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0503 - Der Stierdämon

0503 - Der Stierdämon

Titel: 0503 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mobiltelefon. Seine Pistole war entsichert und auf Nicole gerichtet. Neben ihm lag der breite Lackmalstift, mit dem der Mann die Buchstaben T und G auf das Amulett gemalt hatte, das Nicole bei sich getragen hatte; nur Augenblicke darauf war es verschwunden, weil Zamorra es sicher zu sich gerufen hatte.
    Nicole hoffte, daß Zamorra einen Weg fand, Gerret und seine Leute auszutricksen. Er brauchte ja nur zum Schein auf das Ultimatum einzugehen und konnte damit Zeit gewinnen. Nicole ahnte nicht, wie verfahren die Situation in Wirklichkeit war. Sie war losgefahren, noch ehe Zamorra aus Merlins Burg zurückgekehrt war; daß er sich wieder in Llewellyn-Castle aufhielt, hatte sie erst durch Gerrets Erpressungstelefonat erfahren. Natürlich war ihr auch nicht bekannt, daß Lady Patricia, der kleine Rhett und Butler William längst im Château Montagne waren und deshalb Gerrets Forderung überhaupt nicht erfüllt werden konnte. Deshalb hoffte sie immer noch, daß Zamorra etwas einfiel. Denn ihr war klar, daß Gerret sich auf keine Diskussion einließ. Dieser Mann kannte keine Gnade. Er hatte sie auch nicht gezeigt, als er den Killer tötete, der sich weigerte, in Gerrets Auftrag ein Kind zu ermorden. Der Killer war jetzt eine Feuerleiche…
    Gray tippte eine Rufnummer in das Handy, dessen Antenne aus dem geöffneten Seitenfenster des Phantoms ragte. Dabei hielt er die entsicherte Heckler & Koch-Pistole nach wie vor auf Nicole gerichtet. Vorhin hatte er ihr mitgeteilt, daß der Druckpunkt am Abzug fehlte; sein Zeigefinger brauchte bloß nervös zu zucken, und das großkalibrige Geschoß würde Nicole aus nächster Nähe durchschlagen. Daher sah sie keine Chance, sich zu wehren. Sie konnte niemals schneller sein als der Gangster.
    »Wie sieht es aus, Shivery?« fragte er, als die Verbindung stand.
    »Alles dunkel. Der Knabe will scheinbar nicht drauf eingehen. Nach wie vor brennt nur hinter drei Fenstern Licht, der Burghof ist komplett verdunkelt. Ich schätze, dieser Zamorra hat Nerven aus Edelstahl. Wieviel Zeit haben wir noch? Ich hocke auf der Mauerkrone; hier ist es zu dunkel, um auf die Uhr zu sehen. Habe leider keine Leuchtziffern.«
    »Künstlerpech, Shivery«, grinste Gray. Er warf einen Blick zum sommerlichen Nachthimmel, der sich überraschend schnell bezogen hatte. Wolkenbänke jagten und verdichteten sich. In den Highlands kam es schneller zu Wetterstürzen, als Fremde es für möglich hielten. Es hatte sich bereits merklich abgekühlt.
    »Noch achtzehn Sekunden«, sagte Gray nach einem Blick auf seine Uhr. »He, mach mich nicht nervös. Da tut sich wirklich nichts? Der Typ kann doch nicht so närrisch sein, die Unsterblichkeit seines Mädels einfach aufs Spiel setzen zu wollen!«
    Davon wissen Gerrets Schergen also auch, durchzuckte es Nicole. Warum hat er ihnen davon erzählt? Und was nützte ihr jetzt die Unsterblichkeit? Sie alterte nicht mehr und würde nicht an natürlichen Krankheiten sterben, vielleicht nicht einmal an Gift, wenn es nicht besonders stark wirkte. Aber gegen eine Kugel war sie nicht gefeit.
    »Immer noch keine Reaktion«, sagte Shivery. »Wenn ich richtig mitgezählt habe, läuft das Ultimatum jetzt aus.«
    »Stimmt«, sagte Gray kalt. »Drei -zwei - eins - null. Verdammt schade um das Mädchen. Viel zu hübsch, um zu sterben, wir hätten noch eine Menge Spaß an ihr haben können. Aber der Boß will es so.«
    An seinen kalten Fischaugen erkannte Nicole, daß der Mann vom gleichen Schlag war wie Gerret. Er war bereit, zu töten. Warum hatte Zamorra das zugelassen? Er kannte Gerret doch auch!
    »Farewell, Lady«, sagte Gray bedauernd und bewegte den Abzugfinger.
    ***
    Gar nicht weit von dieser Stelle entfernt schritt Conn ap Llewellyn talwärts. Mit dem Körper, in dem er erwacht war, war er alles andere als zufrieden, aber er hatte ihn sich nicht aussuchen können. Er konnte froh sein, überhaupt wieder aus dem Schlaf des Vergessens erweckt worden zu sein.
    Sein einstiger Körper war längst zu Staub zerfallen und im Wind verweht. Rhianna, die ihn einst geliebt hatte und dann haßte, als sie begriff, mit welchem Mittel er nach der Unsterblichkeit griff, hatte ihn auf die einzig mögliche Weise getötet: Sie hatte ihm sein eigenes Schwert, das er selbst geschmiedet und im Blut eines piktischen Sklaven gehärtet hatte, ins Herz gestoßen, nachdem sie einen Zauberfluch darüber gesprochen hatte. Solange dieses Schwert nicht wieder Blut trinkt, wirst du, Conn, es auch nicht tun. Vermutlich hatte

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