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0520 - Das blaue Einhorn

0520 - Das blaue Einhorn

Titel: 0520 - Das blaue Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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grinste sie an. »Aber sicher - hinterher bestimmt…«
    ***
    Das Einhorn trat zwischen den dunkelbraunen Felsen hervor und sah sich aufmerksam und witternd um. Es schien die Gefahr zu spüren. Unruhig tänzelte es und scharrte leicht mit den Vorderhufen. Das lange, gerade Horn auf seiner Stirn leuchtete in der Dämmerung.
    »Es ist wunderbar«, murmelte der mittelblonde junde Mann neben Stygia. In seinen Augen lag ein Ausdruck, der ihr nicht gefiel. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß er den Anblick des herrlichen Pferdekörpers mit dem wie blauer Samt schimmernden Fell zu genießen schien.
    »Es kommt immer um diese Zeit hierher«, hörte Stygia sich wie eine Fremde sagen.
    »Warum?« fragte der junge Mann, den sie einmal zu formen versucht hatte, ohne zu ahnen, daß er ihr selbst damals schon weit überlegen gewesen war.
    »Um zu sterben.« Und die Fürstin der Finsternis schleuderte einen funkensprühenden Feuerball aus ihrer Hand, der durch die Luft raste, das blaue Einhorn traf und dieses traumhafte Geschöpf von einem Augenblick zum anderen auslöschte.
    ***
    Stygia schreckte auf. Es war ein Traum gewesen, aber sie verstand den Sinn nicht. Was brachte sie dazu, in diesem Traum das Einhorn zu vernichten? Und warum stand jenes Wesen neben ihr, das sie so sehr haßt und fürchtete?
    Damals hatte sie ihn benutzt - zumindest hatte sie es angenommen. Zu spät hate sie erkannt, daß er nur mit ihr gespielt hatte. Spielt er jetzt wieder?
    Sie hatte lange nicht mehr an ihn gedacht. Er war einfach von der Bildfläche verschwunden. Und Stygia hatte genug wichtigere Dinge zu erledigen gehabt, als sich um jemanden zu kümmern, der sie nicht direkt bedrohte. Jetzt wußte sie, daß sie ihn unterschätzt hatte. Er war immer noch eine Gefahr, auch wenn er sich lange Zeit im Hintergrund zurückgehalten hatte.
    Sie fauchte zornig. Was wolle er ihr mit diesem Traum sagen? Wenn er sie auf diese Weise selbst in den Tiefen der Hölle noch erreichen konnte, dann konnte er sie auch töten. Warum hatte er es nicht getan? Er ist wie eine Katze, dachte Stygia. Er spielt mit seinem Opfer!
    Aber sie wollte kein Opfer sein. Sie war die Fürstin der Finsternis, ihr gehorchte die anderen Dämonen der Schwarzen Familie. Wenn auch recht unwillig…
    »Kein Opfer!« zischte sie. »Ich werde ihn jagen und vernichten! Er soll sich in mir getäuscht haben! Mit mir kann er nicht so umspringen wie mit anderen.«
    Sie erhob sich. Ihre Flügel bewegten sich leicht; die Flughäute klatschten aneinander.
    »Nun gut - ich nehme diese Kriegserklärung an!«
    ***
    Der Träumer lachte.
    Es tat gut, wieder einmal zu spielen, und er war gespannt, wie dieses Spiel sich entwickeln würde. Es gab nur eine Regel: Er besaß die Macht.
    ***
    »Also gut«, sagte Zamorra und nickte Pascal Lafitte zu, der nach seinem Feierabend nur kurz zu Hause hereingeschaut hatte, um mit seiner Frau zu sprechen und dann sofort zum Château herauf zu kommen. »Fassen wir mal zusammen. Jeder im Château Montagne hatte diesen Traum. Möglicherweise auch der kleinen Sir Rhett, bloß kann der uns davon noch nichts erzählen.«
    Zamorra nickte. »Zudem wissen wir jetzt, daß eine ganze Menge Leute im Dorf diesen Traum ebenfalls hatten.«
    »Fast jeder«, ergänzte Pascal. »Aber es gibt unterschiedlich starke Erinnerungen. Die Leute aus unserer unmittelbaren Nachbarschaft haben den intensivsten Eindruck, etwas weiter entfernt läßt es schon nach. Der Wirt Mostache und sein verehrter Ehedrache können sich nur vage erinnern, und der Posthalter, der am anderen Ende des Dorfes wohnt, weiß überhaupt von nichts. Aber damit gehört er zu den ganz wenigen Traumlosen. Das hat Nadine herausgefunden, während ich in Lyon unsere Brötchen verdienen durfte. Seit einigen Wochen hatte der von häufiger Arbeitslosigkeit geplagte Pascal Lafitte wieder einen neuen Job - für wie lang, konnte niemand Voraussagen. In dieser Hinsicht schien er ein wahrer Pechvogel zu sein, dabei lag es nicht an ihm selbst. Aber die Firmen, die ihn einstellten, litten meist unter Mißmanagement oder der allgemeinen Wirtschaftskrise. Er war froh, daß er von Zamorra zumindest ein ständiges Anerkennungshonorar für seine Arbeit bekam, die darin bestand, in internationalen Zeitungen nach geheimnisvollen Ereignissen zu forschen, für die Zamorra sich möglicherweise interessieren mußte. So ließ sich in arbeitslosen Zeiten die Haushaltskasse ein wenig aufbessern - was bei zwei kleinen Kindern auch dringend nötig

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