0510 - Die Ausgestoßenen
ins Freie zu ziehen.
Die Siloten beobachteten stumm.
Whiilcont sah, daß Saedelaere und Fellmer Lloyd die Waffen gezogen hatten.
Die Spannung war fühlbar wie etwas Körperliches. Sie ging nicht allein von dem Missionar, sondern auch von den Siloten aus. Whiilcont hatte das Gefühl, daß nur irgendein Funke überspringen mußte, um eine Explosion herbeizuführen. Er wußte, daß sie trotz ihrer überlegenen Bewaffnung kaum etwas gegen die Übermacht der Eingeborenen würden ausrichten können, wenn diese sich zum Angriff entschließen sollten.
Der Missionar hatte sich inzwischen herumgedreht und blickte zu Whiilcont hinauf.
„Es ist alles in Ordnung!" Whiilconts Stimme vibrierte. „Du bist frei."
„Y Xanthymona!" rief das Wesen mit knarrender Stimme.
Dann ließ es sich wieder auf den Bauch fallen.
„Verdammt!" fluchte Whiilcont. „Was ist mit dir los? Komm heraus, du Narr, bevor wir Schwierigkeiten bekommen."
Er wartete.
Der Missionar rührte sich nicht. Durch die Reihen der Siloten ging ein Gemurmel. Whiilcont begann trotz der Wärme zu frieren. Die Spannung wurde unerträglich. Von der Festung aus schien ein Schatten über das Land zu fallen. Whiilcont riß den Kopf hoch und sah, daß eine Atomsonne hinter der Festungsspitze verschwunden war. Zwei der Vögel waren sichtbar. Lautlos flogen sie um die Festung, wie riesige schwarze Stoffschleier.
Whiilcont fühlte sich unendlich weit von Fellmer Lloyd und Saedelaere entfernt.
Er schaute sie hilfesuchend an.
„Sie werden schon in den Käfig steigen müssen, wenn Sie unseren Freund retten wollen", meinte Saedelaere.
„Aber...", setzte Whiilcont zögernd an.
„Nur zu, Sommer!" ermunterte ihn Saedelaere.
Juniper Whiilcont blickte in die von ihm selbst geschaffene Öffnung im Käfigdach. Der Boden des Käfigs war mit einer rötlichen Substanz bedeckt.
Whiilcont gab sich einen Ruck. Er packte eine der Querstreben mit den Händen und ließ sich in den Käfig hinabsinken. Das drohende Gemurmel der Siloten schwoll an.
Fellmer Lloyd und der Transmittergeschädigte standen jetzt beide mit den Waffen im Anschlag neben dem Käfig und hielten die Eingeborenen in Schach. Trotzdem hatte Whiilcont den Verdacht, daß es nicht die Waffen seiner Begleiter waren, die die Eingeborenen noch zurückhielten. Vielleicht fehlte nur noch ein entscheidender Befehl der Unsichtbaren in der Festung.
Die Atomsonne kam wieder hinter der Festungsspitze hervor.
Das ist alles ein schrecklicher Traum! dachte Whiilcont benommen, als seine Füße den Boden des Käfigs berührten.
Aber es war kein Traum!
Der Käfig mit dem seltsamen Gefangenen darin und die draußen versammelten Siloten waren ebenso Realität wie die gigantischen Vögel hoch oben unter dem Energieschirm.
Whiilcont stand im Käfig. Er war so groß, daß er mit dem Kopf noch durch die freigebrannte Lücke ragte. Als er sich bückte, sah er, daß der Missionar eine Hornplatte gebrochen hatte. Die Verletzung rührte wahrscheinlich von einem Steinwurf aus unmittelbarer Nähe her. Mitleid mit dem Purpurnen überkam Whiilcont.
Er berührte ihn sanft.
„Ich helfe dir ins Freie, Fremder!"
Lloyd rief: „Seien Sie vorsichtig, Sommer!"
Whiilcont griff nach dem Arm des Missionars.
Das am Boden liegende Wesen fuhr herum. Es ging alles so schnell, daß Whiilcont keine Chance zu einer Gegenwehr bekam. Bevor er reagieren konnte, krallten sich eisenharte Nägel in seinen Hals und durchbohrten ihn.
Entsetzt sah Whiilcont sein eigenes Blut über die knochigen Hände des Missionars laufen.
„Whiilcont!" schrie Saedelaere mit sich überschlagender Stimme. „Zur Seite, damit wir schießen können."
Whiilcont fühlte sich seltsam benommen, In seinen Ohren begann es zu rauschen. Das Wesen klammerte sich an ihm fest.
Saedelaere stieß einen verzweifelten Fluch aus.
Whiilcont hörte seltsame Geräusche, die ersten Takte einer fremdartigen Musik. Sie kam von außerhalb des Käfigs. Sofort ließ der Missionar von ihm ab und sank zu Boden.
Whiilcont sah auf ihn hinab. Seine Blicke wurden immer verschwommener.
„Sommer!" schrie Saedelaere. „Um Himmels willen, Sommer!"
Whiilcont sank langsam auf die Knie. Er blutete sehr stark, Schwäche erfaßte ihn mit rasender Schnelligkeit. Die Gitterstäbe des Käfigs erschienen ihm jetzt so dick wie Männerarme. Dazwischen erblickte er weiße Flecke, die Gesichter der Siloten.
Whiilcont besaß nicht mehr die Kraft, sich auf die Arme zu stützen. Er fiel auf sein
Weitere Kostenlose Bücher