0533 - Der Durchbruch
recht, wenn Sie beginnen würden."
*
Zwei Stunden später lag Alaska Saedelaere auf dem schmalen Bett in seiner Kabine und versuchte einzuschlafen. Er wußte, wie wichtig es für ihn war, daß er sich jetzt entspannte. Der Einsatz im Schwarm würde seine volle Konzentration erfordern.
Er hatte die Tür zu seiner Kabine von innen abgeschlossen und die Plastikmaske abgenommen. Das Cappin-Fragment leuchtete nur schwach. Ab und zu glaubte Saedelaere, unter dieser Maske ersticken zu müssen.
Eine biologische Maske wäre in jedem Fall sicherer und bequemer gewesen, doch sie wurde von dem Cappin-Fragment abgestoßen.
Saedelaere hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und dachte nach.
Er ahnte, daß er keinen Schlaf finden würde. Die Probleme, mit denen die Menschheit und alle anderen Intelligenzen dieser Galaxis sich auseinanderzusetzen hatten, beschäftigten ihn zu sehr.
Manchmal erschienen ihm die Ereignisse unwirklich, wie Bruchstücke eines Traumes, aus dem er nicht aufwachen konnte.
Doch dieses Gefühl war ihm bereits vertraut. Es beherrschte ihn seit jenem Unfall, als er innerhalb eines Transmitters sein Cappin-Fragment erhalten hatte.
Jemand klopfte an die Tür.
Der Transmittergeschädigte zuckte zusammen.
„Augenblick!" rief er.
Er schwang die Beine aus dem Bett und griff nach seiner Maske. Hastig befestigte er sie über dem Gesicht, dann überzeugte er sich im Spiegel davon, daß sie richtig saß. Ein Blick auf das Cappin-Fragment hatte bisher fast immer damit geendet, daß die Beobachter wahnsinnig geworden oder gestorben waren.
Saedelaere öffnete.
„Mr. Blazon!" rief er überrascht.
„Blazon Alpha!" sagte der große Mann, der im Korridor stand.
„Mein Bruder hält sich zusammen mit Corello in der GEVARI auf.
Sie nehmen sechshundert Gramm Sextagonium aus dem Behälter, um es transportbereit zu machen."
„Und Sie? Warum sind Sie nicht dabei?"
„Hm!" Blazon rieb sich das Kinn.
„Wir kennen uns doch kaum. Da wir längere Zeit auf engstem Raum zusammenleben müssen, dachte ich, daß es nichts schaden könnte, wenn wir uns ein bißchen beschnuppern würden."
„Nur zu!" Saedelaere trat zur Seite und machte eine einladende Handbewegung. „Kommen Sie herein und schnuppern Sie!"
Blazon blickte sich innerhalb des kleinen Raumes um.
„Wo lernt man sich besser kennen als während eines Spielchens?"
Saedelaere sah den Besucher erstaunt an.
„Wie?"
„Ja", Blazon nickte. „Machen wir ein Spielchen."
Er warf Karten, Rombies und Würfel auf den Tisch.
„Sie haben die Wahl !"
Saedelaere mußte lachen. Blazons Methode war ziemlich ungewöhnlich. Der Transmittergeschädigte hatte davon gehört, daß sein Besucher ein leidenschaftlicher Spieler war, aber er hatte niemals geglaubt, daß diese Leidenschaft so ausgeprägt sein könnte.
Alpha zog einen Stuhl zu sich heran.
„Ich habe darüber nachgedacht, mit wem ich während des Fluges spielen könnte", erläuterte er. „Die Mutanten kommen nicht in Betracht, sie können zu leicht betrügen. Kosum wird mit den Kontrollen beschäftigt sein, und mein Bruder mag nicht mit mir spielen. Also bin ich auf Sie gekommen. Spielen Sie gern?"
„Ich bin etwas überrascht", gestand Saedelaere. „Aber warum sollten wir nicht ein Spielchen machen?"
Blazon drohte ihm mit einem Finger.
„Ich warne Sie, Alaska. Ich bin ein guter Spieler. Ich gewinne fast immer."
Saedelaere lehnte sich zurück und blickte den anderen abwartend an.
„Ich werde ein guter Verlierer sein."
*
Der Roboter hatte den Behälter mit einer Greifhand hochgehoben und hielt ihn vor Corellos Gesicht. Die Händchen des Mutanten bewegten sich vorsichtig.
Blazon Beta sah bewundernd zu, mit welcher Geschicklichkeit Corello arbeitete.
„Sie müssen dieses Material behandeln, als wäre es etwas Lebendiges", sagte der Mutant leise. „Denn im gewissen Sinn ist es das auch."
Blazon Beta sah ihn skeptisch an.
„Sie halten meine Äußerung für übertrieben?" fragte Corello.
„Die Energie dieses Sextagoniums kann von uns zwar bis zu einem gewissen Grade manipuliert werden, aber kontrollieren können wir sie nicht. Diese Energie ist genauso geheimnisvoll wie die Energie des Lebens."
„Das ist mir zu mystisch", erklärte Blazon Beta.
Corello unterbrach seine Arbeit und blickte sich um.
„Ich vermisse ihren Bruder", erklärte er. „Warum ist er nicht hier, um uns zu helfen?"
„Er und Saedelaere machen ein Spiel." Blazon Beta lächelte entschuldigend.
Weitere Kostenlose Bücher