf. Draußen hatte noch nicht einmal die Abenddämmerung eingesetzt, aber drinnen war es düster. Nicole betätigte den Lichtschalter.
Aber die Düsternis blieb!
***
Unwillkürlich prüfte Sid Amos nach, ob es sich um dämonische Spuren handelte. Aber er konnte nichts dergleichgen wittern. Also mußte sich ein menschliches Wesen hier bewegt haben.
Menschliche Füße hatten die Staubschichten aufgewirbelt.
Der Größe der Fußabdrücke nach konnte es eine Frau gewesen sein. Der Überlegung, es könne sich bei dieser Frau um Sara Moon selbst gehandelt haben, schenkte Amos nicht einmal eine Sekunde lang Beachtung. Diese Spuren waren viel frischer. Vielleicht ein paar Wochen alt, vielleicht ein ganzes Jahr, aber keinesfalls älter.
Befand die Frau sich noch in der Goldenen Burg?
Amos hob die Hand und spreizte die Finger so, daß die Kuppen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger die Endpunkte eines imaginären Dreiecks bildeten. Dann ließ er mit der Kraft seiner Magie in diesem Dreieck ein Bild entstehen.
Eine unsichtbare »magische« Kamera durchraste die Goldene Burg und alle ihre Räume; einfachste Methode für den Ex-Fürsten der Finsternis, festzustellen, ob sich wirklich jemand in den unzähligen Räumen aufhielt. So brauchte er nicht in wochenlanger Sisyphos-Arbeit diese Räume persönlich abzusuchen. Erst als er mit seiner Aktion fertig war und niemanden entdeckt hatte, wurde ihm klar, daß er in seinem Leichtsinn einen Fehler begangen hatte, der unter Umständen tödlich für ihn hätte werden können.
Er hatte seine Magie in der Stonehenge-Basis eingesetzt, ohne sich vorher zu vergewissern, daß er das ungefährdet tun konnte! Er hatte völlig übersehen, daß eine Falle möglicherweise auch auf den Einsatz von Magie ansprechen könnte. Er selbst zumindest hätte eine solche Falle mit absoluter Sicherheit installiert.
Abermals war nichts geschehen.
Darüber war er erleichtert. Über seinen Leichtsinn erschrak er. Er begann Fehler zu machen, die ihm früher niemals unterlaufen wären! Mutierte er etwa zum Menschen ?
Er schob diesen Gedanken wieder von sich. Hier ging es um den unbekannten Eindringling, der die Stonehenge-Basis offensichtlich bereits wieder verlassen hatte. Sid Amos war selbst nicht in der Lage, um wen es sich dabei handelte herauszufinden. Aber er kannte jemanden, der ihm dabei helfen konnte. Jemand, der in die Vergangenheit blicken konnte und der sich mit Sicherheit in einer von Merlins Konstrüktionen ebenso zurechtfand wie Merlins dunkler Bruder: Professor Zamorra!
Über die Para-Spur verließ Sid Amos die Stonehenge-Basis wieder.
***
»Ich bin Shyreena«, sagte die Frau in der schwarzen Kleidung und streckte die Hand aus. Zögernd griff Marsha Bellows zu und war über den festen Griff der anderen erstaunt. Für einen Moment irritierte sie auch die blasse Haut Shyreenas, die für diese Sommertage eigentlich recht ungewöhnlich war. Aber das mochte daran
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