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0530 - Die Sternenflut

Titel: 0530 - Die Sternenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überraschen dürfen, aber er hatte sich durch das Schwebezeichen ablenken lassen.
    Auffahrend bemerkte er, daß sie aus der Wüste verschwunden waren. Zwei Staubwolken sanken zu Boden.
    Der Fremde stieß unbarmherzig in seinen Geist vor.
    Die Welt versank.
    Rauhvertikal kam erst wieder zu sich, als er sich schon mitten in der aktiven Herzperiode befand. Er rannte mit wirbelnden Beinen durch die Wüste. Die Schatten eilten ihm voraus. Dumpf hämmerten seine drei Füße auf den Boden.
    Er lehnte sich gegen den Zwang auf und versuchte, die Kontrolle, über seine Nerven zurückzugewinnen. Sein Körper versteifte sich, und er rutschte eine Düne herab. Dann warf er sich herum und griff mit voller Wucht an. Wenige hundert Kartalängen von ihm entfernt erhoben sich fünf Felsbrocken in die Luft. Sie schienen gewichtslos geworden zu sein.
    Rauhvertikal beschleunigte sie so schnell, daß ihre Umrisse kaum noch zu erkennen waren. Die Geschosse rasten dicht über die Hügelketten dahin.
    Da kam der erwartete Notschrei. Er ignorierte ihn und schickte eine Gefühlskette zu dem anderen, in der er ihm seine Verachtung mitteilte.
    „Wie primitiv du bist", äußerte er und erkannte zugleich, daß sein Gegner ihn verstand. Er war ebenfalls telepathisch begabt.
    „Du läßt dich von deinen Instinkten leiten, wo der Verstand vorherrschen sollte. Ich' stelle fest, daß du die Stufe der Rotfelsen noch nicht verlassen hast."
    „Ihr aus der Wüste seid hochmütig", antwortete der Fremde. Er schien es als ganz selbstverständlich anzusehen, hier im Gebiet von Rauhvertikal seine Brut abzulegen. Hatte er sich nicht überlegt, wieviel Mühe und Kraft es gekostet hatte, diese Anlage zu errichten?
    Rauhvertikal rannte an der Flanke eines Hügels hoch. Er blieb auf der Kuppe stehen und beobachtete, wie seine Felsgeschosse am Horizont in roter Glut zerstoben. Der Karstländer hatte es noch geschafft, sie unschädlich, zu machen. Dieser kleine Erfolg machte ihn noch mutiger.
    Rauhvertikal sah, daß sich eine Staubwand erhob. Sie verdunkelte die Sonne und wirkte wie ein roter Schleier, der sich quer über die Brutpfanne zog. Ärgerlich scharrte der Karta mit dem Leitfuß auf dem Boden. Der Eindringling schien nicht zu wissen, was er tat.
    „Schluß jetzt", befahl Rauhvertikal erregt. „Höre lieber auf deine Instinkte. Du zerstörst die Pfanne. Was hast du schon davon, wenn du mich aus diesem Gebiet vertreiben kannst, ohne später deine Brut ins Wärmezentrum legen zu können?"
    Dieses Argument überzeugte. Der Sand fiel wieder zu Boden, bevor große Schäden eingetreten waren.
    Diese Partie blieb ohne Entscheidung. Keiner der beiden Gegner war, jedoch mit diesem Stand der Dinge einverstanden.
    Rauhvertikal griff wieder an. Jetzt versuchte er, die geistige Barriere" des anderen zu durchbrechen. Es gelang ihm, da bei diesem gerade die passive Herzperiode einsetzte. Der Karta nutzte seine Chance. Ihm selbst blieb nur noch eine kurze Frist.
    Er erschütterte das vegetative Nervensystem des Gegners und bemerkte dann, wie dieser die Flucht ergriff. Die Panik reichte bis weit in den aktiven Herzabschnitt hinein, so daß Rauhvertikal einen echten Vorteil erzielt hatte. Seine Zuversicht, sich behaupten zu können, verstärkte sich.
    Die Sonne versank unter dem Horizont, doch es wurde noch immer nicht dunkel. Der Wüstenboden schien aus sich selber heraus zu leuchten. Und auch der Himmel blieb heller als sonst.
    „Sieh hinauf zu den Sternen", riet der Karstländer. Er war sehr erregt, denn er befand sich in einer unangenehmen Lage. Die Bewohner des harten Landes hatten ihn ausgewählt. Er sollte hier im hochkultivierten Gebiet der Nordwüsten die Eier in der Brutpfanne Rauhvertikals ablegen. Dabei schien er nicht die geringsten Bedenken zu haben, die so sorgfältig bearbeitete Landschaft für sich in Anspruch zu nehmen. Er nahm auch keinerlei Rücksicht auf die Einsamkeitsansprüche der Wüstenbewohner.
    Rauhvertikal ging nicht auf den Rat des Fremden ein.
    Er ließ ihn fühlen, daß hier niemand aus dem Karstland erwünscht war. Seine Atemwege schmerzten. Offensichtlich war erheblich mehr Walla in die Nase eingedrungen, als er angenommen hatte.
    Die Pollen waren in diesem Jahr früher gekommen als sonst.
    „So sich doch nur einmal hinauf", drängte der Eindringling.
    „Siehst, du, daß der Nachthimmel sich verändert hat? Wir leben am Rande der Sterneninsel. Das Silberfeld hat es verkündet.
    Immer war es dunkel über uns. Wie aber ist es jetzt?

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