0517 - Notruf des Unsterblichen
schwankten erneut in ihrer Intensität. Sie konnten das kugelförmige Gebilde kaum noch halten, das unruhig in ihrem Wirkungsbereich schwebte.
Die Kugel schimmerte grünlichgelb und hatte einen Durchmesser von etwa achtzehn Metern. Sie war halb transparent, wie zusammengeballter Nebel. Manchmal verkleinerte sich ihr Durchmesser, dann wurde sie undurchsichtiger, oder sie wurde größer und transparenter.
Tief unten im Fels unter der Wüste brummten die Generatoren. Sie erzeugten noch immer unvorstellbare Energiemengen, mit deren Hilfe der gigantische energetische Schutzschirm über dem Kunstplaneten aufrecht erhalten wurde.
Von rein positronischen Schaltanlagen gesteuert, blieben die Atomkraftwerke unter der Pyramide von der Verdummungswelle unberührt.
Nicht so die Kontrollautomatik der Verteidigung.
Und vor allen Dingen nicht so die Steuerzentrale für die Oberflächengestaltung.
Die biopositronischen Gehirne hatten den Logiksektor verloren.
Sie hatten ihr selbständiges Denken und damit die Fähigkeit verloren, einst erhaltene Programmierungen ohne neue Anweisungen weiterzuführen.
Und wenn neue Anweisungen kamen, wurden sie ignoriert.
Im Hintergrund der riesigen Felsenhalle, die, von Scheinwerferlicht erhellt, hundert Meter unter dem Wüstenboden lag, war eine Bewegung. Ein seltsam geformtes Gebilde schob sich langsam aus dem Schatten der Maschinenblöcke hervor und kroch zu einer der zahlreichen Schalttafeln. Er glich einer fünf Meter langen mehr als mannsdicken Raupe mit vielen Armen und Beinen.
Sie richtete sich ein wenig auf, und mit mehreren Armen zugleich versuchte das Wesen, an den Kontrollen zu manipulieren. Mehrere starke Entladungen trieben es dann jedoch zurück.
Es kroch weiter und geriet ins Licht der Scheinwerfer.
In der Tat - es war eine Riesenraupe!
Die schimmernde Oberfläche verriet, daß ihr Körper wenigstens teilweise aus Metall bestand, der Rest mochte Kunststoff sein. Auf keinen Fall handelte es sich um ein organisch lebendes Wesen, sondern um ein künstlich hergestelltes Gebilde, das über einen gewissen Grad von Intelligenz verfügte. Nicht genug allerdings, um die Kontrollen der Schaltstation erfolgreich zu bedienen.
Unterwürfig fast näherte sich die Raupe den Energiefeldern der taumelnden Kugel. Sie hielt an, als ihr Gehirn von einem Warnimpuls geschockt wurde. Lange Zeit verharrte sie unbeweglich und nahm die gesammelten Mentalbefehle auf, versuchte sie im Erinnerungsspreicher zu sortieren und zu sammeln und gab dann durch ein Zeichen zu verstehen, daß sie verstanden hatte.
Sie kroch in die Halle zurück.
Sergeant Plafond hatte sich auf den Urlaub gefreut, aber dann war alles ganz anders gekommen. Genau konnte er sich nicht mehr entsinnen, was geschehen war, als er mit dem Suchtrupp die Felsen nach einem Deserteur durchsuchte.
Nur eine vage Erinnerung war geblieben, ehe alles abriß.
Seine Heimat war die Provence, ein alter Bauernhof, auf dem seine Eltern und Geschwister lebten. Er selbst, der Älteste, hatte es daheim nicht mehr ausgehalten. Ihn lockte das Abenteuer, die weite Welt, Afrika!
Die Fremdenlegion also.
Freiwillig hatte er sich dazu gemeldet, und als das Schiff in Marseiile in See stach, sah er sich am Ziel seiner Träume. Er wurde nicht enttäuscht. Wenn das Leben in der Legion auch hart war, so brachte ihm seine freiwillige Meldung dazu doch erhebliche Vorteile und eine schnelle Beförderung.
Die Berber machten wieder einen Aufstand. Aus dem Hinterhalt griffen sie die Patrouillen der Legion an und überfielen ihre Wüstenforts. Es war ein Kampf ohne Gnade und ohne Ende.
Würde er eigentlich niemals enden ...?
Viele Legionäre hielten sich unfreiwillig in der Legion auf.
Unglückliche Umstände hatten sie hineingebracht, und es gab niemanden, der sie wieder losgelassen hätte. Ihnen blieb nur eine Möglichkeit, wenn sie wieder frei werden wollten: Sie mußten fliehen.
Aber abgesehen von ihren Verfolgern, ihren ehemaligen Kameraden, besaßen sie zwei andere erbarmungslose Feinde: die Berber und. die Wüste. Ihnen entkam so leicht niemand.
Sergeant Plafond fühlte sich in seiner Haut nicht wohl, als sie den Auftrag erhielten, den Deserteur einzufangen. Er wußte, was dem Mann bevorstand: Ein Kriegsgericht, nicht mehr als eine Farce, und dann ein Exekutionskommando. Da war es besser, ihn gleich zu erschießen.
Besser jedenfalls für den Deserteur.
Seine Spur führte zu den Felsen. Sie führte hinein, aber nicht mehr heraus, also mußte er sich
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