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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Legenden, die sich mit schrecklichen Vorfällen befaßten, die es auf der Insel gegeben haben sollte.
    Johnnys Neugierde war geweckt worden. Außerdem liebte er die alten Sagen. Sein Patenonkel, der Geisterjäger John Sinclair, hatte viel damit zu tun, und manchmal erzählte ihm dieser sogar Geschichten, die er selbst erlebt hatte.
    Die Jungen blieben auf einem normalen Höhenniveau. Die Gegend wirkte unheimlich. Über ihr schien ein Schatten zu liegen und gleichzeitig ein geheimnisvoller Schleier.
    Benny war stehengeblieben. Auch Johnny ging nicht mehr weiter.
    Er strich das Haar zurück, stemmte die Hände in die Hüften und sah, wie sein neuer Freund nach vorn deutete.
    »Siehst du es?«
    »Was?«
    »Die alte Abtei. Tresco Abbey wurde sie genannt.«
    »Wo soll die denn sein?«
    Benny winkte ab. »Vielleicht muß man hier schon geboren sein, um so etwas erkennen zu können.« Für seine elf Jahre sprach er sehr altklug. Er wies schräg nach rechts. »Diese Schatten sind Bäume. Das Dach des Klosters überragt sie.«
    »Steht das alles noch so?«
    »Ja, da ist nichts verfallen. Manchmal wird die alte Abtei noch bewohnt.«
    »Von wem denn?«
    Benny senkte die Stimme. »Vielleicht sind es Geister oder Gespenster.« Er hob die Hände, aus seinen Händen wurden Krallen.
    Mit den Fingerspitzen strich er durch Johnnys Gesicht, der den Kopf schüttelte, zurückging und sagte: »Laß das!«
    »Angst, was?«
    »Hör doch auf damit! Du wolltest mir was zeigen. Sonst gehe ich zurück, verflixt.«
    »Es ist ja beim Kloster.«
    Johnny stellte keine Fragen mehr, weil Benny bereits vorging. Die Jungen befanden sich nicht mehr auf der freien Fläche. Auch in keinem Wald, an dieser Stelle wuchsen nur Büsche und Unterholz.
    Hin und wieder auch Krüppelbäume, die ihr Geäst weit ausbreiteten, als wollten sie nach irgendwelchen Dingen greifen.
    Der Boden hatte seinen harten, felsigen Untergrund verloren. Er war wesentlich weicher geworden. Gras und Moos bildeten einen Teppich, der die Schritte federn ließ.
    Dann erschien das große Haus.
    Johnny bekam den Eindruck, als würde es aus der Dunkelheit hervorgeschoben und immer mehr in seine Nähe gerückt. Ein großes, unheimlich und düster wirkendes Gemäuer mit hohen Fenstern, Erkern und Vorsprüngen sowie einem breiten Eingang.
    Im Licht des Mondes hatte die alte Abtei einen grünlichen Schein bekommen. Es mochte an der Vermoosung der Fassade liegen, jedenfalls sah das Haus gespenstisch aus.
    Johnny war stehengeblieben. Aus großen Augen schaute er auf das rechts von ihm liegende Ziel.
    »Na, was sagst du dazu?« fragte Benny.
    »Ist schon komisch.«
    »Meine ich auch.«
    »Warst du schon einmal darin?« fragte Johnny.
    »Ja und nein. Ich habe durch die Scheiben geschaut.«
    »Was hast du denn gesehen?«
    Benny hob die Schultern. »Eigentlich nicht viel, aber ich glaubte, daß sich darin etwas bewegt hätte.«
    »Im Haus?«
    »Wenn ich es sage.«
    »Was denn?«
    »So genau habe ich das auch nicht gesehen«, erwiderte Benny leise. »Ein Mensch war es jedenfalls nicht.«
    »Wolltest du mir das zeigen?«
    Benny winkte ab. »Wo denkst du hin? Nein, ich habe dich hergeführt, weil du etwas anderes sehen solltest.«
    »Aber nicht im Haus?«
    Benny legte eine Hand auf Johnnys Schulter und drückte ihn herum. »Wir müssen noch etwas gehen.«
    Der junge Inselgast schwieg. Was sollte er auch sagen? Er war hier Gast, Benny gehörte zum Stamm, er kannte sich aus und wußte zahlreiche Geheimnisse.
    Sie gingen nach links, wo sich eine große Lichtung vor ihnen öffnete. Auch dort hatte das Mondlicht für einen seichten, zitternden, grünbleichen Schein gesorgt, der wie eine dünne Decke über dem Gelände lag und sich an einer bestimmten Stelle noch leicht widerspiegelte.
    Der Wind wehte auch hier. Er schaufelte einen ungewöhnlichen Geruch hoch, der in die Nase der Jungen stieg. Johnny und Benny rochen das alte Wasser. Brakig, faul, vermodert…
    »Das ist der Teich«, sagte Benny.
    Johnny nickte. Unter ihm war der Boden zu einem grünschwarzen Schmierfilm geworden. Sie gingen noch drei Schritte weiter. Am Rand des Teiches blieben sie stehen.
    »Hier ist es auch?« Johnnys flüsternd gesprochene Worte glichen mehr einer Feststellung als einer Frage.
    »Klar.«
    Johnny schaute sich um. Er fühlte sich unbehaglich. Der Teich war nicht sehr groß. In unmittelbarer Ufernähe wuchsen hohe Grashalme oder Schilfrohre. So genau war es nicht zu erkennen. Gegenüber standen hohe Bäume, als wollten sie

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