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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Herr werde, mag Teri dich abholen«, sagte Merlin ruhig. »Aber Sara ist zu stark für den Keim Ssacahs. Es ist nicht möglich, daß sie ihm hörig wird.«
    Zamorra seufzte. »Dein Wort in Gottes Ohr. Im Moment verlasse ich dich wirklich nur ungern. Solltest du zwischendurch wieder Schlangen sehen, nimm das Bild ernst und greife mit allen Mitteln, über die du verfügst, an. Aber wenn du wieder wie in den letzten Tagen jene Stimme hörst, die dir etwas von deiner wahren Bestimmung und von dunklerem und hellem Dunkel einflüstert, ignoriere sie - oder frage sie, wem sie gehört.«
    »Du hast einen Verdacht?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nur, daß der Urheber der Stimme auch mich kennen muß - sehr gut sogar, bis hin zu meiner Lektüre.« Der Spruch, an dem Merlin seiner Unlogik wegen verzweifelt war, war ein Zitat aus einem recht seltenen Roman, den Zamorra einmal vor vielen Jahren gelesen hatte, den Merlin aber überhaupt nicht kannte, und auch sonst niemand aus seinem näheren Umfeld. »Vergiß nie, daß nicht die Dunkelheit deine wahre Bestimmung sein kann, Merlin«, sagte Zamorra leise. »Selbst dein dunkler Bruder Asmodis hat die Seiten gewechselt und ist dir gefolgt.«
    »Dunkleres Dunkel ist heller als dunkles Dunkel«, zitierte Merlin den paradoxen Satz. »Zamorra, weißt du, daß das Blut meines gewandelten Bruders immer noch dunkel ist?«
    Zamorra hob die Brauen. »Und was ist mit deinem Blut?« fragte er, ohne über diese Frage nachzudenken.
    Merlins Gesicht verfinsterte sich schlagartig. Seine Stimme klang wie eine schnelle Folge von knallenden Peitschenhieben.
    »Danach frage mich nie wieder, Zamorra! Und nun geh dorthin, wo du gebraucht wirst!«
    ***
    Butler William betrat das Kinderzimmer, stellte seine Kartons unmittelbar hinter der Tür auf einen Tisch und sah sich im Zimmer um. Das Fenster war geschlossen, damit das Kind keine Zugluft bekommen sollte. Der kleine Lord schlief noch tief und fest. Nicole sah auf die Uhr; vielleicht würde er sogar noch eine Stunde durchhalten. Patricia brauchte diese Ruhezeit jedenfalls. Im Lauf der nächsten Wochen würden sich die Schlafphasen des Kindes allmählich verlängern, aber bis dahin…
    Nicole trat an das Kinderbett und beugte sich über die dickgepackten Kissen und Decken. Ihre Kartons hielt sie immer noch in der Hand, weil sie eigentlich vorhatte, sie neben dem Wickeltisch am anderen Ende des Zimmers abzustellen. »Hoffentlich wird dir unter diesen Decken nicht zu warm, kleiner Lord«, flüsterte sie.
    Im nächsten Moment hatte sie das untrügliche Gefühl, daß etwas nicht stimmte.
    Sie verengte die Augen und sah, wie sich etwas neben dem Kopf des Kindes unter der Decke hervorschob, das wie Messing schimmerte und sich dabei bewegte.
    »William!« stieß sie hervor. Der Butler kam mit ein paar Schritten heran. »Was ist denn, Mademoiselle…«
    »Eine Kobra! Übernehmen Sie«, sagte Nicole schnell, drückte dem Butler die Kartons in die Hand und packte zu. Ihre Hände umschlossen den unterarmlangen Schlangenkörper unmittelbar hinter dem breiten Kopf und rissen das Biest blitzschnell unter der Decke hervor. Noch schneller erwachte die Kobra, schlang ihren Leib um Nicoles rechten Arm und versuchte ihn mit metallischer Kraft zu zerbrechen, um den Kopf frei zu bekommen.
    William war zur Salzsäule erstarrt. Wie eine Kobra aussah, wußte er, und diese Zwergausgabe besaß zwar die typische Form und auch die Schuppenzeichnung, nur hatte William noch nie Kobras gesehen, die wie poliertes Messing glänzten. Nicole war schon an ihm vorbei, stöhnte auf, weil der Ssacah-Ableger unglaubliche Kräfte entwickelte, und befand sich im nächsten Moment draußen im Gang.
    Ihr Versuch, der Messing-Kobra mit beiden Händen das Rückgrat durchzubrechen, scheiterte. Der Ssacah-Ableger wechselte blitzschnell zwischen Starre und Beweglichkeit hin und her, als wisse er genau, daß nur pausenlose Flexibilität ihn vielleicht noch retten konnte.
    Patt durchfuhr es Nicole, weil sie es nicht mehr schaffte, das Messing-Reptil von ihrem Arm zu lösen. »William…!«
    Ihr Ruf war leise, weil sie weder das Kind noch Patricia, die sich bestimmt im Nebenzimmer aufhielt, wecken wollte. Aber die hatte wie alle jungen Mütter einen sehr leichten Schlaf und trotz allem instinktiv erfaßt, daß etwas nicht stimmte. Sie stand schon in der Tür.
    William tauchte ebenfalls auf. Er hatte sich der Kartons entledigt und war jetzt schnell genug, nicht nur die Tür des

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