0507 - Der Plan der Teufelin
Flughafen ja auch mal kennenlernen und konnte anschließend den BMW auch gleich wieder heimfahren. Bisher hatte Raffael Bois diese Aufgabe übernommen, aber der nun schon annähernd neunzigjährige Diener war über die jüngere Verstärkung gar nicht so unfroh, auch wenn er das nicht zugeben wollte.
William fuhr den Wagen vom Hof und die Serpentinen hinab, die ins Dorf und zur Hauptverkehrsstraße führte.
Sehr weit kamen sie allerdings nicht…
***
Tau schwang sich mit seinem Drehsessel herum, in dem er sich vor den Instrumenten langweilte und das Ende seiner Schicht herbeisehnte. Warum wurden diese primitiven Aufgaben immer noch nicht von Robotern erledigt? Schließlich funktionierten die ja auch nicht gerade unpräzise, waren relativ einfach zu konstruieren und kannten weder Langeweile noch Müdigkeit, weil beides in ihrem Programm nicht enthalten war. Zur Not ließen sie sich auch noch in jeder beliebigen Gestalt und mit zusätzlichen Händen und Augen ausstatten, wenn es erforderlich war. Tau hätte sich liebend gern von einem solchen künstlichen Wesen ersetzen lassen, um ungestörter seinen kreativen Philosophien nachgehen zu können oder an seinem Karriereplan zu arbeiten, der unzählige kleine Intrigen erforderte, die alle sorgfältig miteinander koordiniert werden mußten, und zwar so, daß keiner darauf kam, wer wirklich dahinter steckte. Tau hatte nicht vor, die nächsten zwei oder drei Jahrhunderte seinen relativ niedrigen Rang zu behalten. Er wollte aufsteigen. Sigma, Rho. Pi… vielleicht sogar Omikron. Aber das waren Ränge, die man sich erkämpfen mußte. Entweder durch bessere Leistungen oder durch Intrigen.
Vielleicht bot sich jetzt eine Gelegenheit, Punkte zu sammeln. Immerhin war Rho für diese Schicht verantwortlich, und wenn ihm ein Versagen zugeschoben werden konnte und man eine ganz zufällige Bemerkung an der richtigen Stelle fallenließ…
»Rho, die Zeit ist abgelaufen«, erinnerte er seinen Kollegen. Der winkte ärgerlich ab. »Weiß ich selbst… nur hoffe ich immer noch, daß der Kurier in den nächsten Augenblicken auftauchen wird…«
Das war es.
Tau schaltete eine Sichtsprechverbindung zur Lenkzentrale. »Der ERHABENE mußte unverzüglich informiert werden, daß der von Ash’Caroon erwartete Sonderkurier noch nicht eingetroffen ist. Ich vermute einen Überfall mit überlegenen Fremdmitteln auf seine ›Hornisse‹. Der Kurier ist seit zwei Stunden überfällig. Schichtführer Rho unterließ es bisher, eine entsprechende Meldung zu machen. Jetzt aber kann ich kein weiteres vorsätzliches Hinauszögern mehr mittragen. Die Verantwortung liegt beim Rho.«
Der wirbelte herum. »Sind sie wahnsinnig, Tau?« stieß er hervor. »Was soll der verdammte Blödsinn? Sie…«
Doch da war die Verbindung von der anderen Seite her schon wieder unterbrochen worden.
Tau lächelte. »Wollen Sie mich jetzt erschießen, Rho?« fragte er spöttisch. »Ich habe Sie schon einige Male darauf hingewiesen, daß der ERHABENE unverzüglich alarmiert werden muß, auch wenn es sich bei dem Kurier nur um einen Roboter handelt…«
»Diese bodenlose Gemeinheit zahle ich Ihnen heim, Tau, darauf können Sie sich verlassen«, stieß Rho zornig hervor und entdeckte im gleichen Moment, daß zwar die Lenkzentrale kommentarlos abgeschaltet hatte, nicht aber sein Assistent Tau, Das bedeutete, daß sie immer noch auf Sendung waren. Die Unterhaltung wurde gespeichert und würde auf Knopfdruck oder Routineabruf als geraffter Impuls gesendet werden. Es kam schon einmal vor, daß Kommunikationskanäle kurzzeitig überlastet waren, aber wichtige Informationen übermittelt werden mußten und der Übermittler weder warten wollte noch konnte, bis er eine freie Phase geschaltet bekam. Dann wurde die Speicherung als ultrakurzer Impuls gesendet und beim Empfänger wieder entzerrt. Solche Speicherungen konnten aus Sicherheitsgründen erst durch die Übermittlung wieder aus dem Speicher gelöscht werden. Es gab keine Möglichkeit, die eben gesprochenen Worte zu löschen oder zu manipulieren - höchstens durch eine mutwillige Beschädigung. Und die zu rechtfertigen, würde auch einem Rho-Ewigen schwerfallen.
Rho beugte sich zu Tau hinüber und schaltete dessen Gerät ab. »Sie verdammter, karrieresüchtiger Gangster, mir daraus einen Strick drehen zu wollen, nachdem wir elf Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet haben… aber ich sorge dafür, daß ab morgen ein anderer Ewiger Ihren Platz einnimmt. Sie dürfen sich mit einer
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