05 - komplett
spürte sie seine Zunge auf der zarten Haut ihres Arms, und ein so süßes Gefühl erfasste sie, dass sie genüsslich die Augen schloss. Fast hätte sie sich vergessen und wäre ihm mit der Hand durch das rabenschwarze Haar gefahren.
„Major. Jack!“, brachte sie mit letzter Kraft hervor. „Die Leute starren uns an!“
Er schenkte ihr ein verführerisches Lächeln. „Genau das wollen wir ja“, erwiderte er ungerührt. „Es ist fast Zeit für Ihr Rendezvous im Druid’s Walk.“
Augenblicklich verschwand die angenehme Mattigkeit in ihren Gliedern. Eloise schluckte mühsam. „Wirklich?“
Er nickte und legte ihr einen Arm um die Taille. „Also werde ich Sie jetzt zu küssen versuchen, und Sie werden mich ohrfeigen und empört stehen lassen. Können Sie das?“
Wieder musste sie schlucken, nickte aber. Lächelnd nahm Jack sie in die Arme. Es war ihr, als wäre sie endlich am Ziel ihrer Sehnsüchte angekommen. Eloise sah Jack in die Augen, die ihr im schwachen Licht schwarz und unergründlich schienen. Sein Gesicht war ihr so nahe, dass sie seinen Atem spüren konnte. Unwillkürlich schloss sie die Augen. Ihre Lippen öffneten sich. Sie sehnte sich danach, von ihm geküsst zu werden, doch er tat es nicht.
„Jetzt müssen Sie mich ohrfeigen.“ Seine Stimme klang seltsam rau. „Tun Sie’s!“, fügte er fast barsch hinzu.
Eloise riss sich zusammen. Widerwillig befreite sie sich aus seiner Umarmung und schlug ihn ins Gesicht. Dann griff sie nach ihrem Handschuh und dem Domino und rauschte scheinbar beleidigt davon.
Die Gärten waren für eine Dame ohne Begleitung ein beängstigender Ort. Eloise zog die Kapuze ihres Dominos hoch. Sie hielt den Kopf gesenkt und achtete so wenig wie möglich auf das rüpelhafte Gelächter, das von überall her zu kommen schien.
Jemand stieß leicht gegen sie.
„Vergebung, meine Dame.“
Sie erkannte Perkins’ vertraute Stimme und atmete voller Dankbarkeit auf. Bevor er sich abwandte, sah sie ihn noch respektvoll nicken. Es war beruhigend zu wissen, dass sie nicht ganz allein war.
Die Anweisungen des Erpressers hatte sie sich genau eingeprägt. Sie sollte sich in der zweiten Laube einfinden, die am Druid’s Walk lag. Als sie in den berühmten Wandelgang einbog, begann sie sich Sorgen zu machen. Sobald sie die zweite Laube erreichte, verlangsamte sie die Schritte. Langsam näherte sie sich der Laube, durch deren Blätterdach kaum Licht drang. Erst als Eloise sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, bemerkte sie im Innern eine leere Bank. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während sie auf die Bank zuging.
In diesem Moment erklang eine Stimme dicht zu ihrer Rechten. „Sie sind pünktlich, Ma’am. Ich beglückwünsche Sie.“
Eloise fuhr zusammen. Eine Männergestalt löste sich aus den Schatten, und doch war nicht mehr zu erkennen als ein dunkler Umhang und ein Gesicht, das von einer schwarzen Maske verborgen wurde.
„Was wollen Sie?“, brachte Eloise leise hervor.
Er streckte die Hand aus, in der er eine Buchseite hielt. Es war zu dunkel, um sie lesen zu können, doch Eloise wusste, dass es sich um eine weitere Seite aus dem Tagebuch handelte. Als sie danach greifen wollte, zog er die Hand zurück.
„Wie viel?“
Er lachte. „Sie sind sehr vernünftig, Ma’am. Keine Tränen, kein Ohnmachtsanfall.“
„Ich frage Sie nochmals: Wie viel?“
„Diese Seite gebe ich Ihnen für nur einen Kuss.“
„Und den Rest des Tagebuchs?“
Sie hörte ihn leise lachen und erschauderte.
„Das kommt ganz auf den Kuss an.“
Unvermittelt riss er Eloise an sich. Hart presste er die Lippen auf ihren Mund. Sie erstarrte vor Angst. Als er sie losließ, schnappte sie nach Luft und wischte sich unwillkürlich mit dem Handrücken über die Lippen. „Wer sind Sie?“, keuchte sie.
„Das erfahren Sie noch früh genug. Hier.“ Er hielt ihr die Seite hin. „Nehmen Sie sie.
Den Preis für den Rest lasse ich Sie bald wissen.“
Sie entriss ihm das Blatt Papier. „Woher soll ich wissen, dass es keine Fälschung ist?“
Wieder lachte er auf seine unangenehme Art. „Hätten Sie mir einhundert Guineas gegeben, wenn es sich nicht um Seiten aus dem echten Tagebuch handeln würde?“
Verzweifelt suchte Eloise nach einem Ausweg. „Und wenn ich mich weigere zu zahlen?“
„Das werden Sie nicht.“ Seine Stimme war sehr leise, gerade ein Flüstern, was sie nur noch unheimlicher klingen ließ. „Und die Stadt werden Sie auch nicht verlassen.
Denken Sie, Sie können sich auf
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