0531 - Die Flammenhexe
kaum in seinem Testament bedacht haben würde. Sie mußte sich also demnächst einen neuen Sponsor anlachen. Denn von einer Sache hatte sie wohlweislich immer die Finger gelassen: Geld, Reichtum, Vermögen mittels Magie zu schaffen. Das mußte irgendwann jemandem auffallen. Spätestens, wenn die Computer des Schatzamtes Steuererklärungen miteinander verglichen und Einkommensverhältnisse überprüften. Und sie konnte nicht den gesamten Datenstrom durcheinander bringen…
Aber vorerst kam sie aus.
Sie mußte nur erst ihren Auftrag zuende bringen, damit sie keinen Ärger mit der Fürstin der Finsternis bekam. Das war wichtiger als alles andere…
***
Das Zimmertelefon klingelte. Verärgert tastete Nicole nach dem Hörer. Sie war eben erwacht, hatte es noch nicht einmal fertiggebracht, einen Blick auf die Uhr zu werfen, und spürte starke Kopfschmerzen.
Keine wünschenswerte Art, einen neuen Tag zu beginnen…
Ein Blick nach links - da lag Zamorra. Schlafend. Das Klingeln des Telefons hatte ihn nicht wecken können. Vage Erinnerungen huschten durch Nicoles noch nicht vollständig erwachtes Bewußtsein.
»Wollen Sie sich nicht zum Teufel scheren?« meldete sie sich mürrisch.
»Miss Duval? Ein Detective Spencer von der Municipal Police erkundigt sich nach Ihnen und Mister Zamorra und wünscht Sie zu sprechen.«
Spencer. Das Krankenhaus. Zamorra, der sich selbst entlassen hatte. »Sagen Sie ihm, wir wären beide unbekannt verstorben. Himmel, es ist früher Morgen! Wir schlafen beide noch, wir wollen unsere Ruhe haben!«
»Verzeihung, Miss Duval, aber es ist bereits Mittag. Darf ich Ihnen die aktuelle Zeit…«
»Ich habe selbst eine Uhr! Was Sie dürfen, ist, mir Kopfschmerztabletten in die Suite zu schicken und Spencer zu vertrösten. Er soll in ein paar Stunden wiederkommen…«
Eine andere Stimme erklang. Der Polizist mußte dem Concierge den Telefonhörer aus der Hand genommen haben. »Damit Sie sich in der Zwischenzeit eine glaubwürdige Geschichte einfallen lassen können? Miss Duval, Mister Zamorra ist bei Ihnen? Ich muß Sie beide sprechen. Unbedingt. Kommen Sie beide nach unten, oder soll ich zu Ihnen hinaufkommen?«
»Weder noch«, fauchte Nicole ihn an. »In zwei Stunden stehe ich Ihnen zur Verfügung. Solange werden Sie sich gedulden müssen.«
»Ich glaube, Sie wissen nicht genau, in welcher Situation Sie sich befinden«, sagte Spencer.
»Ich kann Sie in Handschellen abführen lassen. Den Professor übrigens auch.«
»Dazu brauchen Sie einen Haftbefehl, und für den eine gute Begründung. Wir sind keine Verbrecher.«
»Ich komme jetzt zu Ihnen hinauf. Und dann werden wir uns sehr eingehend über diverse Dinge unterhalten.«
Es klickte.
Nicole legte auf. Sie warf der Uhr einen vorwurfsvoll-drohenden Blick zu, weil die tatsächlich schon hellen Mittag anzeigte. Zamorra war immer noch nicht wach. Es war auch nicht gut, ihn jetzt mit Gewalt aufzuwecken. Er brauchte den Schlaf, um seine Kräfte zu regenerieren. Danach würde er einen mordsmäßigen Hunger entwickeln. Nicole kannte diese Erscheinungen nur zu gut. Sie traten immer auf, wenn er sich magisch verausgabte. Sein Körper war in der vergangenen Nacht bis zum Äußersten belastet worden. Jetzt, nach dem Zusammenbruch, forderte er sein Recht.
Nicole stellte fest, daß sie immer noch vollständig angekleidet war. Sie war gestern auch ziemlich fertig gewesen. Sie erhob sich aus dem Bett, riß sich die Kleidung vom Leib und verschwand unter der Dusche. Das kühle Wasser erfrischte sie, konnte aber die Kopfschmerzen nicht vertreiben. Hoffentlich hatte der Concierge noch mitbekommen, daß sie die Tabletten bestellt hatte, und ließ sie in die Suite liefern. Normalerweise hielt Nicole nichts von Tabletten. Aber in Anbetracht dessen, daß sie heute noch einiges zu erledigen hatte, für das sie äußerste Konzentration benötigte, wollte sie diese Schmerzen nicht unbedingt bis zum Letzen auskämpfen müssen. Sie waren eine Folge des Dhyarra-Einsatzes. Sie mußte noch viel an sich arbeiten, um den Sternenstein 4. Ordnung so benutzen zu können, wie sie es früher bei dem anderen, schwächeren gekonnt hatte. Bei dem war's damals, ganz zu Anfang, genauso gewesen. Aber allmählich steigerte sich ihr Para-Potential, wie es auch bei Zamorra der Fall war.
Ein Gedanke blitzte ihr durch den Kopf: Vielleicht würden sie in fünfzig oder hundert Jahren beide so weit sein, daß sie einen Dhyarra 10. Ordnung beherrschen und mit der Kraft ihres Geistes einen
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