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05 - Der Conquistador

05 - Der Conquistador

Titel: 05 - Der Conquistador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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anrechnete. Doch auch Juans gehetztes Lachen und seine folgenden Worte ließen kaum einen Zweifel daran, dass er keinerlei Hoffnung mehr hatte: »Wir sehen uns im Himmel, Padre! Ich hoffe, du legst dort ein gutes Wort für mich ein.«
    Diego fiel nichts anderes ein, als heftig zu nicken. Sein Brustkorb fühlte sich seltsam taub an. Er ahnte, dass das kein gutes Zeichen war. Aber da er ohnehin sterben würde …
    Dann waren die Wilden da und stießen jeden, der noch stehen konnte, zu Boden, hielten den Widerspenstigen scharfe Obsidianklingen an den Hals.
    Der Widerstand erlosch.
    Genau wie Diegos Bewusstsein, als einer der Wilden sich über ihn beugte und mit beiden Händen den Schaft des aus seiner Brust ragenden Pfeiles umfasste. Alles ging so schnell, dass Diego nicht einmal aufbegehren konnte. Ein Ruck – und der furchtbar anzuschauende Krieger reckte den blutigen Pfeil triumphierend zum Himmel.
    Das war das letzte Bild, das Diego mit in die Schwärze nahm.
    ***
    Als Diego de Landa das nächste Mal zu sich kam, lag er in einem käfigartigen Gebilde, das zusammen mit anderen ähnliche Konstruktionen inmitten der Kulisse einer fremdartigen Stadt stand.
    Diegos Körper glühte und sein von Fieber verklärter Verstand brauchte ungewohnt lange, um all die Eindrücke auch wirklich zu begreifen.
    Da waren Scharen von Primitiven, die Diego und seine Leidensgenossen in den Nachbarkäfigen wie seltene Tiere begafften. Trotz seines eingeschränkten Urteilsvermögens überkam den Mönch das Empfinden, dass die »Wilden« ihre Gefangenen als Attraktion zur Schau stellten, genauso wie die zivilisierte Welt es mit schwarzen Sklaven zu tun pflegte.
    Blühte ihm und seinen Gefährten ebenfalls dieses Schicksal: die Versklavung? Dann würde er Santa Domingo und die dortige Mission, in der er hatte arbeiten wollen, nie mehr erreichen …
    Ein Batzen Schlamm flog zwischen den Gitterstäben hindurch und landete in seinem Gesicht. Stöhnend drehte Diego den Kopf und fand, während er mit beiden Händen den gröbsten Dreck entfernte, den Urheber der feigen Attacke – einen kleinen Jungen. Er mochte höchstens zehn Jahre alt sein und wirkte doch schon wie das verkleinerte Abbild eines Erwachsenen.
    Mit unbewegter Miene starrte der Knabe den siechenden Mönch an. Und der Mönch starrte den Knaben an, außerstande, ihm auch nur eine Beschimpfung entgegenzuschmettern.
    Das Fieber dämpfte sogar Diego de Landas Zorn. Seine Umgebung verschwamm vor seinen Augen, und während sein Geist wieder in die Gefilde des nahenden Todes hinabtauchte, meinte er sein eigenes Blut zu hören, wie es ganz langsam in seinen Adern zu kochen begann.
    ***
    »Respekt, Padre, Respekt! Du bist noch viel zäher, als ich dachte … Vielleicht ist diese ganze Beterei am Ende doch nicht ganz unnütz.«
    Es war Juans Reibeisenstimme, die Diego de Landa zurück ins Bewusstsein begleitete. Der Mönch hob mühsam den Kopf, aber im Gegensatz zum letzten Erwachen fühlte er sich dieses Mal nicht, als würde er bei lebendigem Leib gesotten. Der fiebrige Schwindel war ebenso verschwunden wie die bohrenden Schmerzen im Schädel und das Taubheitsgefühl in der Brust.
    Er blickte an sich selbst herab. Niemand hatte seine Wunde versorgt. Seine Kutte war immer noch dunkel von Blut und hatte ein hässliches zerfranstes Loch, dort wo der Pfeil eingedrungen war. Das Leinen klebte fest an Diegos Haut. Es tat weh, als er daran zupfte. Aber offenbar hatte es als Verband gewirkt und die Wunde verschlossen.
    Auch die elende Hitze – und damit das Wundfieber – war aus ihm gewichen. Diego dankte dem Herrn mit stammelnd hervorgebrachten Worten. Für eine Weile vergaß er, dass das Überleben der schweren Verletzung ihn nicht aus der Misere befreite, in der sich nun befand.
    Juans nächster Satz rief es ihm jedoch brutal ins Bewusstsein. »…  aber vielleicht wärst du besser krepiert, Padre, ohne noch mal zu dir zu kommen. Zwei von uns haben sie schon geholt.«
    »Geholt?«, krächzte Diego, dessen Zunge fast am Gaumen haftete. »Wasser … Ich habe schrecklichen Durst!«
    Er blickte zu Juan. Der nickte und wies auf eine tönerne Schale, die in seinem Käfig stand. Sie war halb voll mit Wasser.
    »Ich würd dir ja was abgeben, wirklich. Aber dazu müsste mein Arm dreimal so lang sein. Zuwerfen kann ich dir die Schale ja schlecht.« Er zuckte bedauernd mit den Schultern.
    Diego schaffte es, seinen Oberkörper komplett aufzurichten, aber dann war die Schwäche nicht länger zu

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