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0511 - Fenster der Angst

0511 - Fenster der Angst

Titel: 0511 - Fenster der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schmalen Diele ab, die sich an die Stufen einer Treppe anschloß.
    Sie ging in den Wohnraum, wo der Ofen noch Wärme abstrahlte.
    Durch das kleine Sichtfenster konnte sie die glühenden Kohlen sehen und hatte das Gefühl, als spiegelte sich das Gesicht des Mädchens darin wider.
    »Nein, verdammt, du bist tot!« brüllte sie und drehte sich so heftig um, daß sie dabei einen Stuhl zu Boden schleuderte.
    Sie ließ sich schwer in den alten Sessel mit der durchgesessenen Sitzfläche fallen. Dahinter stand immer eine Flasche mit Selbstgebranntem Kräuterschnaps. Wilma zeichnete sich dafür verantwortlich. Sie holte die Flasche hervor, entkorkte sie und rieb mit dem Handballen über den Rand der Öffnung. Den quietschenden Geräuschen lauschend, starrte sie dabei in die Düsternis des Raumes.
    Wilma hockte im Sessel wie eine gemalte Figur. Furcht umkrallte ihr Herz. Die Angst war da, sie ließ sich nicht vertreiben, und sie drang immer höher.
    Wilma trank.
    Der scharfe Kräuterschnaps rann in ihre Kehle und tiefer dem Magen entgegen, wo er kein Gefühl der Entspannung brachte, wie sie es gern gehabt hätte. Sie hatte das Gefühl, als würde er sich dort verdichten und langsam fest werden.
    Einige Tropfen rannen noch über ihre Unterlippe und am Kinn entlang, weil sie die Flaschenöffnung zu hastig vom Mund weggerissen hatte. Sie hustete. Dabei traten ihr die Augen aus den Höhlen. Dagegen half ein zweiter Schluck.
    In der Tat vertrug sie den besser, blieb auch weiterhin im Sessel hocken und streckte nur die Beine aus.
    »Ich… habe trotzdem gewonnen!« keuchte sie. »Ich habe gewonnen, da kannst du machen, was du willst, du kleine Hure. Ich schwöre dir, daß ich gewonnen habe. Du bist tot, du wirst dich auflösen. Du wirst bald nur mehr Staub sein, aber ich, ich werde leben. Ja, ich werde leben.« Sie setzte die Flasche wieder an und trank den dritten Schluck.
    Der wärmte besser durch, und er vertrieb auch den verdammten Kloß in ihrem Magen.
    Sie rutschte mit den Füßen hin und her, knetete dabei ihre Finger, schluckte einige Male, winkte mit einer müden Bewegung ab und begann zu kichern.
    »Tot«, sagt sie dabei. »Du bist tot, du kleine Hure. Du wirst es nicht mehr schaffen, das schwöre ich dir. Ja, das schwöre ich, darauf kannst du dich verlassen.«
    Sie wischte über ihr Gesicht, auf dem sich Schweiß gebildet hatte.
    Dann sprach sie mit schwerer Stimme über das Bild. »Eine Täuschung, es ist eine Täuschung gewesen. Ich habe dich nicht gesehen. Man kann nicht durch einen Sarg schauen. So etwas geht einfach nicht. Das ist unmöglich. Ich habe dich auch nicht gesehen, ich…«
    Die nächsten Worte gingen unter in einem unverständlichen Brabbeln. Sie fühlte sich plötzlich so müde und abgeschlafft.
    Die Flasche rutschte ihr aus den Fingern und kippte am Boden um. Gluckernd rann der Rest des scharfen Alkohols aus und versickerte im Teppich. Im Zimmer breitete sich ein widerlicher Gestank aus.
    Davon merkte Wilma Davies nichts, denn sie war inzwischen eingeschlafen und schreckte erst hoch, als jemand sie anfaßte und durchschüttelte.
    Perneil, ihr Mann, stand neben dem Sessel.
    Wilma mußte sich erst zurechtfinden. Es dauerte eine Weile. Sie zwinkerte einige Male, lachte danach rauh und fragte mit kratziger Stimme: »Na, hast du von deinem Liebchen Abschied genommen?«
    »Werde nicht zynisch!«
    »Was heißt zynisch. Es ist doch die Wahrheit.«
    »Und du bist betrunken.«
    Sie schaute hoch und schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt nicht mehr. Ich habe auch von unserem Pflegekind Abschied genommen, aber auf meine Art und Weise, verstehst du?«
    »Ja«, erwiderte der Totengräber fast stöhnend. »Das habe ich gesehen. Sogar überdeutlich. Du hast sie gehaßt, nicht wahr?«
    »Sicher. Du hast sie geliebt.«
    »Na und?« Er hob die Schultern.
    Sein Gesicht war rot angelaufen. »Sie gab mir das, was du mir nie gegeben hast!« sagte er ihr ins Gesicht. »Genau das war es.«
    »Aber sie ist tot!« kreischte Wilma. »Und ich lebe!«
    Die Augen des Mannes nahmen einen harten Glanz an. »Man sollte dich wirklich hinterherschicken. Etwas anderes hast du nicht verdient. Nicht einmal vor dem Tod zeigst du Ehrfurcht. Jeder auf dem Friedhof hat es bemerkt. Dein Benehmen ist nicht verborgen geblieben, glaub mir das.«
    »Es kümmert mich nicht.«
    »Das weiß ich, denn du bist eine Person ohne Gewissen. Wo andere eine Seele oder ein Gewissen haben, da sitzt bei dir ein Stein.«
    »Klar.« Sie lachte laut und breitete die

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