051 - Die Hexe und ihr Henker
Er nahm die kurzläufige Waffe an sich, schob sie in den Gürtel und schloß das Jackett.
Um Petula Boykin kümmerte er sich jetzt nicht.
Die Stimme hatte von ihm verlangt, er müsse seine persönlichen Interessen hintanstellen, und das tat er.
Wenn die Hölle befiehlt, muß man gehorchen, sagte sich Jack Sarno. Ist man nachlässig, endet man wie Angelo d'Alessandro!
Er verließ das Schlafzimmer, lief die Treppe hinunter, blieb auf der letzten Stufe kurz stehen und lauschte. Stille herrschte im Haus. Petula hatte endlich resigniert.
»Bald«, murmelte Jack Sarno grinsend, »wirst du meine Frau sein. Die Hölle wird uns vereinen. Was sie verbindet, kann kein Mensch mehr trennen.«
***
»Tapandaro?« wiederholte ich, und meine Fingerspitzen tasteten über das goldene Ornamentdrittel.
»Er trägt das zweite Drittel und kennt den Namen des Besitzers des dritten Drittels«, sagte Mr. Silver.
»Wo finden wir ihn?«
»Nicht auf dieser Welt.«
»Sondern?«
»Auf Protoc. Erinnerst du dich an die Welt der Paviandämonen?«
»Wie könnte ich dieses Abenteuer jemals vergessen?« gab ich zurück. »Wir begegneten damals zum erstenmal Arma und Metal, verbündeten uns mit ihnen gegen den Affenkaiser Raghoora.«
Mein Freund nickte. »Tapandaro ist Raghooras Nachfolger, ein kriegerischer Dämon, der weit in den Dimensionen herumkam. Er ist größer und stärker als jeder andere Pavian auf Protoc. Und er trägt das N, das wir… haben müssen.«
Mir fiel plötzlich eine Veränderung in Mr. Silvers Gesichtsausdruck auf. »Was ist los?« fragte ich.
»Du hast eben Arma und Metal erwähnt, Tony. Teufel, jetzt weiß ich, wohin Metal Roxane entführt hat! Er befindet sich mit ihr auf Protoc! Sein Ziel ist das Tal der fremden Gesichter, und das erreicht er nur über Protoc!«
»Nun, dann haben wir zwei triftige Gründe, die Welt der Paviandämonen aufzusuchen«, sagte ich. »Roxane und Tapandaro.«
»Aber Vicky sollten wir nicht mitnehmen«, meinte der Ex-Dämon. »Die Welt der dämonischen Affen ist zu gefährlich für sie.«
Ich sah meine blonde Freundin an. »Hast du's gehört?«
Sie nickte. »Okay, ich werde nach London zurückkehren und daumendrückend auf eure Rückkehr warten. Und was wird aus Kaddo?«
»Den überlassen wir Boram«, sagte ich. Und zu dem Nessel-Vampir gewandt, fügte ich hinzu: »Mach ihn unschädlich.«
»Ja, Herr«, erwiderte der weiße Vampir, und ich konnte mich darauf verlassen, daß er es tun würde. Angelo d'Alessandro hatte mir mit Boram eine zuverlässige Waffe zur Verfügung gestellt. Allmählich brachte ich dem Nessel-Vampir mehr Vertrauen entgegen.
Wir verließen das Schloß. Boram beugte sich über sein dämonisches Opfer, wartete aber, bis wir draußen waren. Als er daranging, Kaddo den Garaus zu machen, ging ein letztes markerschütterndes Heulen durch das alte, düstere Cornwallschloß, und als der weiße Vampir wenig später zu uns stieß, meldete er, daß es Kaddo nicht mehr gab.
»Wird Boram euch begleiten?« fragte Vicky Bonney, während wir vor dem Schloß auf die Rückkehr des Hubschraubers warteten.
»Auf jeden Fall«, sagte ich. »Er wird uns auf Protoc eine wertvolle Hilfe sein.«
»Es wäre großartig, wenn es euch gelänge, Roxane endlich zurückzuholen«, sagte Vicky.
»Leider ist sie nicht mehr so, wie sie war, bevor Metal sie in seine Gewalt bekam«, sagte Mr. Silver finster. »Arma steckt zur Hälfte in ihr.«
»Kannst du das nicht rückgängig machen?«
»Ich werde es versuchen.«
Zwanzig Minuten vergingen. Dann war in der Ferne das Flappern des Hubschraubers zu hören. Als der Helikopter über dem Wald auftauchte, küßte Vicky Mr. Silver und mich. Boram ging aus verständlichen Gründen leer aus.
Aber Vicky sagte: »Danke für alles, was du für mich getan hast, Boram.«
Der weiße Vampir senkte stumm den Kopf. Beim Landen des Hubschraubers erfaßte den Nessel-Vampir wieder der heftige Rotorwind und verzerrte seine Gestalt.
Ich begab mich mit Vicky Bonney zur Maschine, öffnete die Kanzeltür und erklärte dem Piloten, daß nur meine Freundin nach London zurückkehren würde. Der Mann nickte. »Okay, Mr. Ballard. Soll ich Mr. Peckinpah etwas bestellen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Miß Bonney wird ihn anrufen und ihm berichten, wie's hier gelaufen ist.«
»Mach's gut, Tony«, sagte Vicky.
»Du auch«, erwiderte ich, und sie kletterte in die stählerne Libelle.
Ich trat zurück, während meine Freundin die Glastür schloß und sich angurtete. Das
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