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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Jedenfalls müssen wir auf einen nächtlichen Angriff vorbereitet sein.“
    „Aber am Tage werden sie sich sicher nicht mehr sehen lassen?“
    „O doch! Da draußen bei den Bäumen liegen ihre Verwundeten, deren sie sich annehmen müssen. Ich bin überzeugt, daß wir sie bald dort sehen werden. Sie sind in westlicher Richtung geflohen, und von dorther werden sie kommen.“
    Er blickte in der angegebenen Richtung durch das Fernrohr und fuhr schon nach kurzer Zeit fort: „Ganz richtig, dort sind sie! Sie haben einen Bogen geschlagen und kehren nun zu den Blessierten zurück. Es ist anzunehmen, daß –“
    Er hielt inne. Noch immer durch das Rohr sehend, hatte er demselben eine nördliche Richtung gegeben.
    „Was ist's?“ fragte die Dame. „Warum sprecht Ihr nicht weiter, Sir? Warum zeigt Ihr plötzlich ein so bedenkliches Gesicht?“
    Er sah noch eine Weile durch das Rohr, setzte dasselbe dann ab und antwortete: „Weil jetzt wahrscheinlich etwas geschieht, was unsre Lage nicht zu verbessern geeignet ist.“
    „Was meint Ihr? Was soll geschehen?“ fragte sie in ängstlichem Ton.
    Er überlegte, ob er ihr die Wahrheit sagen solle. Glücklicherweise wurde seiner Verlegenheit dadurch ein Ende gemacht, daß der Lord auf dem Dach erschien, um sich zu erkundigen, ob die Tramps zu sehen seien. Dies benutzte Old Firehand, der Dame zu antworten: „Es ist nichts, was uns besonders Angst zu machen braucht, Mylady. Ihr könnt ohne Sorgen hinabgehen, um den Leuten, welche durstig sind, einen Trunk verabreichen zu lassen.“
    Sie folgte beruhigt dieser Aufforderung, doch als sie verschwunden war, sagte der Jäger zu dem Lord, welcher sein Riesenteleskop mitgebracht hatte: „Ich hatte einen guten Grund, die Dame jetzt zu entfernen. Nehmt Euer Rohr zur Hand, Mylord, und schaut gerade westlich. Wer ist da zu sehen?“
    Der Engländer folgte dieser Aufforderung und antwortete dann: „Die Tramps. Ich sehe sie deutlich. Sie kommen.“
    „Kommen sie wirklich?“
    „Natürlich! Was sollen sie sonst tun?“
    „So scheint mein Rohr besser zu sein als das Eurige, obgleich es viel kleiner ist. Seht Ihr denn die Tramps in Bewegung?“
    „Nein, sie halten.“
    „Mit den Gesichtern wohin gewendet?“
    „Nach Nord.“
    „So folgt einmal mit dem Rohr dieser Richtung! Vielleicht seht Ihr dann, weshalb die Kerls angehalten haben.“
    „Well, Sir, werde schauen!“ Und nach einigen Augenblicken fuhr er fort: „Dort kommen drei Reiter, ohne die Tramps zu bemerken.“
    „Reiter? Wirklich?“
    „Yes! doch nein; es scheint eine Lady dabei zu sein. Richtig, es ist eine Dame. Ich sehe das lange Reitkleid und den wehenden Schleier.“
    „Und wißt Ihr, wer diese drei sind?“
    „Nein. Wie könnte ich wissen – – – Heigh-ho, es werden doch nicht etwa – – –?“
    „Allerdings“, nickte Old Firehand ernst. „Sie sind es; der Farmer und sein Bruder nebst dessen Tochter. Der Bote, den wir ihnen entgegenschickten, um sie zu warnen, hat sie nicht getroffen.“
    Der Lord schob sein Rohr zusammen und rief: „So müssen wir schnell zu Pferd und hinaus, sonst fallen sie den Tramps in die Hände!“
    Er wollte fort. Der Jäger hielt ihn beim Arm fest und sagte: „Bleibt, Sir, und macht keinen Lärm! Die Lady braucht jetzt nichts zu erfahren. Wir können weder warnen noch helfen, denn es ist bereits zu spät. Seht, seht!“
    Der Lord setzte sein Rohr wieder an und sah, daß die Tramps sich in Bewegung setzen und den dreien im Galopp entgegenritten.
    „All devils!“ rief er aus. „Sie werden sie umbringen!“
    „Fällt ihnen gar nicht ein! Diese Kerls kennen ihren Vorteil und werden ihn gehörig auszunutzen suchen. Welchen Gewinn könnten sie von dem Tod dieser drei Personen haben? Gar keinen. Sie würden dadurch ganz im Gegenteil nur erreichen, daß unser Verhalten sich verschärfte. Lassen sie dieselben aber leben, um sie als Geiseln zu benutzen, so können sie uns Zugeständnisse erpressen, zu denen wir uns sonst nicht verstehen würden. Paßt auf! Jetzt ist's geschehen. Die drei sind umringt. Wir konnten das nicht ändern. Erstens war die Zeit zu kurz, und zweitens sind wir im freien Feld gegen die Tramps selbst jetzt noch viel zu schwach.“
    „Well, das ist richtig, Sir“, meinte der Lord. „Aber wehe den Halunken, wenn sie die Gefangenen nicht anständig behandeln! Und – wollen wir uns wirklich irgendwelche Zugeständnisse erpressen lassen? Eigentlich müßte man sich schämen, mit solchen Menschen nur in

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