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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geländer hinaus und hinunter in den Strom.
    „Stopp, stopp auf der Stelle!“ kommandierte der Kapitän geistesgegenwärtig durch das Sprachrohr in den Maschinenraum hinab.
    Der Ingenieur gab Gegendampf; der Steamer stoppte und blieb dann dadurch auf der Stelle halten, daß die Räder nur so viel Wasser griffen, als nötig war, die Rücktrift zu vermeiden.
    Da die Gefahr für die Passagiere jetzt vorüber war, eilten alle aus den verschiedenen Verstecken hervor und an das Geländer. Die Mutter des Kindes war in Ohnmacht gefallen; der Vater desselben rief mit überlauter Stimme: „Tausend Dollar für die Rettung meiner Tochter, zweitausend, dreitausend, fünftausend, noch mehr, noch viel mehr!“
    Niemand hörte auf ihn. Alle beugten sich über die Reling, um in den Fluß hinabzusehen. Da lag der Panther, als vortrefflicher Schwimmer, mit ausgebreiteten Pranken auf dem Wasser und sah sich nach der Beute um – vergeblich. Der kühne Knabe war mit dem Mädchen nicht zu sehen.
    „Sie sind ertrunken, in die Räder gekommen!“ jammerte der Vater, indem er sich das Haar mit beiden Händen raufte.
    Da aber ertönte vom andern Bord die schallende Stimme des alten Indianers herüber: „Nintropan-homosch klug gewesen. Unter Schiff wegschwimmen, damit Panther nicht sehen. Hier unten sein!“
    Alles rannte nun nach Steuerbord, und der Kapitän befahl, Taue auszuwerfen. Ja wirklich, da unten, hart an der Schiffswand, schwamm langsam auf dem Rücken, um nicht abgetrieben zu werden, der junge Bär und hatte sich das bewußtlose Mädchen quer über den Leib gelegt. Taue waren schnell zur Hand; sie wurden hinabgelassen. Der Knabe befestigte eines derselben unter den Armen des Mädchens, und schwang, während dieses emporgezogen wurde, sich behend an einem zweiten an Bord.
    Er wurde mit brausendem Jubel begrüßt, schritt aber stolz davon, ohne ein Wort zu sagen. Aber als er an dem Cornel, welcher auch mit zugesehen hatte, vorüber kam, blieb er vor ihm stehen und sagte so laut, daß jedermann es hörte: „Nun, fürchtet sich Tonkawa vor kleiner, räudiger Katze? Cornel ist ausgerissen mit all seinen zwanzig Helden; Tonkawa aber hat großes Ungetüm auf sich gelenkt, um Mädchen und Passagiere zu retten. Cornel bald noch mehr von Tonkawa hören!“
    Die Gerettete wurde nach der Kajüte getragen. Da streckte der Steuermann, welcher den besten Ausblick hatte, die Hand nach Backbord aus und rief: „Seht den Panther; seht das Floß!“
    Jetzt sprangen alle wieder auf die angegebene Seite hinüber, wo sich ihnen ein neues und nicht weniger aufregendes Schauspiel bot. Man hatte nämlich, nur mit dem bisher Erzählten beschäftigt, ein kleines, aus Strauchwerk und Schilf gefertigtes Floß nicht bemerkt, auf welchem zwei Gestalten saßen, welche vom rechten Flußufer her den Steamer erreichen wollten. Sie arbeiteten mit aus Zweigen improvisierten Rudern. Die eine Person war ein Knabe, die andre schien ein ganz eigen- oder fremdartig gekleidetes Frauenzimmer zu sein. Man sah eine Kopfbedeckung, ähnlich einer alten Flatusenhaube, darunter ein volles, rotwangiges Gesicht mit kleinen Äuglein. Die übrige Gestalt steckte in einem weiten Sack oder einem ähnlichen Ding, dessen Schnitt und Fasson jetzt nicht zu bestimmen war, da die Person nicht stand, sondern saß. Der schwarze Tom stand neben Old Firehand und fragte ihn: „Sir, kennt Ihr diese Frau?“
    „Nein. Ist sie denn so berühmt, daß ich sie kennen müßte?“
    „Allerdings. Sie ist nämlich gar keine Frau, sondern ein Mann, ein Präriejäger und Fallensteller. Und da kommt der Panther. Da werdet Ihr sehen, was eine Frau, die ein Mann ist, zu leisten vermag.“
    Er beugte sich über die Reling und rief hinab: „Holla, Tante Droll, aufgepaßt! Der will Euch fressen.“
    Das Floß war ungefähr noch fünfzig Schritte von dem Steamer entfernt. Der Panther war, nach seiner Beute suchend, immer an der Seite des Schiffes hin und her geschwommen. Jetzt sah er das Floß und hielt auf dasselbe zu. Die auf demselben befindliche scheinbare Frau sah nach dem Deck empor, erkannte den, der sie angerufen hatte, und antwortete mit hoher Fistelstimme: „Good lack, Ihr seid es, Tom? Freue mich sehr, Euch zu sehen, wenn es nötig ist! Was ist das für ein Tier?“
    „Ein schwarzer Panther, der von Bord gesprungen ist. Macht Euch davon. Schnell, schnell!“
    „Oho! Tante Droll reißt vor niemand aus, auch nicht vor einem Panther, mag er schwarz, blau oder grün aussehen. Darf man das Vieh

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