Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Verhandlung zu treten!“
    Old Firehand zuckte auf sehr eigentümliche Weise die Achsel, und ein selbstbewußtes, fast verächtliches Lächeln spielte um seine Lippen, als er antwortete: „Laßt mich nur machen, Sir! Ich habe noch nie etwas getan, dessen ich mich schämen müßte. Und von Tramps, selbst wenn es tausend wären, läßt Old Firehand sich keine Befehle erteilen. Wenn ich Euch sage, daß die drei Personen, welche jetzt da draußen gefangen genommen worden sind, in keinerlei Gefahr schweben, so könnt Ihr meinen Worten glauben. Dennoch aber ersuche ich Euch, Mrs. Butler nicht wissen zu lassen, was geschehen ist. Ich selbst hätte es im Augenblick der Überraschung fast verraten, und doch kann es nichts nützen, sondern nur schaden, wenn sie es erfährt.“
    „Soll es auch sonst niemand wissen?“
    „Denjenigen, welche uns näher stehen, wollen wir es mitteilen, damit wenigstens sie wissen, woran wir sind. Wollt Ihr das übernehmen, so geht jetzt hinab zu ihnen, doch sollen sie es nicht weiter plaudern. Ich werde hier die Vagabunden weiter beobachten, und dann nach ihrem Verhalten meine Maßregeln treffen.“
    Der Lord begab sich wieder in den Hof hinab, um das Geschehene den Betreffenden bekannt zu machen. Old Firehand richtete seine Aufmerksamkeit auf die Tramps, welche ihre drei Gefangenen in die Mitte genommen hatten und nach der mehrfach erwähnten Baumgruppe ritten, um dort anzuhalten. Sie stiegen daselbst von den Pferden und lagerten sich. Der Jäger sah, daß es eine sehr bewegte Unterhaltung oder Beratung zwischen ihnen gab. Er glaubte zu wissen, welches Resultat dieselbe haben werde, und dachte darüber nach, wie er sich zu demselben verhalten solle. In diesem Sinnen wurde er durch Droll gestört, welcher hastig heraufkam und in deutscher Sprache fragte: „Is es werklich wahr, was der Lord uns sage soll? Die zwee Herrn Butlers sind gefange genomme worde und das Fräulein noch derzu?“
    „Allerdings“, nickte Old Firehand.
    „Sollte mersch denke, daß so was möglich is! Nu werde de Tramps denke, daß se off'n große Pferd sitze; se werde komme und große Forderunge mache. Und wir? Was werde mir daroff antworte?“
    „Nun, was raten Sie?“ fragte Old Firehand, indem er einen lustig forschenden Blick auf den Kleinen warf.
    „Das könne Se noch frage!“ antwortete dieser. „Nischt, gar nischt wird zugeschtande. Oder wolle Se etwa gar een Lösegeld gebe?“
    „Sind wir nicht dazu gezwungen?“
    „Nee und Nee, und abermals nee! Diese Halunke könne gar nischt mache. Was wolle se tue? Etwa die Gefangene erschlage? Das wird ihne nich einfalle, denn dann hätte se unsre Rache zu fürchte. Zwar werde se uns dermit drohe, wir aber gloobe es nich und lache se eenfach aus.“
    „Aber wir haben, selbst wenn Ihre Vermutung richtig ist, Rücksicht auf die Gefangenen zu nehmen, deren Lage jedenfalls eine höchst unangenehme ist. Wenn man sie auch an Leib und Leben schont, so wird man ihnen doch sonst alles mögliche antun und ihnen in der Weise mit Drohungen zusetzen, daß sie sich ganz unglücklich fühlen.“
    „Das kann ihne gar nischt schade; das müsse se sich gefalle lasse. Warum sind se so unvorsichtig in den Gänseschtall gekroche! Es wird ihne in Zukunft zur Warnung diene, und übrigens wird das Elend gar nich lange dauern. Wir sind ja da, und es müßte mit dem Kuckuck zugehe, wenn wir nich Mittel und Wege fände, sie aus der Patsche herauszuhole.“
    „Wie wollen wir das anfangen? Haben Sie einen Plan?“
    „Nee, noch nich; is ooch gar nich nötig. Zunächst müsse mer abwarte, was weiter geschieht; dann erseht könne mer handle. Es is mer ganz und gar nich angst, wenigstens nich um mich, denn ich kenne mich. Is der richtige Oogenblick da, so wird mer sicher ooch der richtige Verschtand komme. Warte mer nur de Nacht ruhig ab, und passe mer off, wo se Lager mache. Da werde ich mich so successive hineinschlängle, um de Gefangene herauszuhole.“
    „Ich traue Ihnen dieses Wagnis ganz gerne zu; aber es ist höchst gefährlich!“
    „Papperlapapp! Sie und ich habe schon ganz andre Dinge unternomme. Mer sind alle beede nich off de Kopp gefalle. Een altes Altenburger Sprichwort sagt: ‚Mache könne mersch, denn haue tune mersch.‘ So is es ooch hier. Wersch im Koppe hat, nämlich de angeborene Intelligenzigkeet, bei dem kann's in der Ausführung gar nich fehle. Mer werde uns doch nich vor solche Heiducke fürchte, wie diese Tramps sind, die noch gar nich dahin geroche habe, wo Barthel

Weitere Kostenlose Bücher