0532 - Todespoker
konnte er später auskämpfen. Er hatte die Chance, wieder Geld zu gewinnen. Sicher nicht bei Mark Donner, aber es gab in El Paso noch andere Spieler und andere Spiellokale. Vielleicht würde er sich später, wenn er seine Geldvorräte wieder etwas aufgestockt hatte, wieder zu Donner an einen Tisch setzen, um mit aller Vorsicht diesen Falschspieler zu beobachten und ihn vielleicht überführen zu können.
Jetzt aber war Parkers Aufbruch die beste Gelegenheit, sich ebenfalls zu verabschieden. Und so verließ Wolf Spengler nur kurz hinter dem Verlierer das Haus - und wurde Zeuge, wie Parker niedergefahren wurde.
Er stürmte zurück ins Lokal und ließ Polizei und Rettungsdienst alarmieren, während er selbst sofort wieder nach draußen eilte und Erste Hilfe zu leisten versuchte.
Aber helfen konnte er nur noch dem betrunkenen Unglücksfahrer. Parker mußte sofort tot gewesen sein.
***
Detective Spencer von der Municipal Police freute sich überhaupt nicht darüber, schon wieder Nachtschicht schieben zu müssen. Viel lieber hätte er noch ein paar Tage lang die Verbrennungen auskuriert, die er bei seinem letzten Fall abbekommen hatte. Ein Fall, dessen Akte hatte geschlossen werden müssen, ohne daß es eine exakte und glaubwürdige Erklärung der Vorfälle gab… [1]
Warum er überhaupt zu diesem Fall gerufen worden war, war ihm rätselhaft, weil es sich doch um einen Verkehrsunfall handelte. Dafür waren die Kollegen in Uniform zuständig!
Er fuhr trotzdem hin. Die Kollegen waren von der schnellen Truppe gewesen; der Schrott wurde gerade abtransportiert, und der Tote sowie der Unglücksrabe am Lenkrad waren auch nicht mehr vor Ort - der eine per Leichenwagen, der andere seiner Verletzungen wegen in Richtung Krankenhaus.
Es gab nur noch die Cops und die Zeugen.
Einer, ein Tourist aus Germany, hatte Erste Hilfe geleistet. Ein anderer, der sich Miguel Servantes nannte, hatte den Verdacht geäußert, es müsse sich um einen Mordanschlag handeln - und damit war automatisch Detective Spencer ins Spiel gebracht worden, weil er zur Mordkommission gehörte.
Servantes war mexikanischer Abstammung, nur sah ihm das niemand an, weil er alles andere als ein südländischer Typ war. »Von der Sonne gebleicht« nannte er sich seiner erstaunlich hellen Haut wegen. Seine Eltern waren vor einem halben Jahrhundert legal nach Texas eingewandert. Sein Paß war also absolut in Ordnung, er war US-Bürger. Nicht, daß es Spencer gestört hätte, die Aussage eines Nicht-US-Bürgers aufzunehmen, aber per Gesetz war er verpflichtet, zwischen USBürgern und Nicht-Bürgern zu unterscheiden und dabei vor allem darauf zu achten, ob er es mit Illegalen zu tun hatte.
Mit Miguel Servantes war aber alles in bester Ordnung. Er wurde dadurch interessant, daß er behauptete, sowohl den Toten als auch den Fahrer des Pontiac zu kennen. Ben Bradley hatte er identifiziert, als er hinzu kam, während der deutsche Tourist Erste Hilfe leistete. Und Brent Parker war mit ihm, Spengler und anderen Gast des Lokals gewesen, vor dem sich der tödliche Unfall abgespielt hatte.
Eigentlich hätte sich die Polizei dafür interessieren müssen, daß es sich bei dem Etablissement um eine Spielhölle handelte, aber vermutlich hatten sich Besitzer und Gäste genügend abgesichert, um nicht wegen illegalen Glücksspiels angeklagt werden zu können. Deshalb hängte sich Spencer erst gar nicht in diese Sache hinein. Ihn interessierte Servantes' Behauptung mehr, daß sowohl Täter als auch Opfer für die gleiche Firma arbeiteten - beziehungsweise gearbeitet hatten.
Bradley sollte die Kündigung erhalten haben und Parker derjenige sein, der sie unterschrieben hatte.
Servantes hatte vermutet, daß der Unfall möglicherweise ein Racheakt des Gefeuerten sein könne, weil die beiden sich nie so recht verstanden hatten; Servantes wußte daher so gut Bescheid, weil er in der gleichen Abteilung arbeitete, zusammen mit Bradley unter der Regie Parkers.
»Wie heißt denn diese Firma?« wollte Spencer wissen.
Servantes streckte den Arm aus und deutete in eine Himmelsrichtung, allerdings war in der Dunkelheit dort nicht viel zu erkennen. Es gab Hochhäuser, aber die gab es fast in jeder Gegend von El Paso.
» Tendyke Industries« , verriet Servantes.
Und in Detective Spencer machte es klick.
***
Der Tod stellte fest, daß sein Einsatz sich zu lohnen begann. Er hatte die richtige Person gewählt und damit Mißtrauen unter jenen Sterblichen geweckt, die das Rad weiterdrehen
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