051 - Die Hexe und ihr Henker
wenn es diesen gefährlichen Nessel-Vampir nicht gegeben hätte.
Jameson wünschte Tony Ballard die Pest an den Hals. Alles Pech dieser Welt sollte den Dämonenjäger treffen. Es wäre ihm eine Freude und eine Genugtuung gewesen, zu erfahren, daß Ballard den Dämon Kaddo nur kurze Zeit überlebt hatte, doch leider war eher anzunehmen, daß er nie mehr von Tony Ballard hören würde.
Gareth Leplat stoppte den Wagen vor der Polizeistation. »So, da wären wir. Nun werden Sie uns eine haarsträubende Geschichte erzählen.«
Der Inspektor stieg aus, holte den Gefesselten aus dem Fahrzeug und verschwand mit ihm in dem unscheinbaren Gebäude. Als Sergeant Rodwell die Handschellen an Jamesons Gelenken sah, weiteten sich überrascht seine Augen.
Der Bucklige mußte sich setzen, und Gareth Leplat bemerkte einleitend: »Ich möchte vorausschicken, daß ich im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte bin, Sergeant.«
»Niemand zweifelt daran, Sir«, erwiderte George Rodwell.
»Oh, das wird sich bald ändern«, sagte der Inspektor und berichtete, was er auf dem Schloß erlebt hatte.
Das war für Rodwell immerhin so starker Tobak, daß er sich eine Zigarette anzünden mußte. Seine Hände zitterten dabei.
»Ist das alles wahr, Sir?« fragte er unsicher.
Gareth Leplat wies auf den Buckligen, der völlig in sich gekehrt dasaß. »Er kann Ihnen jedes Wort bestätigen.«
»Dann… dann wäre der Mord an Melissa Farr also geklärt«, meinte der Sergeant. »Aber was schreiben wir in unseren Bericht? Die Wahrheit?«
»Wir werden uns das noch reiflich überlegen. Sie können mir glauben, daß mir das alles genauso unbegreiflich war wie Ihnen, doch allmählich fange ich an, die Tatsachen zu akzeptieren. Was bleibt mir anderes übrig?«
»Wenn ich ehrlich sein darf, Sir, ich bin nicht unglücklich darüber, daß ich nicht auf Barrington Castle war. Ich glaube, ich hätte ernsthaft an meinem Verstand gezweifelt.«
»Denken Sie, das tat ich nicht?«
Das Telefon läutete. Leplats Frau Karen war dran. Als sie erwähnte, daß sie in einer halben Stunde für zwei Tage zu ihrer Schwester nach Dorchester fahren würde, fiel ihm wieder ein, daß sie ihm das schon vor zwei Tagen gesagt hatte, und er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Er hatte es total vergessen.
Er wünschte ihr eine gute Fahrt und trug ihr auf, seiner Schwägerin herzliche Grüße von ihm zu bestellen. Er wäre gern mitgekommen, doch die Arbeit hatte Vorrang.
Nachdem er aufgelegt hatte, wandte er sich an Jameson. »Und nun zu Ihnen! Sergeant, nehmen Sie seine Daten auf!«
»Wie heißen Sie mit vollem Namen?« fragte Sergeant Rodwell und spannte ein Blatt Papier in die Schreibmaschine.
»Francis C. Jameson«, sagte der Bucklige.
»Wofür steht das C?«
»Für Christopher.«
Der Sergeant schrieb es aufs Papier, fragte, wann und wo der Butler geboren wurde, schrieb es ebenfalls nieder.
»Wann traten Sie in Lord Jeremy Barringtons Dienste?« wollte der Inspektor wissen.
»Vor mehr als vierzig Jahren«, sagte Jameson. »Ich lebte damals in Exeter. Lord Jeremy fragte mich, ob ich als Butler zu ihm aufs Schloß kommen wolle, und ich sagte ja.«
»Damals wußten Sie vermutlich noch nicht, was für ein… Doppelleben der Lord führte.«
»Nein«, antwortete Francis C. Jameson.
Sergeant Rodwell schrieb mit. Er war so schnell, daß Inspektor Leplat immer nur kurze Pausen einzulegen brauchte.
»Wann kamen Sie dahinter?« wollte Gareth Leplat wissen. »Auf welche Weise geschah es? Holte Sie Ihr Arbeitgeber in den Salon und eröffnete Ihnen: ›Jameson, ich bin nicht der, für den Sie mich halten, ich bin ein Dämon, mein richtiger Name ist Kaddo.‹«
George Rodwell hob den Kopf. »Soll ich das auch niederschreiben, Sir?«
Leplat winkte ab. »Nein, das lassen Sie lieber weg. - Nun, Mr. Jameson?«
Der Bucklige zog die Brauen zusammen. »Darüber möchte ich nicht sprechen.«
»Warum nicht?«
»Weil Sie das nichts angeht.«
»Sie sind wohl…!« brauste Gareth Leplat auf, doch er brach seinen Wutanfall sofort wieder ab. »Mr. Jameson, ich vertrete in diesem Dorf das Gesetz. Meine Aufgabe ist es, für Ruhe und Ordnung zu sorgen und die Menschen, die in Monwyth leben, zu schützen. Mich geht alles etwas an. Also erzählen Sie uns nun, wie Sie hinter Lord Jeremys Geheimnis kamen?«
»Nein!« sagte der Bucklige entschieden.
Der Inspektor nickte. »Na schön, dann eben nicht. Vielleicht bequemen Sie sich später dazu. Der Sergeant und ich
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