0530 - Die Sternenflut
Rauhvertikal reagierte kurz und heftig. Er schlug mit aller Gewalt und Kraft zurück, ohne sich auf das Ziel zu konzentrieren. Er schob nur einfach zur Seite, was ihn belästigte und störte.
Er setzte sich in Bewegung, rutschte die Düne herunter und begann dann seinen Marsch durch die Wüste. Jetzt war vergessen, daß er eigentlich mehr Feuchtigkeit in sich hatte aufnehmen wollen.
Rauhvertikal glaubte, nie zuvor so sehr gelebt zu haben wie jetzt. Er verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum. Die Bedrohung aus dem All war unwirklich und nebensächlich geworden. Der Schwarm existierte nicht mehr für ihn. Niemandem wäre es jetzt noch gelungen, ihn auf die Sternenflut aufmerksam zu machen, die OPUS-Nurmo zu überschwemmen drohte.
Der Karta geriet in eine biologische Phase, in der es keine passiven Herzperioden mehr gab.
*
Matka Krovzac lag auf dem Konturlager seiner Raumlinse. Er kaute auf einem Vitaminbonbon und beobachtete die Ortungsgeräte. Die anderen Mitglieder der Expedition schliefen.
Der Wissenschaftler blickte auf sein Chronometer. Es zeigte den 28. März 3442 Erdzeit an. Seit achtundvierzig Stunden befanden sie sich jetzt auf dem Eisplaneten. Der Schwarm war jetzt so nahe gerückt, daß er in zwei Tagen spätestens das System OPUS-Nurmo erreichen mußte. Mit fieberhafter Spannung warteten alle auf das, was kommen mußte. Keiner von ihnen hatte sich jedoch nervös und unsicher gezeigt. Sie alle hofften noch immer, daß sie mit dem fertig werden konnten, was auf sie zukam.
Matka Krovzac war froh, daß sie seit mehr als dreißig Stunden von den Kartas nichts mehr bemerkt hatten. Diese Wesen schienen sich mit der Warnung, die sie Gucky erteilt hatten, zufriedenzugeben. Sie hatten demonstriert, über welche Macht sie verfügten. Das genügte.
Matka Krovzac blickte zu Tahonka-No hinüber. Der Knöcherne lag auf dem Rücken und schlief mit offenem Mund. Krovzac hatte dieses seltsame Wesen in den letzten Stunden sorgfältiger als sonst beobachtet' Dabei hatte er den Eindruck gewonnen, daß Tahonka-No sich anders als sonst verhielt. Litt der Knöcherne unter dem parapsychischen Einfluß der Kartas, oder war er für irgend etwas empfänglich, von dem die anderen nichts spürten?
Matka Krovzac wünschte, er hätte eine Antwort auf seine Fragen bekommen, doch der Hochdruckregulator tat, als sei alles in Ordnung.
Ein Ortungsgerät begann plötzlich zu blinken.
Der Terraner schaltete die Alarmanzeige aus und beobachtete den Bildschirm. Er erkannte einige Reflexe, die sich sehr schnell vergrößerten. Jetzt zeichneten sich auch auf den anderen Geräten Objekte ab.
Krovzac gab Alarm.
Tahonka-No fuhr erschreckt auf. Atlan meldete sich fast augenblicklich über Funk.
„Ich habe Raumschiffe geortet", erklärte der Physiker.
Er blickte auf die Anzeige des Computers und fügte hinzu: „Die Geräte haben 32 Flugkörper erfaßt. Sie bewegen sich auf Zielkurs Nurmo II, fliegen also den Planeten der Kartas an."
„Sie werden eine böse Überraschung erleben", prophezeite Gucky.
„Das wird sich zeigen", sagte Atlan.
Matka Krovzac schaltete die Ortungsgeräte um, bis er nur noch ein einziges Raumschiff im Ausschnitt hatte. Das Objekt wurde stark vergrößert dargestellt. Der angeschlossene Computer lieferte bereits die Auswertung. Die von dem Schwarm ausgesandten Schiffe waren nahezu sechseinhalbtausend Meter lang. Sie sahen aus wie kurzschäftige Speere, die mit ihren kegelförmigen Spitzen voraus durch das All rasten.
Auf einem Bildschirm, auf dem Krovzac Atlan sehen konnte, erschien plötzlich Gucky. Der Mausbiber hatte sich in die Kabine von Atlans Raumlinse teleportiert. Irmina Kotschistowa machte sich zum Ausschleusen fertig.
„Gucky und ich starten zu einem Erkundungsflug", erklärte Atlan. „Die anderen Raumlinsen halten sich in Bereitschaft."
Matka Krovzac reichte Tahonka-No einen Auswertungsstreifen aus dem Computer, um ihn über die Daten zu unterrichten, die er bisher erhalten hatte. Atlan und Gucky starteten mit ihrer Linse.
Das Flugobjekt verschwand blitzschnell aus den Augen der anderen Expeditionsmitglieder. Krovzac behielt es noch einige Minuten auf dem Ortungsschirm, dann konnte er nur noch die 32 Raumschiffe erkennen, die sich Nurmo II näherten.
*
„Sie sehen den Pilzraumschiffen der Schwarminstallateure ähnlich", sagte Gucky, als die Linse sich den 32 Raumern näherte.
Atlan, der das Kleinstraumschiff lenkte, gab nur einen unbestimmten Laut von sich, den der Ilt
Weitere Kostenlose Bücher