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0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Jetzt verlangte Lady Patricia nach ihr. Alles war für die Übernachtung der Geburtshelferin vorbereitet worden. Zamorra fing die ältere Frau, die sich Mara McShield nannte, am Haupttor ab und bat um Verständnis für die Sicherheitsüberprüfung, die er gemeinsam mit William an ihrem Wagen vornahm. Er rechnete mit einer heimtückischen Überraschung, die Gerret oder der wieder frei herumlaufende McMour dem Lord bereiten wollte. Aber der Wagen war nicht präpariert worden, und die Hebamme war echt und hegt ebenfalls keine Mordgedanken, wie Nicole feststellte.
    »Es ist noch zu früh«, murmelte Bryont Saris besorgt. »Die Geburt darf erst morgen stattfinden! Auf keinen Fall vor Mitternacht!«
    Mrs. McShield lächelte. »Nur keine Aufregung, Mylord«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Was kommt, das kommt - manchmal sehr schnell, aber ich habe auch schon Fälle erlebt, bei denen die Wehen mehrere Tage andauerten, bis es endlich zur Geburt kam. Wann hat es denn angefangen?« Damit wandte sie sich Patricia zu und kümmerte sich nicht mehr um die anderen.
    Sir Bryont wurde zum Nervenbündel. »Stellst du dich jedesmal so an?« entfuhr es Zamorra. »Man sollte meinen, du hättest inzwischen jahrtausendelange Erfahrung damit!«
    »Es kommt zu früh«, murmelte Bryont wieder. »Das kann nicht gutgehen. Es ist noch viel zu früh. Der 31. darf es erst sein. Es muß der 31. sein, ich weiß es. Das Kind darf jetzt noch nicht kommen. Ich bin noch nicht so weit!«
    In seinen Augen flackerte es.
    »Du mußt etwas tun, Zamorra«, stieß er hervor, »du mußt…«
    »Und ob ich etwas tun werde«, versprach der Professor. Beruhigen konnte er den Lord mit seinen Worten nicht. Es ging dem Ende zu; der Llewellyn baute jetzt auch geistig rapide ab. Zamorra fragte sich, wie die nächsten Stunden verlaufen würden. Er hatte sich niemals Gedanken darüber gemacht. Er hatte sie immer wieder vor sich hergeschoben und sich gesagt, daß es Zeit genug war, darüber nachzudenken, wenn es soweit war.
    Aber jetzt war es soweit. Morgen kam der Wechsel des Saris-Bewußtseins, der Seele oder wie immer man es nennen mochte, von einem Körper in den anderen. Damit endete eine Epoche; und eine neue begann.
    Zamorra begab sich in die Küche. Er fand etliche Zutaten, die er verwenden konnte; den Rest entnahm er den mitgebrachten Vorräten aus seinem »Einsatzkoffer«, in dem sich allerlei Pulver, Kräuter und Essenzen befanden. Sorgfältig legte er eine Notiz an, welche Vorräte alsbald wieder ergänzt werden mußten, um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
    Es dauerte etwa eine Stunde, bis er Bryont das heiße Getränk präsentierte. »Das hebt dich wieder in den Sattel«, schwindelte er. »Zamorras berühmtberüchtigter Zaubertrank.«
    Der immer unruhiger werdende Lord, der zugleich gegen seine wachsende körperliche Schwäche anzukämpfen versuchte und sich dabei schneller verausgabte, als gut für ihn war, fiel auf den Trick herein. Er wußte von Zamorras »Zaubertrank«, mit dem im Erschöpfungszustand noch einmal die wirklich allerletzten Reserven mobilisiert werden konnten - was allerdings später zu einem noch totaleren Zusammenbruch zu führen pflegte, weil Mütterchen Natur sich eben nicht betrügen ließ.
    Lord Saris schluckte die Medizin.
    Nur wenige Minuten trat das Gegenteil von dem ein, was er sich erhofft hatte - wie von Zamorra geplant, wurde er sehr ruhig und schlief ein. Das Naturmittel entlastete zusätzlich seinen angegriffenen Kreislauf. Zamorra nagte an seiner Unterlippe; es tat ihm leid, dem Freund durch diese Maßnahme praktisch ein paar Stunden gestohlen zu haben. Aber offensichtlich bekam Saris ohnehin nicht mehr viel mit. Seine Denkprozesse verlangsamten sich beträchtlich. Der Zerfall machte auch vor seinem Gehirn nicht mehr halt.
    Mrs. McShield tauchte wieder auf, warf dem im Sessel eingeschlafenen Lord einen nachdenklichen Blick zu und meinte dann: »Es wird noch geraume Zeit dauern. Wenn sich der Lord unbedingt auf den morgigen Tag versteift hat, sollte er froh sein, wenn es nicht erst übermorgen soweit ist.«
    Zamorra sah die Hebamme prüfend an. »Spricht etwas dafür?«
    »So etwas kann man nie genau sagen«, erwiderte sie. »Fest steht, daß es noch viele Stunden dauern wird.«
    ***
    In dieser Nacht fand Zamorra etwas schneller Schlaf als in den Nächten vorher, obgleich er sich immer wieder fragte, ob er damals, an der Quelle des Lebens nicht einen Fehler begangen hatte. Aber er konnte doch nicht an einem

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