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05 - Der Conquistador

05 - Der Conquistador

Titel: 05 - Der Conquistador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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vereinten Kräften stellten sie das Haus nach ihm auf den Kopf. Vergebens. Die Haustür war nicht ganz eingerastet, nur angelehnt, auf jeden Fall nicht abgeschlossen, obwohl sie es während der Nacht mit Sicherheit gewesen war.
    Maria Luisa wurde immer panischer. »Wenn er einen Asthmaanfall bekommt und niemand in der Nähe ist …«
    »Er hat Asthma?« Tom war verblüfft. »Davon habe ich bis jetzt gar nichts gemerkt.«
    Maria Luisa funkelte ihn an. »Damit geht man ja auch nicht hausieren«, gab sie zurück.
    Tom hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut. Komm, ich begleite dich. Gemeinsam finden wir ihn schneller.«
    Maria Luisa besprach sich kurz mit ihrer Großmutter, dann brachen Tom und sie auf.
    »Hoffentlich ist ihm nichts passiert! Madre de Dios! Auf sich allein gestellt ist Jandro hilflos!«
    2.
    Vergangenheit , 1511
    Die Santa María de la Barca schüttelte sich im tobenden nächtlichen Sturm wie ein waidwundes Tier. Diego de Landa kauerte im Laderaum der Karavelle zwischen Handelsgütern, Proviantfässern und aufgewickelten Taurollen und versuchte verzweifelt an dem letzten Rest von Gottvertrauen festzuhalten, das ihm noch geblieben war im Angesicht der Todesangst.
    Er war nie ein Mann der Tat gewesen, nur des Wortes – und so betete er zu Gott dem allmächtigen Vater, dass das Schiff Santo Domingo – das frühere La Nueva Isabela – ohne Verluste erreichen möge.
    Das Krachen der Wellen, die unablässig auf Deck und gegen die Flanken der Santa María de la Barca schlugen, übertönten sein Flehen, sodass kein Mensch ihn zu hören vermochte. Aber es war ja auch nicht an die Sterblichen gerichtet.
    Die Augen fest zusammengepresst, erwartete der Padre das Kentern der vollbeladenen Karavelle. Wir gehen unter – mit Mann und Maus! Die Enttäuschung, so zu enden, überwog für einen Moment sogar die brennende Furcht.
    Plötzlich fühlte er sich gepackt und noch mehr durchgeschüttelt – nicht von den Mächten des Sturms, erst recht nicht von himmlischer Kraft, sondern von derben Männerfäusten.
    Gerade als er die Augen aufmachte, fiel das Licht eines Blitzes durch die offene Luke des Frachtraums und Diego blickte in das narbenübersäte Gesicht eines der Matrosen, mit dem er während der vergangenen Tage öfter ein paar Worte gewechselt hatte.
    »Verkriech dich nicht wie eine Ratte, Padre! Raus mit dir! Sonst wirst du elend ersaufen! Der Hauptmast ist gebrochen! Die Santa María übersteht diesen Höllensturm nicht!«
    Juan – mehr als den Vornamen kannte Diego nicht – packte ihn mit einer Hand am Kragen und zerrte ihn auf die Beine, während er sich mit der anderen Hand an einem Stützbalken festhielt. Ein Fass, das sich aus seiner Befestigung gelöst hatte, rumpelte an ihnen vorbei und verfehlte sie nur um Haaresbreite. Es krachte gegen ein Hindernis und zerschellte. Der Inhalt verteilte sich über die Planken.
    Der Hauptmast …, echote es in Diegos Schädel. Ohne richtig zu merken, wie er die Treppe nach oben stieg, folgte er dem Seemann. Aber nur, weil Juan ihm gar keine Wahl ließ. Die Faust des Narbigen hatte sich um Diegos Kuttenkragen gewickelt und er schleifte ihn regelrecht hinter sich her.
    Dann stolperte der Mönch ins Freie, in die von Blitzen erhellte Nacht. Wasser peitschte ihm ins Gesicht. Alles war rutschig. Überall war Geschrei.
    Auf dem Kastell entdeckte Diego die Umrisse des Steuermanns. Dicht daneben stand jemand, dessen Statur der des Kapitäns entsprach. Aber weder der eine noch der andere hatte eine Chance, das Schiff ohne Hauptmast kontrolliert durch den Orkan zu führen.
    Von irgendwoher schnappte Diego den Schreckensruf auf: »Das Ruder! Das Ruder ist gebrochen!«
    Juan hielt unbeirrbar auf die Schaluppe zu, die von anderen Matrosen backbords zu Wasser gebracht wurde. Diegos Herz trommelte gegen die Rippen. Sein Vorstellungsvermögen reichte nicht aus, sich auszumalen, dass eine Nussschale sich gegen die Brecher behaupten konnte. Juan jedoch schien damit kein Problem zu haben. »In die Schaluppe! Mach schon! Wir haben keine andere Chance!«
    Endlich fand Diego de Landa seine Stimme wieder. »Und der Kapitän?«, brüllte er.
    Mehr als ein Schulterzucken entlockte er Juan nicht. Der Matrose zeigte auf die Männer, die die Schaluppe seitlich über die Reling gehievt hatten. Die Ersten stiegen bereits hinein. Sobald das Boot voll war, würden die Taue gekappt werden.
    Diegos Blicke streiften über die Reste der Takelage, die sich über das Deck verteilt hatten. Vom

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