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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Waffe, denn nun wurde er wirklich gebraucht. Der Bogenschütze wies Abdul an, das zweite Such- und Steuergerät an einem weiteren Abschußrohr zu befestigen. Das schaffte der junge Mann in einer knappen Minute.
«Da!» sagte Abdul. «Rechts!»
«Ich sehe ihn.» Eine Serie pfeilgerader Blitze: Ein Hind schoß seine Raketen ab. Er hielt das Startgerät in die Richtung und wurde mit einem Zwitschern belohnt: erfaßt. Die Distanz war ihm unbekannt - Entfernungen lassen sich nachts schwer abschätzen -, er mußte aber den Schuß wagen. Der Bogenschütze wartete, bis der Ton stetig war, und schoß dann die zweite Stinger dieser Nacht ab.
Der Pilot des Hind erblickte sie. Er hatte hundert Meter über den brennenden Fallschirmleuchtkugeln geschwebt und ging nun im Sturzflug zwischen sie. Das hatte Erfolg. Die Rakete verlor ihr Ziel und flog knapp dreißig Meter an dem Hubschrauber vorbei auf eine Leuchtkugel zu. Der Pilot drehte seine Maschine abrupt um und befahl seinem Bordschützen, zehn Raketen in die Richtung zu feuern, aus der die Stinger gekommen war.
Der Bogenschütze warf sich hinter dem Felsblock, auf dem er gehockt hatte, in Deckung. Die Raketen landeten alle im Umkreis von hundert Metern. Diesmal ging es also Mann gegen Mann, und dieser Pilot war gerissen. Der Bogenschütze griff nach dem zweiten Startgerät. Um solche Situationen flehte er regelmäßig in seinen Gebeten.
Doch der Hubschrauber war auf einmal verschwunden. Wo konnte er sein?
Der Pilot schwenkte nach Lee, um den Wind sein Rotorgeräusch verwehen zu lassen. Auf seine Forderung nach Leuchtkugeln auf dieser Seite des Geländes handelte man sofort; die Sowjets wollten jeden Raketenschützen erwischen. Während der andere Hubschrauber die fliehenden mudschaheddin beschoß, versuchte der Pilot dieser Maschine, ihre SAM-Unterstützung ausfindig zu machen. Trotz der Gefahren war dies ein Auftrag, den der Pilot mit Begeisterung übernahm, denn er sah die Raketenschützen als seine persönlichen Feinde an. Er hielt sich außerhalb der bekannten Reichweite der Stinger und wartete, daß die Leuchtkugeln den Boden erhellten.
Erneut versuchte der Bogenschütze, den Hubschrauber mit dem Suchkopf auszumachen. Zweimal vernahm er ein schwaches Piepen, verlor es aber wieder, denn die Maschine tanzte nach links und rechts und wechselte dauernd die Höhe in dem Versuch, dem Schützen das Zielen unmöglich zu machen. Wahrlich, ein geschickter Feind, sagte sich der Guerilla. Der Himmel über ihm war mit Leuchtkugeln übersät, aber er wußte, daß die Sichtverhältnisse in dem flackernden Licht ungünstig waren, solange er sich nicht rührte.
«Ich sehe eine Bewegung», meldete der Bordschütze des Hind. «In zehn Uhr.»
«Am falschen Platz», meinte der Pilot. Die Sowjets hatten mehrere amerikanische Stinger erbeutet und gründlich getestet, um ihre Geschwindigkeit, Reichweite und Empfindlichkeit festzustellen. Er ging davon aus, daß er sich dreihundert Meter jenseits der Reichweite dieser Stinger befand. Wenn auf ihn geschossen.wurde, plante er, anhand der Flugbahn der Rakete ihren Abschußpunkt festzustellen und anzugreifen. «Hol eine Rauchrakete», sagte der Bogenschütze.
Von diesen hatte Abdul nur eine. Es war ein kleines Geschoß aus Kunststoff mit Flossen, kaum mehr als ein Spielzeug, das für die Ausbildung der Piloten der amerikanischen Luftwaffe entwickelt worden war. Es kostete gerade sechs Dollar und konnte lediglich ein paar Sekunden lang einigermaßen geradeaus fliegen und eine Rauchschleppe zurücklassen.
Den Mudschaheddin hatte man sie nur gegeben, um russische Flieger zu verscheuchen, wenn die Lenkgeschosse ausgegangen waren, aber der Bogenschütze hatte eine richtige, nützliche Einsatzmöglichkeit für sie gefunden. Abdul rannte hundert Meter weiter und machte die Rauchrakete auf ihrem simplen Abschußgestell aus Draht startbereit, kehrte dann zu seinem Meister zurück und zog den Startdraht hinter sich her. «So, lieber Russe, wo bist du?» fragte der Bogenschütze.
«Irgendwo vor uns hat sich etwas bewegt, da bin ich ganz sicher», sagte der Bordschütze.
«Mal sehen.» Der Pilot schoß zwei Raketen ab, die zwei Kilometer weiter rechts vom Bogenschützen den Boden trafen.
«Jetzt!» rief der Bogenschütze. Er hatte die Abschußstelle ausgemacht und zielte mit dem Suchgerät in diese Richtung. Der Infrarotempfänger begann zu zwitschern.
Der Pilot zuckte zusammen, als er die dahinjagende Flamme einer Rakete sah, doch ehe er manövrieren konnte,

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