0523 - Tod dem Vampir!
nicht die Finger oder sonst was verbrennen.«
»Du sprichst immer von ›sie‹ und ›ihnen‹«, bemèrkte Zamorra.
»Ich bin ausgestiegen«, sagte der Druide. »Mir wurde die Sache mittlerweile zu heiß. Aber Sara läßt sich nicht warnen und zieht mit ihrem Optimismus Ted einfach mit. Er will das Risiko einfach nicht sehen.«
»Ted ist kein Dummkopf«, wandte Zamorra ein.
»Ich weiß. Ich kenne ihn viel länger, als wir beide uns und ihr beide euch. Aber er scheint blind geworden zu sein, wenn es um diese Sache geht. Ein so gnadenloser Optimismus ist mir noch nie begegnet. Ich fürchte, die beiden rennen leichtsinnig ins Verderben. Eysenbeiß ist inzwischen mächtiger als je zuvor, trotz der Rückschläge mit den Amuletten, die ihm ja wieder abgenommen worden sind.«
»Du weißt davon?«
»Hör zu, Zamorra«, sagte Gryf. »Auch wenn ich mich monatelang nicht mehr bei euch habe sehen lassen, bedeutet das nicht, daß ich nicht informiert bin. - Wie gesagt, ich habe die beiden eindringlich gewarnt, und ich bin selbst ausgestiegen. Mein Hemd ist mir immer noch näher als die Jacke.«
»Und weshalb bist du jetzt hier?«
»Um euch rechtzeitig darüber zu informieren«, sagte Gryf. »Du und Nicole, ihr seid nach Ted Ewigk diejenigen, die am häufigsten mit der Dynastie zu tun hatten, sie am besten kennen. Ihr besitzt einen Dhyarra-Kristall…«
»Zwei«, warf Nicole ein, was Gryf mit einem Heben der Augenbrauen quittierte und fortfuhr: »Und ihr habt Zugriff auf das Arsenal unter Teds Haus und kennt euch mit der Schaltung der Transmitter-Straßen aus.«
»Die ist doch zerstört.«
»Nur die unter Teds Haus. Aber die Transmitter-Verbindungen zwischen Planeten und Dimensionen existieren nach wie vor, und es gibt auch andere Schaltstationen und Kontrollstellen. Wie auch immer, ihr seid diejenigen, die die beiden noch heraushauen können, wenn alles schiefgehen sollte. Deshalb solltet ihr Bescheid wissen.«
»Und du?« fragte Patricia.
»Ich liefere die Informationen und mische fleißig mit - oder glaubst du, ich würde in einem solchen Fall einfach dasitzen und zuschauen, wie andere meine Arbeit machen? Ich lasse mir aber gerne helfen.«
»Sorry - ich wollte nicht an dir und deinen Motiven zweifeln«, sagte die Schottin lahm. »Wir kennen uns eben noch nicht lange genug.«
Gryf zuckte mit den Schultern und sah wieder Zamorra und Nicole an. Beide nickten. »Natürlich lassen wir Freunde nicht im Stich. Was ist nun mit den Details?«
Gryf hob abwehrend die Hand.
»Später«, sagte er. »Noch entwickeln sich die Dinge. Noch steht der große Schlag nicht bevor. Und ihr könntet, wenn ihr zwischendurch mit Ewigen oder ihren Cyborgs zu tun bekommt, versehentlich Andeutungen machen, die das Projekt zusätzlich in Gefahr bringen. Deshalb möchte ich euch jetzt noch nicht in die Details ein weihen.«
Zamorra hob die Brauen. »So umfassend ist die Verschwörung gegen den ERHABENEN?«
»Schon möglich«, sagte Gryf. »Ich sehe zwar auch die Gefahr, daß ihr im Ernstfall sehr wenig Zeit für die Vorbereitungen habt. Aber ich habe mir das sehr genau überlegt. Ihr habt jetzt die Vorwarnstufe, und vielleicht trügt mich mein Gefühl ja auch, und sie schaffen es tatsächlich allein.«
»Wieviel Zeit bleibt denn noch?« wollte Nicole wissen.
»Drei Wochen, ein Monat vielleicht. Ich weiß den Tag X selbst nicht, aber ich werde ihn früh genug erfahren. Ich bin zwar ausgestiegen, was aber nicht bedeutet, daß ich außen vor bin.«
»Na schön«, gab Nicole schulterzuckend und wolfsnackenkraulend zurück. »Und was machst du in der Zwischenzeit, wenn du gerade mal nicht alte Freunde besuchst?«
Der Silbermond-Druide grinste.
»Ich stelle hübschen Mädchen und häßlichen Vampiren nach, wie immer, und ich spiele Psychotherapeut für diesen blöden Köter, dem du gerade die Flöhe aus dem Pelz wühlst.«
Fenrir hob den Kopf, legte die Ohren an und fletschte knurrend die Zähne. Elender Lügner! Ich habe keine Flöhe!
»Na ja, jetzt nicht mehr«, gestand Gryf zu. »Jetzt sind sie alle zu Nicole umgestiegen…«
***
Der Vampir war in seine Behausung zurückgekehrt - früher als normal. Er verspürte kein Interesse mehr daran, durch die Nacht zu fliegen und nach neuer Beute Ausschau zu halten, wie er es sonst meistens tat, wenn er seinen Durst gestillt hatte. Auch dann, wenn er sehr satt geworden war wie diesmal. Zwei Menschen zugleich, ein solcher Coup gelang ihm selten. Vorwiegend wählte er Singles aus, selten
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