Verflixt, diese Flirts
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M an kann auch ohne zu trinken jede Menge Spaß auf einer Party haben!« Mrs Cahill, die Gesundheitslehre unterrichtete, hockte sich auf das Ende ihres großen Schreibtisches und schlug unter dem weiten braunen Rock mit Paisley-Muster die Beine übereinander.
Ein paar Schüler kicherten bei ihren Worten, und ich verkniff mir ein Lachen. Na, wenigstens war sie von ihrem Thema begeistert. Mir fiel es schwer, an einem Montagmorgen für irgendwas Interesse aufzubringen, doch Mrs Cahill sprudelte immer vor Begeisterung.
»Also – was habt ihr aufgelistet?«, fragte sie. »Wir wollen ein paar Möglichkeiten mit der Klasse teilen. Wie ich schon sagte, ich werde eure Listen nicht einsammeln. Nehmt sie mit nach Hause und integriert sie in euren Alltag, um einen Lebensstil frei von Alkohol zu fördern.«
Ja, logisch. Sicher würden die meisten meiner Mitschüler wegen einer Liste, die sie in Gesundheitslehre zusammengestellt hatten, für immer auf Partys verzichten. Das war so unglaublich realistisch.
Ich warf einen Blick auf mein Blatt. Unsere Aufgabe im Unterricht war gewesen, zehn »lustige Dinge« aufzulisten, bei denen kein Alkohol im Spiel war. Unter meinen zehn lustigen Dingen waren sechs, bei denen das sehnsüchtige Starren auf Derek im Spiel war – den Jungen, in den ich seit der Neunten verliebt war. Aber das würde ich nie im Leben laut aussprechen.
James Powers hob die Hand und grinste schmierig.
»Nun, James«, fragte Mrs Cahill. »Was hast du aufgeschrieben?«
James machte eine große Show daraus, sich das Papier dicht ans Gesicht zu halten.
»Äh, ›Sex haben‹.«
Die Kumpels um ihn herum platzten laut heraus, und mehrere Mädchen kicherten hinter vorgehaltener Hand. Ich verdrehte die Augen. Mrs Cahill hätte wissen müssen, dass sie James besser nicht aufgerufen hätte.
»O Gott, James!«, flüsterte eins der Mädchen kichernd. »Du bist echt durchgeknallt.«
Mrs Cahill errötete und drückte sich die Hand auf ihre blutroten Wangen.
»Also, das … das ist nicht ganz das, was ich gemeint habe.«
Mallory Robinson, meine Todfeindin und Lebensqual, drehte sich um und flüsterte ihren Freundinnen Jordan und Carrie etwas zu. Jordan nickte kurz, doch Carrie schenkte ihr kaum einen Blick. Beide wandten ihre Aufmerksamkeit wieder James zu. Mallory machte ein enttäuschtes Gesicht. Doch sie erholte sich rasch wieder und fing an, sich Notizen zu machen.
Ich grinste insgeheim. Die Machtverhältnisse zwischen Mallory und ihren Freundinnen hatten sich verschoben, seit ich Mallory letzten Monat mit Bobby Loward alias Bobby Bizeps, dem größten Würstchen aller Zeiten, verkuppelt hatte. Das war immer noch das Liebespaar, über das an der Schule am meisten geklatscht wurde, auch wenn der Zauber längst verflogen war und Mallory und Bobby sich vor ein paar Wochen getrennt hatten.
Natürlich wusste keiner der anderen, dass sie durch einen Liebeszauber zusammengekommen waren, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich als Liebesgöttin für diese Verbindung verantwortlich gewesen war. Bei Amors Pfeil war Regel Nummer eins schließlich die absolute Geheimhaltung. Ich durfte keiner Menschenseele verraten, dass mein pinkfarbener PDA dazu diente, meine Klassenkameraden unter Anwendung der neuesten Technologien auf dem Markt – Liebespfeile per E-Mail – zu verkuppeln.
Nicht dass mir irgendeiner geglaubt hätte, wenn ich das Geheimnis hätte ausplaudern dürfen . Obwohl die lächerliche Romanze zwischen Mallory und Bobby Bizeps vielleicht ein überzeugender Beweis gewesen wäre. Seitdem behandelten Mallorys Freundinnen sie anders. Es machte keinen Unterschied, dass Mallory noch am selben Tag, an dem der Liebeszauber vorüber war, mit Bobby Schluss gemacht hatte. Der Schaden war nicht mehr zu kitten.
Ich bedauerte nur, dass ich nicht vortreten und mein Zutun an diesem Gefallen, den ich der Menschheit damit sicher getan hatte, zugeben durfte: nämlich Mallorys hochnäsige Nase aus dem Liebesleben meiner besten Freundin Maya Takahashi herauszuhalten, indem ich Mallory ihre eigene Beziehung servierte, auf die sie sich konzentrieren konnte. Doch im Vertrag, den ich unterschrieben hatte, stand ausdrücklich, dass ich keine Betriebsgeheimnisse verraten dürfte – und ehrlich gesagt hatte ich zu viel Respekt vor meiner Chefin Janet, um mich nicht daran zu halten.
»Wie wär’s mit Flaschendrehen?«, schlug Mitzi, eine der hohlen Tussis aus unserer Klasse, vor. »Das ist bloß anmachen, ohne es tatsächlich zu
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