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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Barton
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Jahrhunderten überholt! Vielleicht kam sie von einem Maskenball? Aber in dieser Wildnis?
    »Wie heißen Sie?« fragte das Mädchen plötzlich. Ihre Worte schnitten Leroys Gedanken ab.
    »Leroy Thompson«, sagte er.
    Er fragte sich, was mit ihm los war. Er benahm sich unbeholfen wie ein Primaner beim ersten Rendezvous.
    »Und wie heißen Sie?« fragte er zurück.
    »Lilette«, flüsterte sie. In der Art, wie sie es sagte, lag ein zauberhaftes Geheimnis, das sie verriet.
    »Das ist ein hübscher Name«, meinte er. Es klang so abgenützt und albern.
    Aber sie schien es nicht abgenützt zu finden. Ihr schwarzes Haar kam ein wenig näher auf dem mondbeschienenen Sitz im Inneren der Limousine. Da nahm er den Fuß vom Gaspedal und kuppelte nach einer Weile aus. Die Limousine kam langsam zum Stehen. Er griff unauffällig nach dem Startschlüssel und drehte ihn um.
    Ihre großen Augen sahen ihn fragend an. »Wir halten an? Wohnen Sie hier?«
    »Nein.«
    »Warum halten wir dann?«
    »Das Benzin ist ausgegangen.« Es war die älteste Platte der Welt. Niemand würde das für bare Münze nehmen, dachte Leroy, nicht einmal Eva im Paradies. Das Traumgeschöpf neben ihm hob eine perfekt geschwungene Augenbraue.
    »Benzin? Was ist das?«
    Leroy fragte sich, wer hier wen zum Narren hielt. So naiv kamen sie wohl nirgends vor, nicht einmal hier draußen! Hier war der Osten von England, nicht das alte Rom!
    Ein unangenehmer Gedanke machte sich breit: War dieses Mädchen normal? Oder war sie einem Irrenhaus entwichen? Hier in der Gegend gab es eine Anstalt für kriminelle Irre, das wußte er.
    Er sah unauffällig um sich und suchte den mondbeschienenen Horizont ab. Im Westen stand ein Gebäude; es war recht groß, aber es war zu weit weg, um Details zu erkennen. War es eine Anstalt? Er fühlte einen kurzen Stich der Angst, als er in die dunklen Augen des Mädchens blickte. Hatte sie einen Dolch unter diesem Umhang versteckt? Ein romantischer Gedanke. Aber die Romantik war Leroy fürs erste vergangen. Er war unruhig.
    Das Mädchen sah ihn an. »Was haben Sie, Leroy? Mögen Sie mich nicht?«
    »Das mit dem Benzin war ein Witz, nicht wahr?«
    »Ein Witz?«
    »Ein Witz«, sagte er. »Ein Scherz. Sie haben mich zum Narren gehalten, nicht wahr?«
    »Nein. Was ist Benzin?« Sie war völlig ernst, und er akzeptierte schulterzuckend ihre Frage.
    »Benzin ist das für den Wagen, was für den Menschen das Essen ist. Der Motor funktioniert ohne Benzin nicht.«
    »Der Motor?« fragte sie.
    Er sah sie an. Sie war todernst.
    »Wo wohnen Sie?« fragte er.
    »Dort drüben, mit meinem Vater.« Ihr Arm wies in die Richtung, in der er vorher das Gebäude bemerkt hatte.
    »Wer wohnt noch dort? Viele Leute?«
    »Nur mein Vater und ich.«
    »Ist es ein großes Haus?«
    »Groß genug für uns. Es reicht für unsere Bedürfnisse.«
    Die Antwort verwirrte ihn ein wenig, sie klang so unheilvoll.
    »Sie sind verheiratet?« fragte er.
    »Nein.«
    »Verlobt?«
    »Nein.«
    Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und kuschelte sich an ihn. Leroy legte seinen Arm um ihre Taille. Sie verwendete ein starkes Parfüm, ein zu starkes Parfüm. Irgend etwas in dem Duft benebelte Leroy, und er hatte fast den Eindruck, daß er einen anderen Geruch überlagern sollte.
    »Welches Parfüm verwenden Sie?« fragte er.
    »Mögen Sie es nicht?«
    »Doch, doch! Es riecht sehr gut!« log er.
    »Sie mögen es nicht.« Ihre Stimme klang traurig.
    »Ich dachte nur, es sei ein wenig intensiv«, sagte er zögernd. Es war widerlich und süßlich, wie Chloroform oder Räucherstäbchen. Fast glaubte er zu ersticken. Er ließ das Fenster herunter. Kühl und erfrischend strömte die Nachtluft in das Innere des Wagens.
    »Vielleicht kann ich ein anderes Parfüm finden!« flüsterte sie.
    Ein dunkler Schatten flog über ihnen dahin und verdeckte den Mond für eine Weile.
    »Was war das?« fragte Leroy.
    »Ich muß gehen«, sagte sie ängstlich. Er ließ sie widerstrebend los.
    »So schnell?«
    »Sofort.« Sie öffnete den Wagenschlag und lief die Straße zurück.
    Leroy startete.
     

Leroy sah das große, schwarze Etwas oben in den Wolken schweben; manchmal verdeckte es den Mond, manchmal verschwand es hinter einer Wolkenwand.
    Schneller als sonst fuhr er die schmale Straße entlang und war froh, als sie wieder in die Hauptstraße einbog.
    Einige Tage lang war Leroy beunruhigt von seiner Begegnung mit Lilette, und er vermied es, die Abkürzung über die alte Römerstraße zu fahren.
    Es war genau

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