Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Gerret lächelte. »Du siehst, Zamorra - du bist gewissermaßen aus dem Rennen. Wenn sich einer für die Unsterblichkeit qualifizieren kann, bin ich das. Du hast keine Chance.«
    »Seit wann duzen wir uns eigentlich?« fragte Zamorra scharf.
    Gerret lächelte. »Seit wir am gleichen Strick ziehen. Denn auf dem Weg zur Quelle werden wir wohl oder übel Zusammenarbeiten müssen. Sofern du nicht klugerweise von vornherein aufgibst.«
    Zamorra sah von einem zum anderen. Das Gehabe dieses Torre Gerret gefiel ihm immer weniger. »Was würde geschehen, wenn ich aufgebe?«
    Saris schnappte nach Luft.
    Gerret lächelte kalt. »Du würdest mir sympathisch, Zamorra«, sagte er. »Denn dann brauchte ich keinen Gedanken daran zu verschwenden, wie ich dich töten kann. Nicht, daß es mich belasten würde. Für die Unsterblichkeit wäre das wohl ein geringer Preis, findest du nicht auch?«
    Zamorra war weniger über die Todesdrohung erschrocken, als über die maschinenhafte Kälte, mit der Gerret sprach.
    Zamorra erhob sich und verließ das Zimmer.
    ***
    Später, als er mit Saris allein war, wollte er wissen: »Was soll diese Farce, Bryont? Hat der Bursche dich nicht doch unter Druck gesetzt? Er muß mit irgendeinem Geheimdienst zu tun haben, das ist sicher.«
    »Mag sein«, gestand der Lord. »Glaubst du, ich fühle mich besonders wohl? Aber mir bleibt keine andere Wahl. Er bringt die gleichen Voraussetzungen mit sich wie du. Ich muß den alten Gesetzen gehorchen. Und glaube nicht, daß mir das gefällt. Ihr müßt es unter euch ausmachen. Du wirst ihn töten müssen.«
    »Warum?« stieß Zamorra hervor.
    »Es ist nun mal so. Wenn du mir nicht glaubst, ist das deine Sache. Aber dann tötet er dich.«
    »Mord? Und du duldest das?«
    »Es wäre kein Mord. Es ist eine Entscheidung. Kein Gericht der Welt wird einen von euch dafür anklagen. Die Aktion findet nicht in dieser Welt statt. Ihr beide seid auserwählt, aber nur einem kann die Gunst gewährt werden. Der andere - scheidet auf recht endgültige Weise aus. Zamorra, willst du einen Mann seiner Moralauffassung wirklich die Unsterblichkeit erlangen lassen?«
    »Du brauchst ihm den Weg nicht zu zeigen. Damit wäre die Sache ausgestanden.«
    »Ich muß es. Ich muß ihn ebenso wie dich zur Quelle führen. Ihr müßt euch beide der Prüfung stellen. Vielleicht besteht ihr sie beide nicht. Aber wenn sie einer besteht dann…«
    »… muß er den anderen ermorden?«
    »Es ist nicht mein Gesetz, Zamorra.«
    »Und ich bin an einer derartigen Form der Auslese nicht interessiert. Erstens habe ich keine Lust, mich umbringen zu lassen, und zweitens habe ich keine Lust, jemanden kaltblütig zu ermorden, selbst wenn es ein Fiesling wie Gerret ist. Was immer es mit dieser Quelle des Lebens auf sich hat - um diesen Preis will ich die Unsterblichkeit nicht.«
    »Vergiß nicht, daß es keine wirkliche Unsterblichkeit ist. Du kannst jederzeit getötet werden. Bloß Altersschwäche und Krankheiten, also der sogenannte natürliche Tod, bleiben dir erspart - du alterst einfach nicht mehr.«
    »Das spielt keine Rolle«, behauptete Zamorra. »Dieser Preis ist mir zu hoch. Ich will im Falle eines Falles nicht einen anderen Menschen töten müssen.«
    »Dann«, sagte Saris leise, »tötet er dich. Und schau ihn dir an - glaubst du, daß ein Mann wie er davor zurückschreckt, noch andere Verbrechen zu begehen? Er begehrt die Langlebigkeit aus purem Eigennutz. Ihm ist dazu kein Preis zu hoch. Aber es liegt nicht in meiner Macht, ihn von der Quelle fernzuhalten. Ich muß ihn hinführen.«
    »Und wenn ich dich fessele? Niederschlage? Daran hindere?«
    »Das würde es nur verzögern. Eines Tages muß es sein. Warum nicht jetzt? Zamorra, ich habe nur noch ein Dutzend Jahre. Danach muß die Entscheidung zwischen euch gefallen sein.«
    »Warum, Bryont?«
    Es wurde eine sehr lange Nacht. In dieser Nacht erzählte Saris seinem Freund, was er ihm ein Dutzend Jahre später noch einmal darlegen mußte. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, daß Zamorras Erinnerungen für viele Jahre blockiert sein würden.
    »Woher weiß Gerret überhaupt von der Quelle?« wollte Zamorra irgendwann gegen Ende der Unterhaltung wissen.
    »Er muß jemanden kennen«, sagte Saris leise, »der sehr gut über dich und mich, über uns alle, informiert ist. Bevor du hinzukamst, hat er mir einige Dinge erzählt, die kein wirklich Fremder wissen kann. Gerret verfügt über enormes Insiderwissen. Es ist, als gehöre er zu… deinem…

Weitere Kostenlose Bücher