0509 - Die Drachenfrau
mehr lösen konnte.
Das Flugzeug um sie herum wurde unendlich groß - und füllte schließlich das ganze Universum aus.
Aber im Universum gab es noch viele andere Dinge…
Und als Nicole richtig hinsah, befand sie sich an einem anderen Ort…
***
Das WERDENDE hatte es geschafft. ES hatte Zamorra mitsamt den drei Amuletten in seinen Einflußbereich geholt. Daß eine zweite Person mit herübergeholt worden war, spielte keine Rolle. Vielleicht war es sogar gut, denn ES kannte diese zweite Person; sie war Professor Zamorras Lebens- und Kampfgefährtin. Sie war mit dem 7. Amulett fast ebenso verbunden wie Zamorra selbst.
Nun waren sie beide im Bereich des WERDENDEN. Das Tor wurde geschlossen. Was in der Welt der Menschen weiter geschah, war uninteressant.
Wichtig war nur, daß die Amulette voneinander getrennt werden mußten.
Daß noch zwei weitere Personen herübergeholt wurden, merkte das WERDENDE im ersten Augenblick überhaupt nicht.
***
Nicoles Sitznachbar erschrak. Er begriff ebensowenig wie seine zur anderen Gangseite sitzende Begleiterin, was geschah und worum es hier eigentlich ging. Unwillkürlich wollte er nach Nicole Duval fassen, und ebenso unwillkürlich griff seine Begleiterin nach ihm - und beide wurden im gleichen Moment in den Schrumpfungs-Prozeß mit einbezogen.
Die beiden Menschen wurden davon völlig überrascht, und sie konnte nicht das geringste dagegen tun…
***
Die Erschütterungen nahmen zu. Das Flugzeug trudelte. Hätte auch nur einer der Passagiere die Hektik beobachten können, die im Cockpit ausgebrochen war, und davon berichten können, eine Panik wäre an Bord des Jumbos ausgebrochen. Dabei reichte schon die Unruhe, die durch das spurlose Schrumpfen und Verschwinden von vier Menschen entstanden war!
Davon wußte die Besatzung noch gar nichts. Die Stewardessen, die sahen, daß die Passagiere einigermaßen vernünftig reagierten, sorgten zunächst einmal selbst für festen Halt. Die Unwetterfront hüllte die B-747 jetzt völlig ein. Für einige Minuten, die den Insassen des Flugzeugs wie ein ganzes Jahrtausend vorkamen, war die Maschine ein Spielball entfesselter Elemente.
Mehr als 200 Menschen atmeten erleichtert auf, als das Rütteln und Vibrieren aufhörte. Die Wetterfront war durchflogen. Der Jumbo glitt wieder durch »friedlichen« Luftraum.
Nur die Crew im Cockpit war gar nicht zufrieden.
Der Copilot bemerkte es als erster und informierte den Flugkapitän durch eine kurze Bemerkung.
Das Höhenruder funktionierte nicht mehr!
***
Zamorra sah sich um. Er befand sich in einer »Urlaubslandschaft«. Gras, Kräuter, Sträucher, Bäume - und ein kitschpostkartenblauer Himmel, wie er in der Wirklichkeit nur in äußersten Ausnahmefällen vorkam. Er tastete nach seiner Brust - da hingen nach wie vor die drei Amulette.
Und sonst war da nichts!
Er sah an sich herunter; er war nackt. Seine Kleidung war verschwunden. Vorsichtshalber kniff er sich in den Arm; der Schmerz verriet ihm, daß er diesmal nicht träumte, sondern daß er sich im Wachzustand in einer Wirklichkeit befand, die ihm nicht gefallen konnte.
Er mußte an den verrückten Traum denken, den er kurz zuvor gehabt hatte. Merlins Warnung und Sid Amos’ Rückforderung seines Amulettes. Lieber Himmel - er sollte sein Eigentum zurückbekommen. Zamorra wäre der letzte gewesen, der es ihm hätte verwehren wollen. Wenn Sid Amos darauf aus war, Amulette zu sammeln, sollte er das tun. So, wie Zamorra gewillt war, Yves Cascal sein Amulett zurückzugeben, wenn dieser es als das seine erkannte, wollte er diesen Gefallen auch Amos tun. Dazu bedurfte es nicht dieses eigenartigen, fordernden Traumes.
Aber jetzt befand sich Zamorra von diesem Ziel anscheinend weiter entfernt als je zuvor. Er war in eine andere Welt entführt worden. Aus dieser mußte er sich zuerst wieder befreien.
Aber wie sollte er das anstellen?
Und was war mit Nicole? Warum war sie nicht mit ihm zusammen entführt worden? Oder ging es dem Entführer nur um Zamorra selbst?
Kaum gedacht, tauchte sie vor ihm auf.
Und nicht sie allein…
Da waren auch noch zwei andere Personen…
***
Die beiden Piloten versuchten das Steuersystem wieder in den Griff zu bekommen. Aber das Höhenruder ließ sich nicht mehr bedienen. Es reagierte auf keine Steuerbewegung. Wenn es sich um jene elektronische Steuerung per »Joystick« gehandelt hätte, wie sie in modernen Airbus-Maschinen und inzwischen auch bei Boeing in neueste Flugzeuge eingebaut wurde, hätte der Fehler
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