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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dann wieder auseinander. Sie hatten ihre Aufstellung vollständig verändert. Diese war vorher eine westöstliche gewesen, nun aber zu einer nordsüdlichen geworden. Der Osage hatte diese Veränderung getroffen, nicht weil er die Nähe seiner Verbündeten kannte, sondern um, wie ein angegriffener Bison, dem Feind nicht die Flanke, sondern die starke, hornbewehrte Stirn zu bieten. War sie schon an und für sich ein Meisterstück, so hatte sie außerdem den von ihm freilich ungeahnten Erfolg, daß die Wegelagerer sich nun ganz plötzlich zwischen Indianern und den hinter dem Buschwerk versteckten Weißen befanden. Sie sahen ihre Absicht vereitelt und hielten an, eine Unvorsichtigkeit, welche sie augenblicklich zu büßen hatten. Sie schienen sich in der Tragweite der Indianerwaffen zu irren und sich vor denselben sicher zu fühlen. Einer ihrer Anführer sprach auf sie ein, jedenfalls, um ihnen einen andern Plan mitzuteilen. Diese Pause benutzte der Osage. Er stieß einen Ruf aus, auf welchen seine Leute schnell vorwärts sprangen, plötzlich stehen blieben, ihre Pfeile abschossen und sich dann ebenso schnell wieder zurückzogen. Die Geschosse erreichten ihr Ziel; es gab Tote und noch mehr Verwundete, nicht nur unter den Reitern, sondern auch unter den Pferden. Die Tiere bäumten sich auf; sie wollten durchgehen und waren kaum zu bändigen. Das gab eine Verwirrung, welche Old Firehand benutzen mußte.
    „Jetzt los!“ gebot er. „Aber schießt nur auf die Kerls und nicht auf die Pferde!“
    Seine Leute traten hinter den Büschen hervor; sie befanden sich im Rücken der Feinde, von denen sie nicht gesehen wurden. Als ihre Schüsse krachten und ihre Kugeln in den Haufen der Tramps flogen, drehten sich die letzteren um, gerade als die zweite Salve auf sie abgegeben wurde. Sie schrien vor Schreck auf.
    „Fort!“ brüllte unter ihnen eine Stimme. „Wir sind umzingelt. Brecht durch die Linie der Roten!“
    Diesem Befehl wurde augenblicklich Folge geleistet. Die Tramps jagten, ihre Toten und Schwerverwundeten im Stich lassend, auf die Indianer ein, welche ihnen nur zu gern den Ausweg eröffneten und hinter ihnen ein triumphierendes Geheul erhoben.
    „Da reißen sie aus!“ lachte der alte Blenter. „Die kommen nicht wieder. Wißt ihr, wer es war, der zur Flucht aufforderte?“
    „Natürlich!“ antwortete der schwarze Tom. „Die Stimme kennt man genau. Der rote Cornel war's; den scheint der Satan vor unsern Kugeln in Schutz zu nehmen. Wollen wir nicht den Halunken nach, Sir?“
    Er hatte diese Frage an Old Firehand gerichtet, und dieser antwortete: „Nein. Wir sind zu schwach, um es im Handgemenge mit ihnen aufzunehmen. Übrigens erraten sie vielleicht, daß wir uns nicht ursprünglich hier befunden haben, sondern den Roten von der Farm her zu Hilfe gekommen sind. In diesem Fall ist es sehr wahrscheinlich, daß sie dorthin reiten, um während unsrer Abwesenheit einzudringen. Wir müssen also schleunigst zurück.“
    „Und was geschieht mit den verwundeten Tramps und den ledig herumlaufenden Pferden?“
    „Wir müssen sie den Indianern überlassen. Doch, keine Zeit verloren, schnell jetzt zu den Pferden!“
    Die Männer schwenkten ihre Hüte und riefen den Roten ein donnerndes Hurra zu, welches von diesen durch ein schrilles Siegesgeschrei beantwortet wurde; dann ging es zu den Pferden, und als man diese bestiegen hatte, nach der Farm zurück. Kein Tramp war in der Nähe derselben zu sehen, natürlich die Verwundeten ausgenommen, welche bei der Baumgruppe liegen gelassen worden waren. Old Firehand begab sich sofort auf das platte Dach des Gebäudes, um Umschau zu halten.
    Da oben saß Mrs. Butler, welche in großer Besorgnis gewesen war, und nun zu ihrer Freude vernahm, daß der Angriff glanzvoll zurückgewiesen worden sei.
    „So sind wir wohl gerettet?“ fragte sie tief aufatmend. „Da die Tramps so schwere Verluste erlitten haben, darf man doch annehmen, daß ihnen der Mut zur Fortsetzung der Feindseligkeit vergangen ist.“
    „Vielleicht“, antwortete der Jäger nachdenklich.
    „Nur vielleicht?“
    „Leider! An die Herden werden sie sich zwar nicht wieder wagen, weil sie annehmen müssen, daß dieselben nicht nur von Indianern, sondern auch durch eine hinreichende Anzahl von Weißen bewacht werden. Anders aber steht es hier mit dem Haus. Die Kerls werden freilich eingesehen haben, daß am Tag nichts gegen dasselbe zu unternehmen ist, doch können sie das Eindringen im Dunkel der Nacht für möglich halten.

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