051 - Die Sklaven des Vampirs
seltene Weine von einmaliger Köstlichkeit anbot, allerdings zu einem Preis, der erstaunlich hoch war. Eine zweite Zeitungsmeldung bestätigte, dass Laura Monton, die angeblich verschwundene Freundin des Gaston Chabrol, eine Angestellte des Weinhändlers gewesen war. Die Verbindung war hergestellt.
»Außerdem hat vor einigen Wochen Tim Morton gemeldet, dass in New York etwas sehr Merkwürdiges passiert ist. Eine Weinsendung aus Frankreich wurde ausgeladen. Eine Kiste fiel vom Gabelstapler, krachte zu Boden und ging auf. Die Hälfte der Flaschen zerbrach. Zuerst dachten alle Arbeiter, es wäre Rotwein, aber dann stellte sich heraus, dass es Blut war.«
Mit einem harten Ruck stellte Dorian den Kognakschwenker auf den Tisch. »Blut? Wirklich? Ist das bewiesen?«
Trevor erhob sich halb aus dem Sessel, stemmte seine Arme auf den Tisch und sagte laut und rechthaberisch: »Verdammt, glauben Sie, dass ich Sie einfach nur so nach Frankreich hetzen will, in ein gottverlassenes Nest voller Rotweintrinker?«
»Ist klar bewiesen worden, dass es sich um Blut handelte?«, fragte Dorian, sich zur Ruhe zwingend.
»Ja. Die Behörden haben den Fall untersucht. Der Absender des Weines war natürlich Pierre Lacroix.«
Jetzt war Dorian interessiert. Die Ruhe des Tages war dahin. Er atmete tief ein und aus. Mit leiser Stimme fragte er: »Was ist sonst noch darüber zu erfahren gewesen? Die Mystery Press scheint ja hervorragend zu funktionieren.«
Sullivan reichte Dorian die Mappe, und Dorian blätterte in den Kopien und Ausschnitten.
»Bis vor etwa einem Jahr war Lacroix ein ziemlich unbekannter Händler. Seine Weine waren nicht schlecht, nicht besonders gut, nicht besonders teuer. Aber ich selbst habe gehört, dass seit dieser Zeit seine Weine unter Kennern berühmt geworden sind. Sammler reißen sich um seine Flaschen, obwohl sie einen Haufen Geld hinblättern müssen.«
»Ich verstehe noch nicht. Was macht seine Weine so wertvoll?«
»Vermutlich sind sie wirklich hervorragend, aber ich glaube, sie machen in bestimmter Weise süchtig. Hier, lesen Sie!«
Die Anzahl der Flaschen, die an einzelne Interessenten abgegeben wurden, waren limitiert. Ebenso schien Lacroix seine Weinfreunde nach strengen, aber merkwürdigen Maßstäben auszusuchen.
»Lacroix prüft also seine Interessenten sehr sorgfältig. Wie das im Einzelnen vor sich geht, können wir nur herausfinden, wenn wir einen dieser Weinkenner kennen lernen. Nicht viele scheinen seine Bedingungen zu erfüllen.«
»Ich habe mich umgehört und eine Menge herumtelefoniert«, sagte Sullivan. »Lacroix scheint seine Kunden tatsächlich genau auszusuchen, und die Bedingungen sollen recht merkwürdig sein. Seit rund einem Jahr hat niemand mehr Lacroix im Tageslicht gesehen. Alle kommen zu ihm in seinen Keller. Viele von seinen Kunden sollen niemals wieder aufgetaucht sein. Das sagen jedenfalls die Dorfbewohner. Aber niemand weiß, ob an der Geschichte etwas Wahres dran ist.«
»Es kann ein Zufall sein«, meinte Dorian, »oder der Weinpanscher scheut das Tageslicht deshalb, weil er ein Vampir geworden ist.«
»Was sehr wahrscheinlich ist, nach allem, was wir wissen. Und noch etwas. Ich habe die Adresse eines älteren Herrn, eines würdigen, grauhaarigen Gentleman, eines bekannten Weinkenners. Er hat in seinem Klub erzählt, dass er zu den Auserwählten gehört, die in der nächsten Zeit zu Lacroix reisen dürfen.« Sullivan streckte eine Hand aus und reichte Dorian ein Blatt Papier.
Dorian stand auf, nahm das Glas in die eine und die Adresse in die andere Hand.
Er ging unruhig im Salon auf und ab, warf einen Blick durch das hohe Fenster, und plötzlich blieb er stehen. Widersprüchliche Empfindungen erfüllten ihn. Seine Ruhe war dahin. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt.
»Sie müssen den Fall untersuchen, Dorian. Wir beide wissen, dass die Hinweise eindeutig sind.«
Sie sahen sich an, nickten sich zu.
»Einverstanden. Ich werde diesen merkwürdigen Weingutbesitzer aufsuchen. Und zwar vorsichtig, mit entsprechender Tarnung.«
Sullivan stand ebenfalls auf und klappte seine Mappe zu. »Ich war sicher, dass Sie sich für dieses Weingut interessieren würden.«
Dorian besprach mit Sullivan die Einzelheiten, dann verließ Sullivan das Zimmer. Dorian schenkte sich noch einen Kognak ein und las noch einmal sämtliche Artikel und Berichte, die er in der Mappe fand, genau durch. Überall waren die Dämonen. Niemand schien vor ihnen sicher zu sein.
Susan Dale versuchte, sich kühl
Weitere Kostenlose Bücher