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0514 - Der Weltraumkurier

Titel: 0514 - Der Weltraumkurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sah Säle, in denen Verdummte Tischlerund Klempnerarbeiten ausführten, in anderen arbeiteten angehende Schuhmacher, Korbflechter und Elektriker. Auch eine große Backstube war vorhanden.
    „Wir führen sogar wieder eine Schmiede", erklärte Patulli stolz.
    „Ich denke, in einem Jahr sieht es auf Olymp ganz anders aus als heute noch."
    „Hoffentlich im positiven Sinne". meinte Bossa.
    Über Lokoshans Gesicht flog ein Schatten. Bossa Cova bereute seine Bemerkung sofort. Sie alle, die die großen Zusammenhänge sehen konnten, vermieden es nach Möglichkeit, über den Schwarm und die Gefahren, die ihnen weiterhin von ihm drohten, zu reden. Niemand wußte bisher, was der Schwarm eigentlich in der Galaxis wollte, aber niemand zweifelte daran, daß die Verdummung nicht das letzte war, was er den Zivilisationen brachte.
    „Sie sagten vorhin, Sie hätten etwas für mich", sagte Bossa, um den Kamashiten abzulenken. „Was ist das?"
    Patulli Lokoshan seufzte.
    „Kommen Sie mit!"
    Er führte den Besucher in sein Wohnzimmer und holte eine Flasche aus dem Kühlschrank. Dann stellte er zwei Gläser auf den Plastiktisch und schenkte aus der Flasche eine gelbliche Flüssigkeit ein.
    „Prost!" sagte er und griff nach seinem Glas. ,Bossa nahm sein Glas und roch mißtrauisch daran. Dann verklärte. sich sein Gesicht. Die Flüssigkeit roch nach Whisky. Er nahm einen Schluck und behielt ihn eine Weile im Mund.
    „Das ist zwar nicht die beste Sorte", erklärte er, „aber es ist Whisky. Woher haben Sie ihn?"
    Patulli strahlte.
    „Vor vierzehn Tagen haben wir in einer abgebrannten Tierfarm einen Futtersilo entdeckt. Das Futter war für Mensch und Tier ungenießbar geworden, aber mit einem von mir erfundenen Verfahren läßt es sich noch zum Brennen von Whisky verwenden."
    Bossa spie den zweiten Schluck aus.
    „Verdorbenes Viehfutter? Wollen Sie mich vergiften?"
    Betrübt schaute der Kamashite auf den vergeudeten Alkohol.
    „Aber, Bossa! Ich und jemand vergiften! Sie können meinen Whisky unbesorgt trinken; die Aufbereitung des Grundstoffes läßt nicht die Spur schädlicher Substanzen zurück."
    Bossa kratzte sich in seinem wolligen schwarzen, von Silbersträhnen durchzogenen Haar.
    „Entschuldigen Sie, Patulli, ich war nur so überrascht, daß ...
    Gießen Sie mir noch ein Gläschen ein, dann muß ich allerdings wieder aufbrechen."
    Es wurden noch drei Gläser, doch dann ließ sich Bossa Cova nach einem Blick auf seine Uhr nicht länger halten. Er mußte rechtzeitig in Neu-Taho sein, um mit dem Grauen Ritter zusammenzutreffen.
    Auf dem Flur begegnete den beiden Männern ein etwa zehnjähriges Mädchen, das hellgraue Lederkleidung, Wadenstiefel und einen Filzhut trug. Sie lief auf Bossa zu und hing plötzlich an seinem Hals, „Onkel Bossa!"
    Bossa Cova hielt sie ein wenig von sich ab und musterte das braungebrannte Gesicht.
    „Das ist ja lo! Hallo, meine Kleine! Wie geht es dir?" Er hatte lo zusammen mit ihrem Bruder Sarkh vor Plünderern gerettet und später festgestellt, daß beide Kinder immun geblieben waren.
    „Prima, Onkel Bossa."
    „Sie unterrichtet eine Frauengruppe im Nähen und eine andere an einfachen Erntemaschinen", sagte Partulli. „Außerdem erledigt sie die Schreibarbeiten für mich."
    Bossa gab lo einen Kuß auf die Wange und setzte sie ab.
    „Braves Mädchen. Wo ist eigentlich dein Bruder?"
    „Sarkh arbeitet in Trade City zusammen mit einer Gruppe Superiors an der Instandsetzung der Kraftwerke. Wenn Sie ihn treffen sollten ..."
    „... bestelle ich ihm Grüße von dir. Aber nun muß ich fort. Laßt es euch gutgehen. Bis bald!"
    Er verabschiedete sich schnell, stieg in seinen Gleiter und fuhr durch das Tor, an dem die beiden Roboter noch immer Wache standen.
    Inzwischen hatte sich der Himmel im Osten und auch im Westen verdunkelt. Die Sonne war hinter schwarzen Wolkenbänken verschwunden. Bald würde das Gewitter hereinbrechen. Bossa beschleunigte. Er wollte rechtzeitig in Neu Taho sein.
    Als er von weitem die ersten Felder der Agrosiedlung sah, zuckte der erste Blitz hernieder, gefolgt von einem krachenden Donnerschlag. Riesige Hautflügler kreisten über die Steppe; dann kam der Regen, und die Flugsaurier schossen zu den zerklüfteten Kalksteinfelsen hinüber, wo sie ihre Schlupfwinkel hatten.
    Bossa Cova schloß das Verdeck mit einem Knopfdruck, dann begann er laut zu singen. Seine Stimme übertönte das schmetternde Krachen der Blitze, den grollenden Donner und das Prasseln des Regens - jedenfalls

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