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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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könnten Ihnen in diesem Punkt helfen. Naoki ist eine Spezialistin in Sachen plastischer Chirurgie.«
    Fudoh antwortete nicht.
    »Keiko würde sich bestimmt freuen, wenn Sie Ihr altes Gesicht wiederbekämen.«
    Die Pupillen des Generals verwandelten sich zu Eis, weitere Reaktionen waren nicht zu erkennen. Ihm war längst klar, dass der Androide ihn nur herausfordern wollte. So schloss er einfach die Augen, als ob er schlafen würde.
    Takeo wandte sich ab. Jedes weitere Wort war vergebene Liebesmüh. Wenn er jetzt auf den Gehirn Wellenscanner schaute, gab es zweifellos nur den Sandstrand sehen. Mit ruhigen Schritten durcheilte er den Kellerraum und sandte den Funkcode für die Tür aus. Mit einem sanften Zischen fuhr sie zur Seite. Er trat hinaus, wartete, bis wieder geschlossen war, und drehte sich um.
    Vor ihm standen zwei Frauen. Naoki und Aruula.
    »Und?«, wandte er sich an die Barbarin mit den telepathischen Fähigkeiten. »Konntest du etwas erlauschen, was uns irgendwie weiterbringt?«
    ***
    Fudohs Traum
    Während sie die raue Metallwandung empor krochen, heftete Fudoh seinen Blick auf Keikos weiße Socken, die im Zwielicht der Röhre hell schimmerten. Es fehlte gerade noch, dass sich seine Freundin gerade dann umwandte, wenn er ihren vor seinem Gesicht tanzenden Hintern betrachtete. Nein, noch einmal wollte er sich nicht als hemmungsloser Sittenstrolch hinstellen lassen!
    Im gelbstichigen Kegel ihrer Taschenlampe zeichnete sich die riesige Stahlschraube ab, mit der die Außenluft angezogen und in das unterirdische System geblasen wurde. Irgendein Maschinendefekt ließ sich schon seit Jahren nicht richtig beheben, deshalb hatten sich hier findige Jugendliche, die den scharfen Kontrollen an den offiziellen Ausgängen entgehen wollten, einen Weg gebahnt. Das engmaschige Drahtgitter, das die rotierende Schraube vor Beschädigungen bewahren sollte, war längst zerschnitten und zur Seite gebogen worden.
    Keiko raffte ihren Rocksaum, damit er nicht an den vorstehenden Spitzen hängen blieb, und zwängte sich durch die Öffnung. Um sich an der stillstehenden Schraube emporzuziehen, musste sie jedoch mit beiden Händen zufassen. Dabei verrutschte der Stoff so weit, dass ihre Schenkel sichtbar wurden. Diesmal gelang es Fudoh nicht, den Blick abzuwenden. Die Rundungen ihres Körpers waren einfach zu verführerisch, um diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen.
    Die Ermahnungen, auf die er sich innerlich einstellte, blieben überraschenderweise aus. Stattdessen konnte er ihre perlweißen Zahnreihen im Dunkel schimmern sehen. Keiko amüsierte sich offensichtlich über seinen Kampf mit den Hormonen. Vielleicht hatte sie den Rock sogar absichtlich gelüftet, um seine Reaktion zu testen?
    Allein dieser Gedanke löste eine ganze Kette von Wünschen und Träumen in Fudoh aus. Plötzlich sah er sich mit Keiko eng umschlungen auf dem Bett liegen - nicht auf dem kleinen Ding in seinem Jugendzimmer, sondern in einem richtigen Ehebett, wie es junge Paare von der Dienststelle für Familienplanung erhielten.
    Eine Verbindung zwischen Keiko und ihm würde auf allerhöchstes Wohlwollen stoßen, schließlich war ihre Familie von Sapporo nach Tokio gezogen, um die gesetzliche Zirkulationsquote des Städtebundes zu erfüllen. Auf diese Weise beugten die SubCitys einer inzestuösen Fortpflanzung vor, die den Kolonien schon wenige Generationen nach dem Kometeneinschlag jede Widerstandsfähigkeit geraubt hätte.
    Fudoh bedankte sich im Stillen für die vorrausschauende Gesetzgebung, die ihnen nicht nur die Fähigkeit erhalten hatte, an die Oberfläche zu gehen, sondern ihm auch eine Freundin wie Keiko bescherte.
    Gemeinsam ließen sie die Turbinenschraube hinter sich und kletterten weiter in die Höhe. Helles Tageslicht zeichnete sich am Ende der Röhre ab, doch Fudoh und Keiko bezähmten den instinktiven Wunsch, schneller zu klettern. Knapp unterhalb des Ausstiegs saß ein Bewegungsmelder, der mit der Sicherheitszentrale verbunden war. Er sollte verhindern, das Tiere oder ungebetene Gäste unbemerkt eindrangen.
    Keiko leuchtete den zwanzig mal vierzig Zentimeter großen Kasten an, aus dem einige miteinander verlötete Kabel heraushingen. »Sieht so aus, als ob er noch manipuliert wäre«, flüsterte sie, obwohl es dafür keinen Grund gab. Das Gerät reagierte nicht auf Geräusche.
    »Ja, alles in Ordnung«, bestätigte Fudoh, froh, etwas mit seinem Wissen glänzen zu können. »Siehst du den roten Draht, der die beiden Pole

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