0509 - Die Banditen von Terrania
geschafft."
Ich lachte. „Und nun hoffst du, daß ich dich hinbringen werde."
„Als Partner, Kano", beeilte er sich zu sagen. „Du bist ein Killer, das sehe ich dir an. Deshalb mein Angebot einer Partnerschaft.
Was sagst du dazu?"
„Ich werde darüber nachdenken", wich ich aus.
Bevor Memo noch etwas sagen konnte, trat Kirk zu uns.
„Da will dich einer sprechen, Kano", sagte er aufgeregt.
„Was für einer?" .
„Es ist Tolk."
„Hat der Name eine besondere Bedeutung?"
Kirk war überrascht. „Tolk ist einer der ganz Großen! Ihm unterstehen dreihundert Leute. Er hat gesagt, daß sie rund um die Poststation postiert seien. Wir sind umzingelt, Kano."
„Tolk soll kommen", sagte ich.
*
Tolk war etwa in meinem Alter, also an die 50 Jahre alt, hatte lange Arme und Beine und einen etwas zu kurz geratenen Oberkörper. Sein Kopf war quadratisch und vollkommen kahlgeschoren. In seinen rötlichen Schweinsäuglein lag alles, was man an seinen Mitmenschen nicht schätzte: Hinterhältigkeit, Brutalität, Gemeinheit.
Wenn ich an ihm überhaupt etwas schätzte, dann die Tatsache, daß er nicht viel Worte machte. Er stand inmitten der zerstörten Transmitterhalle und ließ seine Schweinsäglein über die Verdummten wandern, die sich die Bäuche mit Welschfleisch vollschlugen.
„Du kommst mit", sagte er statt einer Begrüßung zu mir.
„So hat Dada auch einmal mit mir gesprochen", erwiderte ich.
Ehe ich mich versah, hatte er mir mit dem Handrücken ins Gesicht geschlagen. Aber die Überraschung war dann ganz seinerseits, als ich den Paralysator zog und ihm die Schlaghand lähmte.
„Wer schickt nach mir?" fragte ich.
„Du wirst schon sehen."
„Und was wird inzwischen aus meinen Leuten?"
„Sie werden bewacht."
Ich lächelte spöttisch. „Es hat sich ziemlich schnell herumgesprochen, daß ich Dada ins Jenseits befördert habe."
„Das war keine Heldentat", erklärte Tolk. Er wandte sich halb um. „Komm, wir haben keine Zeit zu verlieren." ,„Moment." Ich wollte ihn am Arm, zurückhalten, überlegte es mir aber anders. „Ich gehe nicht allein."
Tolk fixierte mich. Es war eine stumme Aufforderung, mich deutlicher auszudrücken.
„Ich nehme Memo mit."
Tolk blickte zu Memo, der am ganzen Körper zitterte.
„Meinetwegen", sagte Tolk. „Aber vielleicht kommt er nicht lebend zurück."
Memo räusperte sich, schaute mich unsicher an und sagte: „Ich... ich komme trotzdem mit."
„Gehen wir", sagte Tolk. Auf dem Weg zum Ausgang stieß er zwei Verdummte beiseite, die ihm in den Weg kamen. Daraus ließ sich leicht schließen, wie er seine eigenen Leute behandelte.
Als wir ins Freie kamen, entdeckte ich zu meiner Verblüffung einen Gleiter.
„Wo hast du den organisiert, Tolk!" rief ich bewundernd aus.
„Ein Geschenk", sagte Tolk nicht ohne Stolz. „Wenn du spurst, schenkt er dir auch einen."
„Wer?"
Darauf gab Tolk keine Antwort.
Beim Näherkommen nahm ich den Gleiter genauer unter die Lupe und stellte fest, daß die seitliche Verschalung mit Farbe überspritzt war. Es handelte sich zwar um den Originallack, aber um keine Facharbeit. Unter der überspritzten Stelle waren deutlich die Konturen von Buchstaben zu erkennen. Also legte jemand großen Wert darauf, daß man nicht auf den ersten Blick sah, welcher Firma oder welchem Institut der Gleiter früher gehört hatte.
Warum?
Die Antwort darauf war nicht schwer zu finden: Wahrscheinlich stand der ursprüngliche Besitzer des Gleiters mit dem großen Unbekannten noch in irgendeiner Beziehung. Jedenfalls stand es für mich fest, daß Tolk mich zu jenem Drahtzieher im Hintergrund bringen würde, der die Banden in Terrania City dirigierte.
Memo und ich nahmen auf der rückwärtigen Sitzbank Platz.
Tolk setzte sich ans Steuer. Der Gleiter ruckte an. und erhob sich mit ohrenbetäubendem Dröhnen in die Luft. Der schlechte Zustand des Luftgefährts war ein untrügliches Anzeichen dafür, daß es dem großen Unbekannten an qualifizierten Kräften mangelte.
„Der Gleiter hat seine beste Zeit auch schon hinter sich", meinte ich lachend.
„Aber er fliegt", konterte Tolk humorlos.
Wir gewannen rasch an Höhe und ließen bald darauf die Hochhäuser von Terrania City unter uns. Tolk war klug genug, nicht weiter in den freien Luftraum hineinzustoßen. Denn wenn er den Ortungsschatten der Hochhäuser verlassen hätte, wäre er vom Radar des Hauptquartiers geortet worden.
Tolk ließ das Stadtzentrum hinter sich und flog in westlicher Richtung
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