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0506 - Die Spur der Ratte

0506 - Die Spur der Ratte

Titel: 0506 - Die Spur der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kam. Sie war von einem Augenblick zum anderen im Bild, ohne jegliches Flimmern einer Verstofflichungsphase, die es eigentlich hätte geben müssen. Und in einem rasenden, kaum von menschlichen Auge nachvollziehbaren Tempo fiel sie über den Mann in Schwarz her, zerfetzte seinen Anzug mit den Krallen und übersäte seinen Körper mit den todbringenden Bissen. Im nächsten Moment war sie wieder verschwunden.
    Zamorra ließ das Bild wieder zurückspulen, spulte es noch einmal ab. In Normalgeschwindigkeit konnte der mörderische Überfall kaum länger als zwei, drei Sekunden gedauert haben, viel zu kurz, als das Außenstehende mehr als einen wirbelnden Schemen wahrgenommen haben konnten. Kein Wunder also, daß es keine Zeugenaussagen gab. Es lag nicht an der Aussageunwilligkeit der Leute, sondern daran, daß sie vermutlich wirklich nichts gesehen hatten.
    Erst recht nicht eine menschengroße Ratte…
    Eine, die auftauchte und verschwand, ohne eine Spur zu hinterlassen!
    Zamorra wollte noch weiter zurückgehen und dabei den Weg des Cyborgs verfolgen. Der mußte ja schließlich auch irgendwo hergekommen sein.
    Aber er schaffte es nicht.
    Übergangslos erlosch das Bild. Der Meister des Übersinnlichen brach haltlos zusammen.
    ***
    Fast hätte er es geschafft. Doch ich habe seine Kraft überschätzt. Er ist zusammengebrochen, ehe er auf die richtige Lösung kommen konnte. Aber ich will nicht noch einmal von vorn anfangen müssen. Ich muß jetzt die Aufmerksamkeit seiner Begleiter auf mich lenken. Nur so kann noch etwas geschehen. Es ist sehr bedauerlich, daß ich nicht in die Gedanken Zamorras und seiner Gefährtin eingreifen kann, weil sie sich abschirmen. Und der andere, der Polizist, ist nur ein Mittel, ein Werkzeug, das mir nicht viel nützen kann. Ich muß es anders versuchen.
    Denn meine Zeit läuft ab. Langsam, aber unaufhaltsam.
    ***
    Nicole reagierte nicht schnell genug, um Zamorra auffangen zu können. Er prallte schwer auf den Asphalt, vorbei an ihrer ins Leere greifenden linken Hand. Sie heftete die Strahlwaffe wieder an den Magnetclip an ihrem Gürtel und beugte sich über Zamorra, brachte ihn in die Seitenlage, tastete nach seinem Puls. Auch der Chefinspektor war aufgesprungen. »Was…«
    »Erschöpfung«, stieß Nicole hervor. »Damit war zu rechnen, nur nicht so früh. Er muß sich doch wesentlich stärker verausgabt haben, als wir beide dachten. Tja, und da stehen wir nun und wissen auch nicht viel mehr als vorher.«
    Robin preßte die Lippen zusammen. Die beiden Männer, die in einiger Entfernung unter einem Fenster standen, sahen recht gleichgültig herüber. Es schien ihnen egal zu sein, was hier passierte. Robin schielte ins Auto zum Telefon. »Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Unsinn. Helfen Sie mir, ihn in den Wagen zu bringen. Sie könnten die Beifahrerlehne in die Liege-Position fahren.«
    »Wie geht denn das?« rätselte Robin, der den entsprechenden Drehknopf am Sessel nicht finden konnte. Nicole kam zu ihm. »Holen Sie Zamorra her. Das geht hier alles per Knopfdruck.« Sie betätigte die elektrische Lehnenverstellung. Robin schleppte den Bewußtlosen heran, und gemeinsam verstauten sie ihn im Wagen. Robin richtete sich wieder auf und sah sich um. Plötzlich zuckte er zusammen. »Da ist doch was«, stieß er hervor. Seine Hand glitt unter den Blouson - und kam leer wieder zurück. »Verflixt und zugeschneit…«
    Er starrte in den schmalen Durchgang zwischen zwei Häuserblocks, der gerade mal knapp einen Meter breit war, so daß man einen Mülleimer hindurch in den Hinterhof fahren konnte. »Da war etwas…«
    Er strahlte mit der Taschenlampe in den Spalt. »Stehenbleiben!« rief er. »Polizei!« Er stieß Nicole an. »Ihre Waffe! Meine hab’ ich natürlich zu Hause gelassen! Idiot, ich…«
    Nicole dachte nicht daran, ihm den Blaster in die Hand zu drücken. Er wußte ja gar nicht, was er mit diesem Ding anrichten konnte. »Was war da?« wollte sie wissen.
    »Jetzt ist der Kerl natürlich weg«, fauchte Robin. »Er beobachtete uns. Die Augen leuchteten gelb, und er trug ein - Fell …« Es war, als begreife er jetzt erst, was er da gesehen hatte, und sträube sich innerlich dagegen. Nicole reagierte. Sie riß ihm die Lampe aus der linken Hand und spurtete los. »Warten Sie«, rief Robin ihr nach. »Sie können doch nicht…«
    Und ob sie konnte! Natürlich war es möglich, daß Robin nur einen harmlosen menschlichen Beobachter gesehen hatte, der seine Neugier nicht hatte bezähmen können und der

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