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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Shatterhand: „Der ‚Große Wolf‘ soll erkennen, daß ich sein Freund bin. Ich will gar nicht erst mit meinen Genossen sprechen, sondern dir gleich jetzt in ihrem und meinem Namen mein Wort geben. Wir werden uns ohne Gegenwehr in den Beschluß fügen.“
    „So nimm dein Calumet, und beschwöre, daß du so handeln wirst.“
    Old Shatterhand löste die Friedenspfeife von der Schnur, tat ein wenig Tabak in den Kopf und steckte denselben mittels des Punks (Präriefeuerzeug) in Brand. Dann stieß er den Rauch gegen den Himmel, gegen die Erde, nach den vier Richtungen aus und sagte: „Ich verspreche, daß wir an keine Gegenwehr denken werden!“
    „Howgh!“ nickte der Häuptling. „Jetzt ist es gut.“
    „Nein, denn auch du mußt dein Versprechen besiegeln“, erklärte Old Shatterhand, indem er dem Roten die Pfeife hinhielt.
    Dieser hatte vielleicht im stillen darauf gerechnet, daß ihm das erlassen werde. In diesem Fall hätte er sich nicht an sein Versprechen gebunden gefühlt und, wenn nur die Weißen erst vom Felsen herunter waren, nach seinem Gutdünken gehandelt. Doch fügte er sich ohne Widerrede, indem er die Pfeife nahm, den Rauch in derselben Weise nach den vier Richtungen blies und dann sagte: „Den vier Weißen wird von uns nichts Böses geschehen, bis die Beratung der Alten über ihr Schicksal beschlossen hat. Howgh!“
    Nun gab er Old Shatterhand das Calumet zurück und ging zu Knox und Hilton, welche noch genauso dalagen, wie sie niedergeschlagen worden waren.
    „Auf diese erstreckt sich mein Versprechen nicht“, sagte er. „Sie gehören zu den Mördern, denn wir haben ihre Pferde als die unsrigen erkannt. Ihre Strafe wird eine schwere sein. Wohl ihnen, wenn deine Hand ihre Seelen von ihnen genommen hätte. Sie scheinen tot zu sein.“
    „Nein“, antwortete Old Shatterhand, dessen scharfem Auge es während der Unterredung nicht entgangen war, daß die beiden einmal leise die Köpfe erhoben hatten, um sich umzusehen. „Sie sind nicht tot; sie sind sogar nicht mehr ohnmächtig; sie stellen sich nur tot, weil sie glauben, wir werden sie hier liegen lassen.“
    „So mögen die Hunde sich erheben, sonst zermalme ich sie mit dem Fuß!“ rief der Häuptling, indem er jedem der beiden einen so gewaltigen Fußstoß versetzte, daß sowohl Knox als auch Hilton es aufgab, Bewußtlosigkeit zu heucheln; sie standen auf. Ihre Angst war so groß, daß es ihnen gar nicht einfiel, an Flucht oder Verteidigung zu denken.
    „Ihr seid meinen Kriegern heute früh entkommen“, sagte der Häuptling im grimmigsten Ton. „Nun hat der große Manitou euch in meine Hand gegeben, und ihr sollt für die Mordtaten, welche ihr begangen habt, am Marterpfahl heulen, daß es alle Bleichgesichter des Gebirges hören.“
    Die beiden verstanden jedes Wort des Roten, da derselbe ein ziemlich gutes Englisch sprach.
    „Mordtaten?“ fragte Knox in der Absicht, den Versuch zu machen, sich durch Leugnen zu retten. „Davon wissen wir nichts. Wen sollen wir ermordet haben?“
    „Schweig, Hund! Wir kennen euch, und auch diese Bleichgesichter hier, welche euretwegen in unsre Hände gefallen sind, wissen, was ihr getan habt!“
    Knox war ein listiger Bursche. Er sah Old Shatterhand unverletzt und unbeschädigt neben dem Roten stehen. Die Indianer hatten es nicht gewagt, sich an dem berühmten Mann zu vergreifen. Wer in seinem Schutz stand, war gewiß ebenso sicher vor ihnen wie er selbst; darum kam dem Mörder ein Gedanke, welchen er für den einzig rettenden hielt. Old Shatterhand war ein Weißer; er mußte sich also der Weißen gegen die Roten annehmen. So wenigstens dachte Knox und darum antwortete er: „Natürlich müssen sie wissen, was wir getan haben, denn wir sind ja mit ihnen geritten und seit Wochen mit ihnen zusammengewesen.“
    „Lüge nicht!“
    „Ich sage die Wahrheit. Frage Old Shatterhand, welcher dir erklären und beweisen wird, daß wir gar nicht diejenigen sein können, für welche wir von euch gehalten werden.“
    „Irrt euch nicht“, erklärte Old Shatterhand. „Wenn ihr glaubt, daß ich eine Lüge sprechen werde, um euch der verdienten Strafe zu entziehen, so muß ich euch sagen, daß es mir unmöglich einfallen kann, mich auf gleiche Stufe mit euch zu stellen. Ihr wißt, was ich von euch denken; ich habe es euch gesagt und meine Ansicht über euch auch nicht geändert.“
    Er wendete sich von ihnen ab.
    „Aber, Sir“, rief Knox, „Ihr wollt uns doch nicht etwa in dieser Gefahr verlassen! Es handelt

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